Jenseits der Tradition
Gründung des„Potsdam Center for Transatlantic Security and Military Affairs“
Im Beisein von NATO-Generalsekretär George Robertson und Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping wurde Anfang März in Potsdam ein neues Forschungszentrum zu Fragen transatlantischer Sicherheits- und Militärpolitik eröffnet. Scharping ist zugleich Schirmherr und Ehrenvorsitzender des Zentrums- gemeinsam mit dem früheren amerikanischen Außenminister und Nationalen Sicherheitsberater der USA, Dr. Henry A. Kissinger. Gründer und Direktoren sind die Industriemanagerin und Zeithistorikerin Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos, die soeben eine Honorarprofessur für Internationale Sicherheitspolitik an der Universität Potsdam erhielt, und Prof. Dr. Manfred Görtemaker, Inhaber der Professur für Neuere Geschichte. Mit ihm unterhielt sich PortalRedakteurin Petra Görlich.
Welches waren die Ausgangsüberlegungen für die Gründung eines solchen Zentrums? Görtemaker: Unsere Überlegungen gingen davon aus, dass wir uns in Deutschland seit der Vereini8 gung der beiden deutschen Staaten in einer völlig anderen Situation befinden. Vor 1989/90 trug die Bundesrepublik praktisch kaum Verantwortung im internationalen Be“reich. Heute ist Deutschland mit großen Erwartungen konfrontiert und kann sich den gewachsenen Verpflichtungen nicht mehr entziehen. Die deutschen Auslandseinsätze seit Anfang der 90-er Jahre in Kambodscha, Somalia, Bosnien, Mazedonien und im Kosovo sowie nach dem 11. September in Afghanistan zei
Prof. Görtemaker
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In Potsdam versammelte
petenz: NATO-Generalsekretär George Robertson (l.), Prof. Dr. Margarita
digungsminister Rudolf Scharping(r.).
gen dies mehr als deutlich. Allerdings sind wir darauf intellektuell immer noch nicht ausreichend vorbereitet, wir operieren gewissermaßen aus dem Tagesgeschäft heraus. Das kann auf Dauer so nicht bleiben. Deshalb brauchen wir grundlegende Studien zu Fragen der Sicherheitsund Militärpolitik.
Ihr Anliegen ist es vor allem, die Diskussion über sicherheitspolitische Fragen in die Öffentlichkeit zu bringen?
Görtemaker: Das ist uns sehr wichtig. Es geht darum, die Debatte nicht den Experten hinter verschlossenen Türen zu überlassen, sondern Öffentlichkeit zu schaffen— Öffentlichkeit für Fragen, die zum Teil auch unbequem sind. Wie die Diskussionen dann ausgehen, ist dabei offen.
Die Ausrichtung Ihres Zentrums ist in Deutschland einzigartig. Weltweit nicht. Woran orientieren Sie sich?
Görtemaker: Es gibt eine ganze Reihe von Einrichtungen dieser Art im Ausland. Vorwiegend natürlich in den USA, aber auch in Großbritannien und Frankreich. Dass es diese Institutionen dort seit langem gibt, liegt an der andersartigen Tradition außenpolitischen Denkens. In Deutschland selbst, Sie haben Recht, existiert ein Zentrum mit dieser Ausrichtung nicht. Wohl aber Einrichtungen, die sich mit außenpolitischen Analysen beschäftigen, wie etwa die Stiftung Wissenschaft und Politik oder die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Im weiteren Sinne gehören dazu auch die fünf Friedensforschungsinstitute, die es in der Bundesrepublik gibt.
Worin unterscheidet sich das Potsdamer Zentrum von diesen?
sich militärpolitische Kom
Mathiopoulos(m.), Vertei
Uni Aktuell
www.uni-potsdam.de/portal /apro2/uniaktuell
Görtemaker: Ich selbst komme aus der Friedensforschung. Damit habe ich mich in den 70-er Jahren viel beschäftigt. Was mich dabei hauptsächlich störte, war die Politikferne. In der Regel wird sehr theoretisch gearbeitet. Wir haben einen anderen Zugang. Der ist politikorientiert, politiknah. Aber nicht in der Weise, dass wir uns abhängig machen. Deshalb auch die Mischfinanzierung unseres Zentrums, die Unabhängigkeit gewährleistet.
Was hat eigentlich die Uni mit dem Zentrum zu tun?
Görtemaker: Nun, es gibt Berührungspunkte. Zum einen über die beiden Gründungsdirektoren, die zugleich Angehörige der Universität sind. Zum anderen durch das Einbeziehen der Professur für Militärgeschichte in unsere Arbeit. Die Hochschule beabsichtigt außerdem die Einrichtung eines Studienganges„International Relations“. Hierzu kann das Zentrum einen Beitrag leisten.
Im Herbst geht die Arbeit definitiv los? Görtemaker: Ja. Die Arbeit hat bereits begonnen. Aber bis die inneren Strukturen endgültig stehen, wird es wohl noch einige Monate dauern. Zwischendurch werden wir einige kleinere Veranstaltungen abhalten. Im Herbst soll es jedoch mit einer größeren wissenschaftlichen Konferenz losgehen. Dazu hat auch Henry Kissinger seine Teilnahme zugesagt.
Mathiopoulos Honorarprofessorin
Neben Prof. Manfred Görtemaker ist Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos Direktorin des„Potsdam Center for Transatlantic Security and Militaty Affairs“. Die Industriemanagerin und Zeithistorikerin wurde 1957 in Bonn geboren. Sie studierte Geschichte, Poli- 9
tikwissenschaften und Jura an den Universitäten Bonn, an der Sorbonne, in Harvard und Stanford. Sie promovierte 1986. Im Jahre 1995 wurde sie zur Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Politik an der Technischen Universität Braunschweig berufen. Seit Sommer 2001 ist sie als Geschäftsführende Gesellschafterin in der EAG European Advisory Group GmbH in Berlin tätig. Am 14. Februar 2002 wurde ihr von der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam eine Honorarprofessur für Internationale Sicherheitspolitik verliehen. Red.
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