unabhängig davon, ob innerhalb der Vorkommen unterschiedliche Habitate genutzt wurden. Aus rein praktischen Erwägungen werden dabei auch einzelne Paare als„ Kolonie❝ betrachtet.
Die Bestimmung des Geschlechts ließ sich in nahezu allen Kolonien anhand der bekannten Kennzeichen( PRATER et al. 1977) vornehmen. Es gab nur sehr wenige knifflige Fälle mit extrem gefärbten Vögeln( Weibchen vom dunklen Färbungstyp bzw. Männchen vom hellen Färbungstyp; vgl. MEISSNER et al. 2013), wobei die Bestimmung durch eindeutige Verhaltensweisen( z.B. Kopulation) stets final geklärt werden konnte. Die für sämtliche Aussagen relevante Erfassungseinheit war ausnahmslos das territoriale Männchen, weshalb nachfolgend konsequent von Revieren gesprochen wird.
Ferner sei erwähnt, dass der Zeitpunkt der Stichtagserfassungen von anfangs der letzten Aprildekade ( bis 2003) sukzessive bis in die erste Aprildekade( ab 2011) vorverlegt wurde. In den phänologisch außergewöhnlich zeitigen Frühjahren 2014, 2015 und 2019 erfolgten die Zählungen sogar bereits im letzten Märzdrittel. Die Zahl der zum Kartierungszeitpunkt brütend festgestellten Kiebitze lag im 18- jährigen Mittel bei 31%, sie schwankte von 18%( Ausnahme: 2015 nur 8%) bis 53%( 2001-2020; n= 1.760 Rev., BR SW).
Neben den quantitativen Angaben wurden auch der Habitattyp sowie der Wasserstand bzw. der Feuchtegrad notiert, letzterer jedoch nur verbal und als Einschätzung für das gesamte Gebiet, also nicht für den einzelnen Neststandort( Abschnitt 4.1.4). Daraus wurde eine Klassifikation nach fünf Stufen gebildet: 1. sehr nass, 2. nass, 3. durchschnittlich feucht, 4. trocken, 5. sehr trocken. Feste Parameter, wie Pegelstände und Abflussmengen, spiegeln die reale Situation und lokale Verhältnisse( z. B. Staunässe) oft nur äußerst unzureichend wider.
Um den Verlauf der Besiedlung der Kolonien ( Phänologie) exemplarisch zu dokumentieren( Abschnitt 4.1.5), erfolgten 2018 und 2020 zahlreiche weitere Kontrollen bis hin zum vollständigen Abzug von den Brutflächen. In diesem Zusammenhang wurden im gesamten BR SW flächenhaft alle geeigneten Offenlandflächen nach neuen Ansiedlungen abgesucht. In den Jahren 2018-2020 wurde außerdem der Bruterfolg im BR SW gesamtflächig ermittelt. Dazu wurden alle entsprechenden Brutplätze( sowie in bestimmten Verdachtsfällen auch deren Umfeld in
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einem Radius von max. 3 km) bis zur vollständigen Befiederung der Jungvögel gründlich kontrolliert( bis zu zehnmal pro aktive Kolonie). Der zeitliche Aufwand dafür umfasste 2018 24 Tage( 68 h), 2019 26 Tage( 74 h) und 2020 60 Tage( 136 h). Einige wesentliche Datenreihen wurden mittels Regressionsanalyse statistisch geprüft.
Dem Vorkommen des Kiebitzes außerhalb der Brutzeit wurde ebenfalls eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet( 4.945 Datensätze mit 800.742 Ind., 1995-2020), aber standardisierte Erhebungen liegen nicht über den gesamten Zeitraum vor. Die Masse der ausgewerteten Beobachtungen entstammt meinen Notizbüchern, viele zusätzliche Daten erhielt ich von Steffen Weiß. Weitere Datenspender* innen werden in der Danksagung aufgeführt. Die Zählungen, vor allem jene während der Brutzeit im BR SW, habe ich seit etwa 2005 überwiegend im Rahmen meiner dienstlichen Aufgaben als Ranger der Naturwacht im Biosphärenreservat Spreewald durchgeführt. Sie wurden im Auftrag des Landes Brandenburg erhoben.
4
4.1
Ergebnisse
Brutvorkommen
4.1.1 Bestand und Bestandsentwicklung
Der Brutbestand des Kiebitzes im Spreewald zeigte im Verlauf der letzten 25 Jahre keinen eindeutigen Trend und ist damit insgesamt als stabil anzusehen. Betrachtet man jedoch die Teilgebiete getrennt, so deutet sich für das BR SW tendenziell eine Zunahme an, während der Bestand in den Randgebieten( Teilfläche Akrs.) leicht abnahm( Abb. 2). Die Trends sind aber für beide Bezugsräume nicht statistisch gesichert( p= 0.57 bzw. p= 0.20). Die Bestandsentwicklung vollzog sich nach einem wellenförmigen Muster und war von einigen stärkeren Schwankungen geprägt. Sie betrugen im BR SW jahresweise maximal 32%( 2018 zu 2019) bzw. 38%( 2011 zu 2012).
In der Fläche nördlicher Teil BR SW( 298 km²) waren jährlich zwischen 48( 2005) und 97 Reviere vorhanden( 2019), der Mittelwert beträgt 68,8 Reviere( n= 1.734 Rev., 26 Jahre; Abb. 2). Die Siedlungsdichte schwankte bei einem Durchschnitt von 23,1 Rev./100 km² zwischen 16,1 und 32,6 Rev./100 km².
Die außerhalb des BR SW liegende und zum Altkreis Lübben gehörende Teilfläche( 508 km²) wurde