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Der Herr der Ringe
Larry Esposito entdeckt planetare Ringe in unserem Sonnensystem
„Spring in Deinen Trabbi und komm schnell nach Potsdam!“ Es ist 15 Jahre her, dass Frank Spahn diesen Anruf erhielt. An der anderen Seite der Leitung war sein Chef, der an einem Treffen über zukünftige Raumsonden-Missionen zur Venus teilnahm. Frank Spahn arbeitete zu dieser Zeit im Institut für Kosmosforschung der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Er hatte gerade über planetare Ringe promoviert. Nach dem Anruf machte er sich auf den Weg nach Potsdam. Denn dort war Larry Esposito zu Gast, einer der Spezialisten auf dem Gebiet der planetaren Ringe.
as Treffen in Potsdam war der Beginn
einer Zusammenarbeit, die die politi
schen Ereignisse ebenso überdauerte wie persönliche Ortswechsel. Spahn arbeitet mittlerweile in der Arbeitsgruppe Nichtlineare Dynamik an der Universität Potsdam. Larry Esposito ist Professor für Astronomie an der University of Colorado at Boulder und leitet die Ultraviolett-Experimente der Cassini/HuygensMission. Dies ist ein gemeinsames Raumfahrtprojekt von NASA und ESA. Vorbei am Jupiter soll die Raumsonde Cassini den Saturn besuchen. Wenn alles planmäßig verläuft, wird sie
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dort im Jahr 2004 ankommen und den Planeten rund vier Jahre umkreisen.
Daten vom Jupiter hat Cassini für die beiden Wissenschaftler bereits zur Erde gefunkt. Während sich Esposito für das- für menschliche Augen unsichtbare— Leuchten der Ringe interessiert, ist Spahn an Experimenten mit einem außerirdischen„Staubsauger“ beteiligt. Dieser sammelt Staubpartikelchen ein, die die Planeten umgeben.
Beide Experimente sollen Antwort auf die gleiche Frage geben.„Die Ringe sind ein natürliches Labor für die Entstehung von Planeten“, erklärt Esposito. Diese, so glaubt die Astronomie heute, sind einst aus rotierenden Staub-Scheiben entstanden. Die Untersuchung der dynamischen Vorgänge in den Ringen soll helfen, die Entstehung der Planeten zu erklären. Ein weiteres Ziel ist es, die Erkenntnisse auch auf extrasolare Planeten, wie sie erst in den letzten Jahren entdeckt wurden, zu übertragen.
In unserem Sonnensystem sind Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun von Ringen umgeben. Magnetische Kräfte und die Gravitation halten die Teilchen in den Ringen fest, welche, komplizierten Gesetzen der Dynamik folgend, stän
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dig ihre Form verändern. Die einzelnen Teilchen können Durchmesser von wenigen Mikrometern bis hin zu einigen Kilometern haben.
Espositos Interesse fürs„Außerirdische“ wurde schon früh geweckt.„Als ich acht Jahre alt war, schenkte mein Vater mir ein Teleskop“, erinnert er sich. Damit waren die Weichen für die Berufswahl gestellt. Er studierte am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Nach seinem Diplom Mitte der 70-er Jahre begann er an der Massachusetts University mit der Untersuchung der Planetenringe. Ein Thema, das damals kaum jemanden interessierte. Erst die Ergebnisse der Pioneer 11 Mission rückten die Planetenringe ins Rampenlicht. Pioneer II war 1979 die erste Raumsonde, die Saturn besuchte.„Ringe wurden in dieser Zeit zum Hit“, erzählt Esposito, der auch an den sowjetischen Raumfahrtmissionen PHOBOS und MARS 94 beteiligt war. Im Rahmen der Pioneer 11 Mission entdeckte er selbst einen neuen Saturnring.„Ich studierte die Bilder, die Pioneer gesendet hatte, und da seh ich einen neuen Ring“, erinnert er sich.
Die Uni Potsdam besucht der Wissenschaftler bereits zum dritten Mal. Dieses Mal zusammen mit seiner Frau und einer seiner beiden Töchter. Während er in Theorie und Experiment den Geheimnissen des außerirdischen Staubs auf den Grund geht, arbeitet seine Frau, die ebenfalls eine Professur an der Colorado University hat, am Berliner Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. An den Wochenenden stehen statt Staub und Gewässer Exkursionen nach Berlin und in die Umgebung auf dem Programm— und die Suche nach viel näherliegenden Dingen, zum Beispiel einem Jazzclub in Potsdam. Dr. Ursula Resch-Esser
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