Jiddische Lieder und Klesmermusik
Das Tonarchiv David Kohans in der Potsdamer Religionswissenschaft
Schon seit einiger Zeit wird im Rahmen der jüdischen Studien an der Universität Potsdam die Erforschung jiddischer und jüdischer Musik intensiv betrieben. Karl-Erich Grözinger, Professur für Religionswissenschaft, ist es nun gelungen, David Kohans einzigartiges Tonbandarchiv jiddischer Musik an die Universität zu holen, wo es in einem von der Thyssen-Stiftung geförderten ProJjekt innerhalb der nächsten vier Jahre archiviert, katalogisiert und digitalisiert wird.
avid Kohan wurde 1920 in Warschau D geboren. Er kämpfte während der Scho
ah mit Partisanen, bevor er 1947 nach Berlin kam. Hier wurde er schnell zu einer nicht weg zu denkenden Figur im sich neu bildenden jüdischen Kulturleben. Gegen alle Widerstände druckte er schon im noch in Ruinen liegenden Berlin jiddische Bücher, und bereits in den 6oer Jahren bot er im Rahmen der Jüdischen Volkshochschule Jiddischkurse an. Die Erhaltung und Erforschung jiddischer Sprache und Musik sollte zu einer Lebensaufgabe werden, die er gleichermaßen als Lehrer, Herausgeber jiddischer Literatur und Journalist verfolgte. Vor allem seine musikalischen Forschungen sind außergewöhnlich: Selbst als Vorbeter und Sänger tätig, sammelte Kohan von 1945 an bald ein halbes Jahrhundert jiddische Musik und dokumentierte diese auf 325 Tonbändern und Audio
Wer Klesmermusik gern einmal live erleben möchte, hat dazu demnächst Gelegenheit. Aaron Eckstaedt tritt ab Mai dieses Jahres mit seinem Programm„nischt kejn konzert-klesmer, lieder,
_ geschichten“ auf. Er wird dabei nicht nur jiddische Lieder singen, sondern auf dem Akkordeon auch Klesmer-Musik spielen. Auf jiddisch erzählt er darüber hinaus Geschichten und Anekdoten aus der alten Welt, plaudert mit jüdischem Witz über das Leben und die Liebe, Tradition und Religion. Start einer Serie von Auftritten ist am 14. Mai, 20.00 Uhr, im Berliner Bellevue Kunst&Kultur, Flensburger Str. 11. Potsdamer können ihn am 16. Mai, 20.00 Uhr, im Waschhaus, Schiffbauergasse 1 erleben. Weitere Termine finden Interessierte im Internet unter der
Adresse: http://www. westparkmusic.com.
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cassetten. Dazu unternahm er ausgedehnte Reisen nach Polen, Rumänien und Russland, wo er Feldaufnahmen machte und dort vorhandene Tonquellen kopierte. Seine Forschungen präsentierte er in zahlreichen Rundfunksendungen und jiddischen Zeitungen.
Nach David Kohans Tod wurde die Sammlung durch Mittel des Berliner Senats und der Universität Bamberg angekauft und anschließend von dem Musikethnologen Prof. M. P. Baumann(Bamberg) der Universität Potsdam über
Eine typische Klesmerkapelle in Osteuropa zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
lassen. Die Bestände werden nun zunächst archiviert, katalogisiert und auf digitale Tonträger überspielt, bevor sie wissenschaftlich kommentiert und in eine Multimediadatei eingearbeitet werden. Hiermit ist dann die Suche nach Informationen wie Liedtitel, Textanfängen, Melodien, Namen vory Komponisten, Textern, Musikern und Aufführungsorten möglich. Hervorzuheben ist vor allem die Bandbreite und Vollständigkeit der Sammlung Kohans. Sie bildet nicht nur den Kern einer in Potsdam aufzubauenden Fonothek jiddischer Musik, sondern dient auch als Vergleichsmaterial für ein Projekt mit historischen Aufnahmen von jiddischen Liedern, Klesmermusik und Purimspielen aus den Sammlungen Moishe Beregowskis und Sofia Magids aus Kiew und St. Petersburg, an dem Dr. Aaron Eckstaedt und Dr. des. Elvira Grözinger bereits gemeinsam arbeiten.
Mit diesem nun schon zweiten musikalischen Projekt an der Professur für Religionswissenschaft ist nun ein entscheidender Schritt in die Richtung getan, die Beschäftigung mit jüdischer Musik in das interdisziplinäre Konzept der jüdischen Studien zu integrieren.
Red.
Foto: Repro
Forschung
www.uni-potsdam.de/portal /apro2/forschung
Billiard mit lonen
Potsdamer Uni-Chemiker entwickeln Messverfahren weiter
Die Bildung geladener Teilchen(Ionen) in Luft wurde bereits in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wissenschaftlich untersucht. Im Jahr 1905 war es der Franzose Paul Langevin, der für die Gasphase grundlegende modellhafte Vorstellungen zur Mobilität von Ionen in elektrischen Feldern entwickelte. Obwohl das der Tonenmobilitätsspektrometrie(IMS) zugrunde liegende Messprinzip einfach ist, dauerte das Heranreifen analytischer Anwendungen der IMS zu kommerziellen Geräten bis in unsere Zeit.
° M High Voltage
°<% a8.. Signal ° A ° CO
Detection
Abb.: zg.
z +
Desorption lonization
Wanderungen von Ionen.
In der Umweltanalytik, einem traditionellen Arbeitsgebiet des Forscherteams um Prof. Dr. Hans-Gerd Löhmannsröben im Institut für Chemie der Universität Potsdam, wird IMS für Messungen von leichtflüchtigen Verbindungen wie halogenierten Kohlenwasserstoffen bis hin zu schwerflüchtigen Verbindungen wie polycyclischen aromatischen Verbindungen eingesetzt. * Bei der Laser-gestützten IMS, die in Potsdam weiterentwickelt wird, bewirkt ein Laser, dass Analytmoleküle mittels Lichtblitzen möglichst selektiv verdampft und gezielt zu einem positiv geladenen Molekülion ionisiert werden(Photoionisation). Neben den bereits erwähnten umweltrelevanten Stoffen lassen sich beispielsweise chemische Kampfstoffe, Sprengstoffe, Drogen und Pflanzenschutzmittel empfindlich nachweisen. IMS kommt bei Kontrollmessungen an Schadstoffen am Arbeitsplatz zum Einsatz, Es gibt Anwendungen zur Prozesskontrolle, zum Beispiel Abgasmessungen im Verbundforschungsprojekt MILAN(miniaturisiertes Laser-IMS für die Ana1lytik), an dem die Universität Potsdam gemeinsam mit Partnern aus der Industrie arbeitet. Im Vergleich zu massenspektroskopischen Techniken kommt IMS ohne apparativ aufwändige und störanfällige Hochvakuumtechnik aus. Die IMSGeräte lassen sich daher mit geringem Gewicht und sehr robust herstellen. Messungen in Sekundenschnelle und im Feld werden möglich. IMS wird aber auch zunehmend mit anderen Messverfahren kombiniert. Dr. Matthias Lemke/Institut für Chemie
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