Heft 
(1.1.2019) 03
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Vom Wollen und Können

Stefan Fries entwickelt Methode zur gleichzeitigen Motivations- und Denkförderung

Spätestens seit der Pisa-Studie wissen wir, dass es mit dem Leistungsni- schen Denkaufgaben vor. Bevor sie an die Arbeit veau an deutschen Schulen nicht zum Besten bestellt ist. Stefan Fries hat mit seiner Dissertation zumWollen und Können nun einen Weg aufge­zeichnet, wie dieses Niveau zumindest im Bereich des induktiven Denkens gehoben werden kann. Für die Arbeit, die am Institut für Psychologie der Universität Potsdam entstand, erhielt er auf dem diesjährigen Neujahrs­empfang des Rektors der Universität Potsdam den von der Universitätsge­

sellschaft Potsdam e.V. jährlich vergebenen Preis für die beste Promotion.

gingen, mussten sie selbst einschätzen, wie vie­le sie davon lösen können. Um zu überprüfen, ob das integrierte Training auch tatsächlich die vermuteten Effekte erzielt, wurden insgesamt 256 Schüler aus 14 Klassen jeweils 14 Unter­richtsstunden lang trainiert. Einige Schüler erkannten schnell, dass sie ihre Ziele nur mög­

ie besondere Leistung von Dr. Fries D besteht darin, eine Methode erarbeitet zu

haben, mit der sowohl die Denkfertigkei­ten als auch die Motivation von Schülern gestei­gert werden kann, das so genannteIntegrierte Training. Hierzu wird ein an Schulen bereits sehr erfolgreich angewendetes Denktraining mit Übungen aus Motivförderprogrammen ver­knüpft. Die Idee der kombinierten Methode basiert auf der Einsicht, dass es bei herkömm­lichen Programmen zur Förderung geistiger Kompetenzen meist dem Geschick des Trainers überlassen ist, die Teilnehmer zu motivieren. Dies könnte, so Fries, die Ursache für eine zum Teil ausbleibende Wirkung der Förderbemühun­gen sein. Daher biete es sich vor allem bei Kin­dern und Jugendlichen an, ihre Zuversicht in den Erfolg zu steigern und ihre Furcht vor Misserfolg zu verringern, damit sie eine Fördermaßnahme in positiver motivationaler Ausrichtung angehen. Umgekehrt wirkt sich auch die kognitive Förde­rung positiv auf die Motivation der Schüler aus, denn das Wissen um das eigene Können erleich­tert das Wollen. Entscheidend bei der Motiva­tionsförderung ist, den Kindern beizubringen, sich selbst realistische Ziele zu setzen. Das geschieht meist spielerisch, indem sie zum Bei­spiel Ringe über einen Pflock werfen müssen. Je nachdem wie oft sie treffen, lernen sie nach eini­gen Versuchen, ihre Leistungsfähigkeit einzu­schätzen.

Das Denktrainig arbeitet zumeist mit Textaufga­ben, die bildlich oder mathematisch dargestellt werden. Die Kinder sollen dabei die gemeinsa­men Eigenschaften von Aufgabentypen erken­nen. Zum Beispiel: Messer, Gabel, Schere, Säge, Axt. Welcher Begriff passt nicht zu den anderen? Beim integrierten Training nun wird die Motiva­tionsförderung direkt auf die Aufgaben des Denktrainings bezogen. Dazu legte Fries zehn­bis dreizehnjährigen Kindern an einer Potsda­mer Grund- und einer Gesamtschule die klassi­

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lichst niedrig stecken mussten, um jedes Mal einen scheinbaren Erfolg zu haben. Sie sagten also beispielsweise, dass sie nur zwei der sechs Aufgaben lösen könnten; obwohl sie wussten, dass sie zu mehr in der Lage waren. Entschei­dend ist es aber, sich möglichst realistische Ziele zu setzen, denn nur so kann gelernt werden, dass Anstrengung und Erfolg zusammenhän­gen. Fries ging darum dazu über,Mutpunkte zu vergeben, wenn sich die Kinder höhere Ziele steckten und diese dann auch erreichten. Denn echte Freude über den Erfolg kommt nur auf, wenn wirklich etwas geleistet worden ist. Und diese Freude über den Erfolg ist ein wichtiges Ziel beim integrierten Training. Schließlich soll der Spaß am Verbessern des eigenen Könnens die Kinder zum Lernen motivieren, und zwar nicht nur während des Trainings, sondern auch während des normalen Unterrichts. Die empiri­schen Untersuchungen in den Schulen zeigten, dass die Denkförderung hervorragend funktio­niert und dabei ein Leistungsniveau erreicht wird, das über jenem des herkömmlichen Denk­trainings liegt. Auch die Motivation der Schüler ließ sich positiv beeinflussen, blieb jedoch teil­weise hinter den Erwartungen zurück. Fries führt das darauf zurück, dass Trainingsteile zur Motivationsförderung insgesamt doch sehr kurz waren. Er ist aber davon überzeugt, dass das integrierte Training auf Grund seiner Anwen­dungsorientiertheit eine gute Methode ist, um die Motivation und die Denkfertigkeiten für den Schulunterricht zu steigern. Fries will sein Trai­ning nun publizieren, damit es in Schulen genutzt werden kann.

Dietgard Tomczak

Auch wenn es so manches Kind nicht wahrhaben möchte, schulische Leistungen sind durchaus zu steigern.

Foto: Tribukeit