AUF DER DATENAUTOBAHN AUS DEM ELFENBEINTURM
„Expertenmakler”“ verbessert Kontakt zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Die Suche nach Experten für wissenschaftliche Themen war für Journalisten lange Zeit ein äußerst mühsames Geschäft. Die geeigneten Fachleute konnten oft nur durch zeitaufwendige und kostspielige Telefonrecherchen ausfindig gemacht werden. Abhilfe schafften vor knapp drei Jahren Mitarbeiter der Universitäten Bayreuth und Clausthal. Mit ihrem„Informationsdienst Wissenschaft“(idw) ermöglichten sie eine zügige Expertenvermittlung per Internet. Inzwischen hat sich der idw als wertvolle Recherchehilfe für Journalisten und als wichtiges Instrument der Öffentlichkeitsarbeit für über 200 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert. Seit wenigen Monaten wird die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Medien auch von der Universität Potsdam genutzt.
Die Vermittlung von Experten per Datenautobahn funktioniert schnell und unkompliziert. Die Journalisten senden ihre Anfragen per e-mail an das Rechenzentrum der Universität Clausthal. Von dort werden sie an die angeschlossenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen weitergeleitet. Die dortigen Pressestellen gehen nun auf Expertensuche und stellen im Erfolgsfall wiederum per e-mail den Kontakt zu den Journalisten her.
Inzwischen treffen rund 20 Anfragen pro Woche in Clausthal ein. Erklärungen für Phänomene wie Aggression im Straßenverkehr, Kaffeesucht oder„Putzfimmel“ werden ebenso gesucht wie Einschätzungen von Fachleuten zum Aids-Schnelltest aus der Apotheke oder zur europäischen Währungsunion.„Die meisten Journalisten-Fragen betreffen den naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich“, sagt der idw-Mitarbeiter an der Universität Bayreuth, Christian Wißler. Aber auch Sozialwissenschaftler, Psychologen und Informationswissenschaftler seien zunehmend gefragt.
Daß ein Journalist leer ausgeht, ist selten. Meistens können sogar mehrere Experten vermittelt werden.„Es kommt durchaus vor, daß eine Frage mit fünf verschiedenen Antworten versehen wird“, so Wißler.
Der große Erfolg bei den Medienvertretern hat die idw-Macher dazu veranlaßt, einen zweiten Vermittlungsdienst für Unternehmen einzurichten. Im September wurde ein„Transfermakler“ gestartet, der für die Vermittlung von technologischen Innovationen und Know-how sorgen soll. „Damit wollen wir die regionale Beschränkung im Transferbereich aufbrechen“, erklärt Wißler. Rund 40 Vermittlungsstellen von Hochschulen und_Forschungseinrichtungen beteiligen sich bereits an dem Projekt.
Ergänzt werden die Maklerdienste des idw durch ein umfangreiches Informationsangebot. Neben Pressemitteilungen und Veranstaltungsterminen aus dem Forschungsbereich kann man unter der idwAdresse im Internet auch Auszüge aus wissenschaftlichen Zeitschriften finden. Bislang sind alle Serviceleistungen noch kostenlos. Finanziert wird das Projekt bis Oktober 1999 mit 1,7 Millionen Mark vom Bundesforschungsministerium. Für die Zeit danach müssen sich die Betreiber um neue Geldquellen bemühen.„Im nächsten Jahr werden wir ein Konzept zur Weiterführung des Projekts vorlegen“, sagt Wißler. Verschiedene SponsorenModelle seien zur Zeit noch„im Stadium der Diskussion“.
Über weitere Ergänzungen des Angebots wird trotzdem bereits nachgedacht. Zusätzliche Serviceangebote wie ein Stellenmarkt für wissenschaftliche Einrichtungen sind laut Wißler bereits geplant. Auch der Kreis der idw-Mitglieder soll erweitert werden:„Wir peilen die Internationalisierung an“, so Wißler. Bereits jetzt sind mit dem Weizmann-Institut in Israel und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen in Rom zwei Einrichtungen außerhalb des deutschsprachigen Raumes im idw vertreten. mcef
Der Informationsdienst Wissenschaft ist im Internet unter der Adresse http:// www.tu-clausthal.de/idw/ zu finden.
INFORMATIONEN ZUR FORSCHUNGSFÖRDERUNG
DFG—- Neue Schwerpunktprogramme Der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) hat die Einrichtung von neuen Schwerpunktprogrammen beschlossen. Die DFG wird ab 1998 u.a. fördern:
— Informatikmethoden zur Analyse und Interpretation großer genomischer Datenmengen,
— Professionalisierung, Organisation, Geschlecht. Zur Reproduktion und Veränderung von Geschlechterverhältnissen in Prozessen sozialen Wandels(Antragsfrist: 15.09.97),
— Wechselwirkung intensiver Laserfelder mit Materie,
— Molekulare Steuerungsmechanismen der Zellwanderung,
— Fluidzerstäubung und Sprühvorgänge,
— Systemtheoretische Verfahren zur Führung transeuropäischer Energienetze,
— Handhabung hochdispersiver Pulver,
— Neue Schichtstrukturen für Brennstoffzellen der Membran- und oxidkeramischen Technik,
— Hochfeld-EPR in Biologie, Chemie und Physik,
— Lesesozialisation in der Mediengesellschaft und
— Molekulare Grundlagen neuronaler Reparaturmechanismen. Nähere Informationen sind im Dezernat 1 der Universität Potsdam unter 0331/977-1778 zu erhalten.
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VW-Stiftung—
Neue Förderschwerpunkte
Das Kuratorium der Volkswagen-Stiftung hat die Einrichtung der Schwerpunkte Physik, Chemie und Biologie mit Einzelmolekülen sowie globale Strukturen und deren Steuerung beschlossen. Weitergehende Informationen sind im Dezernat 1 der Universität unter 0331/977-1778 erhältlich. rl;
VW-Stiftung-„Nachwuchsgruppen“
Im Programm„Nachwuchsgruppen an den Universitäten“ der Volkswagen-Stiftung wurden rund 300 Anträge mit einem Antragsvolumen von 580 Mio DM eingereicht. Aus diesen hat das Kuratorium der Stiftung auf seiner Sitzung am 20. Juni 1997 15 Gruppen zur Förderung ausgewählt. Die Stiftung hat einige Modifikationen des Programmes beschlossen. Unter anderem wurde der Stichtag für die Vorlage der Anträge auf den 15. Januar 1998 vorverlegt. Weitere Informationen sind im Dezernat 1 der Universität oder über die Homepage der Stiftung(http:// www.volkswagen-stiftung.de) abrufbar. ri.
Hessischer Innovationspreis Haushaltsreform Der hessische Minister der Finanzen wird
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PUTZ 7/97