Heft 
(2021) 28
Seite
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Noah: Das Vorkommen des Kiebitzes Vanellus vanellus im Spreewald 1995-2020

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Diskussion

2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019

Brutvorkommen

6.1.1 Bestand und Bestandsveränderungen

Aus früherer Zeit liegen keine Vergleichsdaten zum Brutbestand aus dem Spreewald vor. Die beiden einzigen quantitativen Erhebungen erfolgten ledig­lich in einer nicht repräsentativen Randzone des Unterspreewalds mit wenigen Brutpaaren( s. SCHIER­MANN 1930, PIESKER 1980). Zweifellos war der Kiebitz damals ein weit verbreiteter Allerweltsvogel" im Spreewald, weshalb frühere Faunisten die Bewer­tung des Vorkommens allenfalls verbal vornahmen. Nach SCHALOW( 1919) war der Kiebitz ein sehr häufiger Brutvogel in der Mark", WOHLFART( 1930) zufolge ,, sieht man im Spreewald ungeheure Schwär­me". KRUSCHE( 1911) beklagte das damals noch sehr populäre Sammeln von Kiebitzeiern im Spreewald. Zeitzeugen berichteten mir, dass diese Praxis- zu­mindest in lokalem Umfang noch bis in die 1930er Jahre fortgesetzt wurde. Das setzt ein wesentlich größeres Vorkommen und eine weitere Verbreitung voraus, als es heutzutage der Fall ist. Möglicherweise lag der Bestand im Spreewald vor etwa 100 Jahren in einer vierstelligen Größenordnung, von dem heute nur noch ein klägliches Restvorkommen übrigge­blieben ist.

Dennoch bildet das aktuelle Vorkommen im Spreewald ein Dichtezentrum innerhalb von Bran­ denburg . Der Landesbestand wird für 2015/16 auf 1.400-1.750 Brutpaare bzw. Reviere geschätzt( Rys­LAVY& MÄDLOW 2019), aus dem sich eine Abundanz von 4,8-5,9 Rev./100 km² ergibt. Die mittlere Abun­danz im BR SW( 475 km²) liegt wesentlich über die­sem Mittelwert: Sie beträgt 20,7 Rev./100 km², den

Abb. 10: Mittlere jährliche Weg­zugmaxima 1995-2020, gebildet aus Höchstwerten der drei Haupt­rastgebiete( August- November, n= 86.357 Ind .).

Mean annual autumn migration maxima 1995-2020, compiled from the greatest numbers for the main stopover areas( August- No­vember, n= 86,357 Ind .).

gesamtem Untersuchungsraum( 983 km²) einbezie­hend, immerhin noch 13,0 Rev./100 km². Aktuell sie­deln im Spreewald etwa 8,1% aller in Brandenburg vorkommenden Kiebitze, wobei zu betonen ist, dass innerhalb des Landes ein ausgeprägtes Häufigkeits­gefälle von Norden nach Süden besteht( s. RYSLAVY et al. 2011); die meisten Kiebitze kommen in den gro­Ben Flussniederungen und offenen Luchgebieten vor ( s. Abschnitt 6.1.7).

Das sicherlich überraschendste Resultat des vorliegenden Berichts ist die Tatsache, dass der Brut­bestand im Spreewald über zweieinhalb Jahrzehnte hinweg stabil blieb. Im BR SW kam es tendenziell sogar zu einer leichten Zunahme, während in der untersuchten Randzone eine schwache Abnahme erkennbar ist.

Spezielle und gezielt auf den Kiebitz ausgerich­tete Artenhilfsmaßnahmen wurden im Spreewald nicht vorgenommen. Meiner Einschätzung nach haben sich die Habitatbedingungen in den letzten 25 Jahren nicht wesentlich verändert; präzise Unter­suchungen und belastbare Daten liegen aber nicht vor, zumal die Effekte von Eingriffen und Aktivitäten insgesamt von hoher Komplexität sind. Maßnahmen mit positiver Ausstrahlung auf das Vorkommen des Kiebitzes waren u. a. das 2013 abgeschlossene Ge­wässerrandstreifen- Projekt Spreewald( BIOSPHÄREN­ RESERVAT SPREEWALD 1996). Dies gilt auch für diverse weitere Projekte zur Stabilisierung des Wasserhaus­halts. Weiterhin wurde nach 1995 schrittweise eine Umstellung auf ökologischen Landbau verwirklicht, die derzeit knapp 70% der gesamten Anbaufläche umfasst. Und nicht zuletzt dürften verschiedene Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes( z. B. späte Bewirtschaftungstermine) wenngleich projektbe­