PUTZ 8/99
Sport/ Buchtipps
Berufsziel im Blick
Im Gespräch Dr. Günther Dießner
Der nächste Winter steht vor der Tür. Er bietet auch Sportstudierenden der Universität Potsdam wieder Gelegenheit, an einer Skiausbildung teilzunehmen. Diese Ausbildung hat in Potsdam eine lange Tradition. Denn seit 1950 gibt es hier eine Skiausbildung. Bereits 1956 gründete Prof. Dr. Günther Dießner an der damaligen Pädagogischen Hochschule die Fachschaft Wintersport. Die Skiausbildung ist bis heute obligatorischer Bestandteil der Sportlehrerausbildung. Als Professor für Sportmotorik befaßte sich Günther Dießner aber nicht nur mit der Theorie und Praxis des_Wintersports, sondern ebenso mit Schwimmen und Rudern. PUTZ unterhielt sich mit Prof. Dießner.
PUTZ: Sie haben an der Vorgängereinrichtung der Universität Potsdam studiert und 40 Jahre hier‘ gelehrt‘ und‘ geforscht. Es wäre also ein Wunder, wenn Sie die Entwicklung des Institutes für Sportwissenschaft nicht verfolgen würden. Günther Dießner: Am Institut für Sportwissenschaft hatte ich bis 1995 eine Professur für Bewegungswissenschaft. Bis
Der 1930 geborene Günther Dießner schloß 1955 an der Pädagogischen Hochschule Potsdam ein Sportlehrerstudium ab. Er arbeitete bis 1995 als Professor für Sportmotorik am Institut für Sportwissenschaft. Foto: Fritze
1997 habe ich noch die Skilehrerausbildung für Sportstudierende durchgeführt, die nach meinem Ausscheiden endete. Zurzeit führe ich noch eine Skilehrerausbildung für Sportlehrer durch. 80 Prozent dieser Praktiker sind ehemalige Absolventen der Hochschule. Mit besonderer Aufmerksamkeit beobachte ich natürlich die Sportlehrer, die erst nach 1990 studiert haben. Mit Freude kann. ich. feststellen,
dass sie nicht nur die neuen und anspruchsvollen Studienprogramme absolviert haben, sondern, dass sie auch in der Schule ihre Bewährungsprobe bestehen.
PUTZ: Sie‘ waren‘ immer streitbar und unbequem im sachbezogenen Disput. Welche kritischen Aspekte sehen Sie in der heutigen Ausbildung von Sportstudenten insgesamt? Günther Dießner: Für mich war es großartig zu erleben, was sich nach 1989 an Möglichkeiten ‚fachlicher Entfaltung und Erweiterung eröffnete. Die großzügige Ausstattung mit Sportgeräten, Forschungsausrüstungen und Literatur— das alles bot Voraussetzungen für die Forcierung des Sportlehrerstudiums. Zugleich beobachte ich gewisse einseitige Differenzierungen und Formen der Spezialisierung, die es Studenten oftmals erschwert, ihr Berufsziel klar zu erkennen. Das lehne ich ab. Bei allen Differenzierungen im Studium sollten Studenten auch in einer festen Studienzeit ihre Ausbildung abschließen und so zeitig wie nur möglich die Felder der Praxis kennenlernen.
PUTZ: Vielen Dank für das Gespräch!
Marktreifes Produkt
Was 1998 noch als Prototyp vorgestellt wurde, ist nunmehr den Kinderschuhen entwachsen. Auf der Internationalen Fachmesse für Freizeit-, Sportund Bäderanlagen fsb 99 in Köln präsentierte Ende Oktober‘ 1999‘das’ Institut‘ für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam gemeinsam mit der Uni-Ausgründung Inno Trend und ERHARD Sport International das Klettersimulationsgerät„boulder 2800“ als marktreifes Produkt. Die 2,80 m große rotierende und kippende Kletterscheide ist inzwischen weltweit
zum Patent angemeldet. PUTZ
Klettern einmal anders Foto: zg.
Die Kaffee-Theorem-Maschine
"Wenn Zahlen nichts schönes sind, dann weiß ich nicht, was schön ist", sagte Paul Erdös, der große ungarische Mathematiker oft. Und auf der Suche nach der verborgenen Schönheit der Axiome, Graphen und Theoreme reiste Erdös seit dem zweiten Weltkrieg durch die Welt.
Lange bevor das Internet die Mathematiker weltweit zu einem großen, pulsierenden Superhirn vernetzte, sammelte Erdös die verstreuten Gedanken in aller Welt auf, fand Lösungen oder schuf Verbindungen zu Wissenschaftlern, die
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sich mit ähnlichen Fragen herumplagten.
Für Erdös war Mathematik keine einsame Beschäftigung, sondern eine gesellschaftliche Aktivität, ein"bewegliches Fest"- oft bei Kaffee und Zigaretten. Denn, so Erdös:"Ein Mathematiker ist eine Maschine; die Kaffee in Theoreme verwandelt."
Von diesem"beweglichen Fest" der Kaffe-Theorem-Maschine erzählt Bruce Schechters Biographie"Mein Geist ist offen". Spannend erzählt Schechter das turbulente Leben des Mathematikers zwischen New York, Budapest
und Kalkutta. Wie nebenher gelingt es ihm auch noch, Erdös Begeisterung für Primzahlen, Dimensionen und Vektoren auch für Leser verständlich zu! machen; die. sich‘ nur "mäßig an ihre Schulmathematik" erinnern können. Paul Erdös starb im September 1996. So wird aus dem Buch. über
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sein Leben auch eine ‚kleine Weltgeschichte der Mathematik der letzten 50. Jahre. mf
Mein Geist ist offen. Die mathematischen Reisen des Paul Erdös. Von Bruce Schechter. Birkhäuser Verlag 1999. 290 Seiten. 49,80 Mark. ISBN 3-7643-6083-6