68
Trupps könnten sich durchaus auch Brutvögel aus Kolonien der Umgebung aufgehalten haben. Bereits im Mai setzt der Wegzug zaghaft ein( Abb. 8; z. B. 3 dz W am 2.05.2005 bei Leibsch). Anschließend steigen die Rastzahlen im Rahmen des Frühsommerzugs kontinuierlich an( z. B. 68 ad. am 21.05.1995 bzw. 600 Ind. am 8.06.2007 jeweils bei Schlepzig ). Ein erster Gipfel zwischen Ende Juni und Ende Juli ergibt sich aus Ansammlungen von in ausgedehnten Grünlandgebieten mausernden Altvögeln.
Die lokalen Höchstzahlen in diesem Zeitraum waren 2.000 Individuen am 12.07.1998 bei Strau pitz ( R. Sellesk), 3.210 am 12.07.1999 und 4.870 am 26.07.1996 jeweils südöstlich Gröditsch. In den letzten 20 Jahren kam es zu einem massiven und kontinuierlichen Rückgang der sommerlichen Mauseransammlungen. Nach dem Jahr 2000 wurden nur noch drei Mal mehr als 1.000 Individuen gezählt; der einst typische Gipfel während der Sommermonate ist seither praktisch nicht mehr existent. Als nunmehr große Ausnahme sind insofern 1.150 Individuen( 5.07.2015, Schlepziger Teiche) zu werten- alle anderen lokalen Maxima zwischen 2010 und 2020 betrugen meist weniger als 300 Vögel.
Tab. 4: Bestandsentwicklung des Frühsommerzugs ( Juni- August) in den Jahren 1996-2020 in Fünfjahresblöcken, gebildet aus mittleren Dekadenmaxima der drei Hauptrastgebiete pro Jahr( n= 98.339 Ind.; 2006-2010 Erfassungslücken!).
Population development of early summer migration ( June- August) 1996-2020 in five- year blocks, compiled from the mean dekade( 10- day period) maxima in the three main stopover areas per year( n= 98,339 Ind.; 2006-2010 gaps in records!).
Zeitspanne Summen
Anmerkungen
1996-2000 1.138
2001-2005 764
2006-2010 273
Erfassungslücken!
2011-2015 521 2016-2020 216
Das Datenmaterial zum Anteil von Jungvögeln im Frühsommer ist spärlich, jedoch scheint ihr Anteil nur äußerst gering zu sein. Ab Anfang Juli tauchen sie in den größeren Verbänden mausernder Altvögel auf( z. B. 472 ad. und 3 K1 am 3.07.2015
Otis 28( 2021)
sowie 106 ad. und 1 K1 am 7.07.2020, Schlepziger Teiche).
Nach einem spürbaren Rückgang des Rastvorkommens im August steigen die Zahlen im Verlauf des Septembers wieder stark an. In dieser Phase wechseln viele Kiebitze von Wiesen und Weiden auf Stoppelfelder und kahle Ackerflächen; auch Schlammflächen in abgelassenen Fischteichen nehmen stark an Bedeutung zu. Der Wegzug gipfelt in der letzten Oktober- Dekade( Abb. 8). Die herbstlichen Höchstzahlen im Berichtszeitraum wurden an den Schlepziger Teichen registriert, sie umfassten 3.510 Individuen am 25.10.2002, 3.200 am 6.11.1999 und 2.800 am 16.10.2011. Außerhalb dieses Fischteichgebiets waren es maximal 1.250 am 26.10.2001 bei Radensdorf und 1.200 Individuen am 11.10.2011 bei Pretschen.
Analog zum Bestandsrückgang während der Sommermonate hat auch das herbstliche Vorkommen eine beträchtliche und anhaltende Reduktion erfahren, die statistisch gesichert ist( p= 0.0001). Dies betrifft nicht nur das Hauptrastgebiet, die Schlepziger Teiche, sondern auch das übrige Gebiet in ähnlichem Umfang( Abb. 10).
Von Juni bis Dezember gerichtet ziehende Kiebitze flogen stets in westliche Richtungen. Die stärksten registrierten Zugaktivitäten summierten sich auf 393 Individuen( 15 Trupps in 4 h) am 7.10.1997 bei Krausnick und bemerkenswerte 1.290 am 14.11.1996 ( 5 Trupps in nur 30 min.) bei Krimnitz.
Die jährlichen Abzugsdaten der letzten Kiebitze erstreckten sich über einen sehr breiten Zeitraum. Sie wurden häufig durch eine vollständige Vereisung der Feuchtgebiete ausgelöst. Die frühesten Letztbeobachtungen waren der 7.11.2014 und der 11.11.2016. Vor allem in den 1990er Jahren hielten sich gelegentlich noch Anfang Dezember größere Verbände im Spreewald auf( z. B. 1.801 Ind. am 11.12.2000, Schlepziger Teiche).
In sieben Jahren( 1994, 1997, 1998, 1999, 2004, 2006, 2018) dehnte sich der spätherbstliche Rastaufenthalt bis in die ersten Wochen der Folgejahre aus; jedoch nie länger als bis zum 31.01.( 2007). Eine durchgehende Anwesenheit von Kiebitzen bis hin zum Eintreffen der ersten Heimzügler ließ sich somit bislang nicht nachweisen( zeitliche Lücken 19-47 d).