Titel
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Perspektiven der Lehrerbildung
Die Lehramtsausbildung an der Universität Potsdam soll reformiert werden
Für die Lehrerbildung der Universität Potsdam haben sich nicht erst seit Entwicklung der Curricula
der PISA-Studie neue Herausforderungen ergeben. Auch die Empfehlun
gen des Wissenschaftsrats zur künftigen Struktur der Lehrerbildung vom Entscheidend für die Qualität der Lehrerbildung ist die Entwicklung fachwissenschaftlicher, fach
didaktischer und erziehungswissenschaftlicher
November 2001 sind Anlass zu einer gründlichen Analyse und zur Stellungnahme der für Lehrerbildung zuständigen Prorektorin der Univer
sität, Prof. Dr. Gerda Haßler.
ie Lehrerbildung ist in Potsdam, wie an Drien Universitäten Deutschlands, quer
zu den Fakultäten angelegt und ohne institutionelle Verankerung organisiert. Professionelles Selbstverständnis können angehende Lehrer in diesen institutionellen Zusammenhängen kaum entwickeln, da sie sich in allen Studienbereichen gegenüber Studierenden der Fachwissenschaften und der Erziehungswissenschaften in einer ungünstigeren Lage sehen. Mit einem geringeren Stundenvolumen als die Studierenden der einzelnen Diplom- und Magisterstudiengänge müssen sie Stoff und Methoden mehrerer Fächer erfassen.
Eine integrierende Funktion kommt dabei den Theorie-Praxis-Beziehungen im Lehramtsstudium zu, die zugleich motivierende und die Motivation zum Lehrerberuf überprüfende Funktion haben. Schulpraktische Studien bereits in der ersten Phase der Lehrerbildung sind deshalb als Lehrveranstaltungen unverzichtbar. Sie gewährleisten, dass pädagogische Praxis erfahren und wissenschaftlich reflektiert wird und machen zugleich die Studierenden mit erziehungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Evaluation und Forschung vertraut. Diese Funktion erfüllen Praxisstudien allerdings nur, wenn sie vorbereitet, begleitet und ausgewertet werden und auf diese Weise eine tatsächliche Einbeziehung in die wissenschaftlichen Studien
Curricula. Gegenwärtig sind die fachwissenschaftlichen Curricula kaum auf die Bedürfnisse der Lehramtsstudierenden ausgerichtet, das heißt reine fachwissenschaftliche Betrachtung ist bestimmend, nicht jedoch die Orientierung auf die Schule. Lehrende fühlen sich oft nicht für die Breite eines Faches zuständig. Referenzdisziplinen, die in der Forschungsausrichtung gegenwärtig nicht nötig scheinen, werden zunehmend auch in der Lehrerausbildung weggelassen. Die Folge ist ein exemplarisches Lernen, das selektiv und prüfungsstofforientiert ist und auf Breite, Verfügbarkeit und Anwendbarkeit des Wissens verzichtet. Die Kompetenz der Lehrer sollte sich jedoch nicht auf Teilaspekte einer Disziplin beschränken. Die Ausbildung muss weiterhin so solide sein, dass Lehrer sich moderne Weiterentwicklungen ihrer Fächer im Beruf selbst aneignen.
Die Fachdidaktiker haben ihr Selbstverständnis als wissenschaftliche Disziplin reflektiert und konnten in einzelnen Fällen auch reale Bezugspunkte im jeweiligen Schulfach ausbauen. Das zunehmende Fehlen von Fachdidaktiken und die untergeordnete Rolle, die ihnen an den Fakultäten zugeschrieben wird, sorgte jedoch für weitgehende Resignation. Das Verhältnis von Fachdidaktik zu Fachwissenschaft ist auch in Potsdam kritisch bis zur Bestandsgefährdung. Für die weitere Entwicklung der Lehramtsstudiengänge muss daher die Fachdidaktik deutlicher profiliert und in die Lage versetzt werden, ihrer Rolle als Integrationswissenschaft gerecht zu werden. Dabei müssen auch die Bedingungen für die fachdidaktische Forschung geschaffen werden.
Für die erziehungswissenschaftlichen Studien
Prof. Dr. Gerda Hassler
an der Universität erfahren. In dieser hochschul- kommt es darauf an, dass die schul- und unter- ist Prorektorin für Lehre didaktisch durchdachten Theorie-Praxis-Bezie- richtsbezogenen Teile der Erziehungswissen- und Studium und damit hung liegt die Originalität der Potsdamer Lehr- schaft, der Pädagogischen Psychologie, der Bil- auch für die Lehrerbilamtsausbildung. dungssoziologie und weiterer Studienelemente dung zuständig.
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Portal 3-4/02