DER BOOM LÄSST AUF SICH WARTEN
Statistische Untersuchung zur wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland
Eine Studie zur wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1995 haben die Statistiker Laurence Rambert und Prof. Dr. Hans Gerhard Strohe aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam kürzlich veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Untersuchung mit dem Titel„Statistische Darstellung transformationsbedingter Veränderungen der Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur in Ostdeutschland“ steht der Vergleich zwischen Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern. Aber auch die statistischen Probleme bei der Analyse der Wirtschaftsdaten aus den vergangenen sechs Jahren werden in der Arbeit thematisiert.
Der Umbruch in den neuen Ländern war bis 1993 weitgehend abgeschlossen. Bis dahin gingen zwei Drittel der Arbeitsplätze
liegt der Erwerbstätigenanteil des produzierenden Gewerbes in Brandenburg wie in den neuen Ländern insgesamt bei 34 Prozent der Gesamterwerbstätigkeit und damit auf westdeutschem Niveau. Er ist jedoch durch ein übergewichtetes Baugewerbe und ein schwaches verarbeitendes Gewerbe gekennzeichnet. Betrachten wir den Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtbruttowertschöpfung, so liegt der Anteil in Brandenburg über dem Durchschnitt der neuen Länder, aber mit 21 Prozent immer noch zehn Prozent niedriger als in Westdeutschland.
Die geschilderten Umbrüche sind statistisch nicht einfach zu erfassen, da sich einerseits die statistische Berichterstattung gewandelt hat und sich andererseits Strukturbrüche bei Preisen, Produktion, Verbrauch und Beschäftigung nur schwer in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit darstellen lassen.
BIP pro Kopf der Bevölkerung in den neuen Ländern und Berlin-Ost zwischen 1991 und 1995
(in Preisen von 1991)
14100 12100*
10100
1991 1992 1993
1994 1995*
In Ostdeutschland ist Brandenburg wirtschaftlich nach wie vor Spitze. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner lag 1995 immer noch weit über dem Durchschnitt der neuen Länder. Dem wirtschaftlichen Vergleich mit den alten Ländern hält Brandenburg allerdings noch lange nicht stand. Die Bruttowertschöpfung lag 1995 noch bei weniger als der Hälfte des westdeutschen Niveaus. Quellen: Statistisches Bundesamt/Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
in der Landwirtschaft und 50 Prozent der Jobs im produzierenden Gewerbe verloren. Alle neuen Länder konnten bis 1995 die Anzahl der Arbeitsplätze in den Dienstleistungsberufen verdoppeln. In Brandenburg wuchs die Beschäftigung in diesem Bereich sogar überdurchschnittlich. Trotzdem sank zwischen 1989 und 1995 die Zahl der Arbeitsplätze in den neuen Ländern insgesamt um ein Drittel. In ganz Deutschland sind in diesem Zeitraum 2,5 Millionen Jobs verloren gegangen.
Die Stukturveränderung mancher WirtSchaftsbereiche deutet auf eine Deindustrialisierung Ostdeutschands hin. Zwar
Auch wenn große Fortschritte gemacht worden sind, bleibt die ostdeutsche Wirtschaft in einer schwachen Lage. Die oft betrachteten positiven Entwicklungen, die nach dem Zusammenbruch stattgefunden haben, konnten nicht den Rückstand zum westdeutschen Niveau wettmachen. Zum Beispiel ist in Brandenburg das Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber trotzdem konnte dieser Zuwachs den Unterschied zur westdeutschen Wirtschaft noch lange nicht ausgleichen. Immerhin liegt Brandenburg— abgesehen von dem Sonderfall Ost-Berlin— zumindest im Osten an der Spitze. 2g:
VERFAHREN ZUR FRÜHERKENNUNG VON OSTEOPOROSE
Ein neues Verfahren zur Früherkennung der Knochenmarkserkrankung Osteoporose haben Forscher der Universität Potsdam und der Freien Universität Berlin entwickelt. Mit Hilfe moderner Methoden der Chaosforschung ist es den Wissenschaftlern unter Leitung von Dr. Wolfgang Gowin gelungen, Feinstrukturen menschlicher Knochen anhand von Computertomografien zu erkennen und auszuwerten. Bislang erfolgte die Früherkennung von Osteoporose hauptsächlich durch die Messung der Mineraldichte in den Knochen. Das neue Verfahren wurde innerhalb von weniger als einem Jahr von Mitarbeitern der Arbeitsgruppe„Nichtlineare Dynamik“ der Universität Potsdam und der Osteoporoseforschungsgruppe des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität entwickelt.„Mit unserer Methode kann die Früherkennung einer Erkrankung an Osteoporose deutlich verbessert werden“, So der Leiter der Arbeitsgruppe„Nichtlineare Dynamik“, Prof. Dr. Jürgen Kurths. Zehn Prozent der deutschen Bevölkerung sind gefährdet, an Osteoporose zu erkranken. Besonders Frauen in den Wechseljahren gehören zu der Risikogruppe. Auch international haben die Forschungsergebnisse zur OsteoporoseFrüherkennung bereits für Aufsehen gesorgt. Die Potsdamer und Berliner Wissenschaftler wurden dazu eingeladen, ihr Verfahren bei der jährlichen Konferenz der renommierten Radiological Society of North-America in den USA vorzustellen. mef
INNOVATIONSKOLLEG VERLÄNGERT
Das Innovationskolleg„Formale Modelle kognitiver Komplexität“ der Universität Potsdam ist um zwei Jahre verlängert worden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zwei Millionen Mark für die Fortsetzung der Forschungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Innovationskollegs untersuchen Wissenschaftler der Fächer Sprachwissenschaft, Psychologie und Physik seit drei Jahren die höheren Denkfunktionen des Menschen. Besonders erfreulich ist nach Meinung von Prof. Dr. Gisbert Fanselow, dem Sprecher des Innovationskollegs, daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Förderungsumfang erhöht hat und so die in den letzten drei Jahren erbrachten Leistungen würdigt. Die Innovationskollegs der DFG sollen zur Etablierung von exzellenten Forschungsschwerpunkten an den Hochschulen der neuen Bundesländer beitragen. An der Universität Potsdam konnten insgesamt drei Innovationskollegs eingerichtet werden; mehr hat keine andere ostdeutsche Universität erhalten. Zg.
PUTZ 7/97
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