Heft 
(1.1.2019) 03
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Diagnose

Titel

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für erfolgreiches Lernen

Lehramtsstudierende loben das pädagogisch-psychologische Diagnostikpraktikum

Die PISA-Studie hat es bewiesen: Spitzenreiter im internationalen schulischen Leistungsvergleich sind diejenigen Länder, die großen Wert auf eine langfristige Lernförderung aller Schüler legen. Eine dementsprechende Ausbildung zukünftiger Lehrer erfolgt an unserer Universität im Institut für Psychologie, imDiagnostik-Praktikum.

ines steht außer Zweifel: Bevor ein Lehrer

eine Fördermaßnahme ergreifen kann,

muss er wissen, wie es um seinen Schü­ler steht. Inwieweit hat er den Unterrichtsstoff oder Teile davon begriffen(Lernzielkontrolle)? Welche Schwierigkeiten hatte er beim Lernen (Lernprozesskontrolle)? Was hält er vom konkre­ten Unterrichtsinhalt(Kontrolle von Interesse und Lernmotivation)? Unter welchen Bedingun­gen erledigt es seine Hausaufgaben(soziale Gegebenheiten)? Insofern muss ein Lehrer ähnlich wie ein Arzt- ein guter Diagnostiker sein. Das in seiner Ausbildung dafür vorgesehe­ne Diagnostik-Praktikum umfasst eine Semes­terwochenstunde Vorlesung, eine Semesterwo­chenstunde vorbereitendes Seminar und schließlich eine Woche durchgängig betreutes

schulisches Praktikum in kleinen Gruppen.

In der Vorlesung werden die Studierenden unter anderem mit Mess- und Testmethoden, mit dem Beobachten und Beurteilen und abschließend mit den konkreten Feldern der Lern- und Leis­tungsdiagnostik, der objektiven Bewertung des

Nicht selten fliegen in den Pausen die Fäuste. Uni-Studenten be­obachten in ihrem Prak­tikum auch das Verhal­ten der Schüler in der Zeit zwischen den

Unterrichtsstunden.

Foto: Fritze

Unterrichts sowie der Diagnostik sozialemotio­naler Merkmale der Schüler vertraut gemacht.

Im vertiefenden Seminar lernen sie dann viel Handwerkliches für die diagnostische Tätig­keit. Beispielsweise verständigen sie sich mit dem Seminarleiter über Kriterien für erfolgrei­ches Lernen oder für bestimmte Verhaltenswei­sen der Schüler, über die Anfertigung von Klad­den mit Tabellen für ein effizientesBeobachten nahe am Verhalten und anderes.

In der Schule selbst heißt es dann, die kennen gelernten diagnostischen Verfahren gezielt anzuwenden. Verlangt werden systematische Kurzzeitbeobachtungen von Schülern, Situa­tionsbeschreibungen im Unterricht und in Pau­sen, Informationsgespräche mit Lehrern, Schü­lern und Eltern sowie als Schwierigstes ein psychodiagnostisches Explorationsgespräch mit einem Schüler. In Einzel- und Gruppengesprä­chen mit dem Betreuer aus dem Institut für Psychologie und den Lehrern erfolgt ständig ein intensiver Gedanken- und Erfahrungsaustausch.

Das Diagnostik-Praktikum endet mit einer schriftlichenLeistungs- und Sozialverhalten­scharakteristik eines Schülers, verbunden mit begründeten pädagogischen Schlussfolgerun­gen.

Eine Befragung hat ergeben, dass mehr als 70 Prozent der Studenten die Vorbereitung auf den unmittelbaren schulischen Einsatz durch Vorle­sung und Seminare sowie die schulische Rele­vanz des Gelernten als ‚sehr gut und ‚besonders guf, das Praktikum überhaupt als professionell und berufsmotivierend einschätzen, bemerkt Prof. Dr. Joachim C. Brunstein. Als Praktikums­hauptverantwortlicher verweist er allerdings bedauernd auf die Unterbewertung der Diagnos­tik-Lehramtsausbildung in den entsprechenden curricularen Richtlinien und die daraus resultie­renden Mittel- und Personalprobleme.

Trotz allem arbeiten die einbezogenen Instituts­kolleginnen und-kollegen mit hohem Engage­ment, und ich glaube, unser Diagnostik-Prakti­kum kann sich auch im Universitätsvergleich durchaus sehen lassen, so Brunstein. ak

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