Heft 
(1.1.2019) 07
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DER BOOM LÄSST AUF SICH WARTEN

Statistische Untersuchung zur wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland

Eine Studie zur wirtschaftlichen Entwick­lung in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1995 haben die Statistiker Laurence Rambert und Prof. Dr. Hans Gerhard Strohe aus der Wirtschafts- und Sozial­wissenschaftlichen Fakultät der Universi­tät Potsdam kürzlich veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Untersuchung mit dem TitelStatistische Darstellung transfor­mationsbedingter Veränderungen der Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur in Ostdeutschland steht der Vergleich zwischen Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern. Aber auch die sta­tistischen Probleme bei der Analyse der Wirtschaftsdaten aus den vergangenen sechs Jahren werden in der Arbeit thematisiert.

Der Umbruch in den neuen Ländern war bis 1993 weitgehend abgeschlossen. Bis dahin gingen zwei Drittel der Arbeitsplätze

liegt der Erwerbstätigenanteil des produ­zierenden Gewerbes in Brandenburg wie in den neuen Ländern insgesamt bei 34 Pro­zent der Gesamterwerbstätigkeit und damit auf westdeutschem Niveau. Er ist jedoch durch ein übergewichtetes Baugewerbe und ein schwaches verarbeitendes Gewer­be gekennzeichnet. Betrachten wir den Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtbruttowertschöpfung, so liegt der Anteil in Brandenburg über dem Durch­schnitt der neuen Länder, aber mit 21 Pro­zent immer noch zehn Prozent niedriger als in Westdeutschland.

Die geschilderten Umbrüche sind stati­stisch nicht einfach zu erfassen, da sich ei­nerseits die statistische Berichterstattung gewandelt hat und sich andererseits Strukturbrüche bei Preisen, Produktion, Verbrauch und Beschäftigung nur schwer in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit dar­stellen lassen.

BIP pro Kopf der Bevölkerung in den neuen Ländern und Berlin-Ost zwischen 1991 und 1995

(in Preisen von 1991)

14100 12100*

10100

1991 1992 1993

1994 1995*

In Ostdeutschland ist Brandenburg wirtschaftlich nach wie vor Spitze. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner lag 1995 immer noch weit über dem Durchschnitt der neuen Länder. Dem wirtschaftlichen Vergleich mit den alten Ländern hält Brandenburg allerdings noch lange nicht stand. Die Bruttowertschöpfung lag 1995 noch bei weniger als der Hälfte des westdeutschen Niveaus. Quellen: Statistisches Bundesamt/Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg

in der Landwirtschaft und 50 Prozent der Jobs im produzierenden Gewerbe verloren. Alle neuen Länder konnten bis 1995 die Anzahl der Arbeitsplätze in den Dienstlei­stungsberufen verdoppeln. In Brandenburg wuchs die Beschäftigung in diesem Be­reich sogar überdurchschnittlich. Trotzdem sank zwischen 1989 und 1995 die Zahl der Arbeitsplätze in den neuen Ländern insge­samt um ein Drittel. In ganz Deutschland sind in diesem Zeitraum 2,5 Millionen Jobs verloren gegangen.

Die Stukturveränderung mancher Wirt­Schaftsbereiche deutet auf eine Deindu­strialisierung Ostdeutschands hin. Zwar

Auch wenn große Fortschritte gemacht worden sind, bleibt die ostdeutsche Wirt­schaft in einer schwachen Lage. Die oft betrachteten positiven Entwicklungen, die nach dem Zusammenbruch stattgefunden haben, konnten nicht den Rückstand zum westdeutschen Niveau wettmachen. Zum Beispiel ist in Brandenburg das Brutto­inlandsprodukt in den letzten Jahren deut­lich gestiegen, aber trotzdem konnte dieser Zuwachs den Unterschied zur westdeut­schen Wirtschaft noch lange nicht ausglei­chen. Immerhin liegt Brandenburg abge­sehen von dem Sonderfall Ost-Berlin zu­mindest im Osten an der Spitze. 2g:

VERFAHREN ZUR FRÜHERKENNUNG VON OSTEOPOROSE

Ein neues Verfahren zur Früherkennung der Knochenmarkserkrankung Osteoporose haben Forscher der Universität Potsdam und der Freien Universität Berlin entwickelt. Mit Hilfe moderner Methoden der Chaos­forschung ist es den Wissenschaftlern unter Leitung von Dr. Wolfgang Gowin gelungen, Feinstrukturen menschlicher Knochen an­hand von Computertomografien zu erkennen und auszuwerten. Bislang erfolgte die Früher­kennung von Osteoporose hauptsächlich durch die Messung der Mineraldichte in den Knochen. Das neue Verfahren wurde inner­halb von weniger als einem Jahr von Mitarbei­tern der ArbeitsgruppeNichtlineare Dyna­mik der Universität Potsdam und der Osteo­poroseforschungsgruppe des Universitäts­klinikums Benjamin Franklin der Freien Uni­versität entwickelt.Mit unserer Methode kann die Früherkennung einer Erkrankung an Osteoporose deutlich verbessert werden, So der Leiter der ArbeitsgruppeNichtlineare Dynamik, Prof. Dr. Jürgen Kurths. Zehn Pro­zent der deutschen Bevölkerung sind gefähr­det, an Osteoporose zu erkranken. Besonders Frauen in den Wechseljahren gehören zu der Risikogruppe. Auch international haben die Forschungsergebnisse zur Osteoporose­Früherkennung bereits für Aufsehen gesorgt. Die Potsdamer und Berliner Wissenschaftler wurden dazu eingeladen, ihr Verfahren bei der jährlichen Konferenz der renommierten Radiological Society of North-America in den USA vorzustellen. mef

INNOVATIONSKOLLEG VERLÄNGERT

Das InnovationskollegFormale Modelle ko­gnitiver Komplexität der Universität Pots­dam ist um zwei Jahre verlängert worden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zwei Millionen Mark für die Fort­setzung der Forschungsarbeiten zur Verfü­gung gestellt. Im Rahmen des Innovations­kollegs untersuchen Wissenschaftler der Fächer Sprachwissenschaft, Psychologie und Physik seit drei Jahren die höheren Denkfunktionen des Menschen. Besonders erfreulich ist nach Meinung von Prof. Dr. Gis­bert Fanselow, dem Sprecher des Innova­tionskollegs, daß die Deutsche Forschungs­gemeinschaft den Förderungsumfang er­höht hat und so die in den letzten drei Jahren erbrachten Leistungen würdigt. Die Innova­tionskollegs der DFG sollen zur Etablierung von exzellenten Forschungsschwerpunkten an den Hochschulen der neuen Bundeslän­der beitragen. An der Universität Potsdam konnten insgesamt drei Innovationskollegs eingerichtet werden; mehr hat keine andere ostdeutsche Universität erhalten. Zg.

PUTZ 7/97

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