3500
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Individuen
6.1
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1500
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1995 1997 1999
Diskussion
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Brutvorkommen
6.1.1 Bestand und Bestandsveränderungen
Aus früherer Zeit liegen keine Vergleichsdaten zum Brutbestand aus dem Spreewald vor. Die beiden einzigen quantitativen Erhebungen erfolgten lediglich in einer nicht repräsentativen Randzone des Unterspreewalds mit wenigen Brutpaaren( s. SCHIERMANN 1930, PIESKER 1980). Zweifellos war der Kiebitz damals ein weit verbreiteter„ Allerweltsvogel" im Spreewald, weshalb frühere Faunisten die Bewertung des Vorkommens allenfalls verbal vornahmen. Nach SCHALOW( 1919) war der Kiebitz„ ein sehr häufiger Brutvogel in der Mark", WOHLFART( 1930) zufolge ,, sieht man im Spreewald ungeheure Schwärme". KRUSCHE( 1911) beklagte das damals noch sehr populäre Sammeln von Kiebitzeiern im Spreewald. Zeitzeugen berichteten mir, dass diese Praxis- zumindest in lokalem Umfang – noch bis in die 1930er Jahre fortgesetzt wurde. Das setzt ein wesentlich größeres Vorkommen und eine weitere Verbreitung voraus, als es heutzutage der Fall ist. Möglicherweise lag der Bestand im Spreewald vor etwa 100 Jahren in einer vierstelligen Größenordnung, von dem heute nur noch ein klägliches Restvorkommen übriggeblieben ist.
Dennoch bildet das aktuelle Vorkommen im Spreewald ein Dichtezentrum innerhalb von Bran denburg . Der Landesbestand wird für 2015/16 auf 1.400-1.750 Brutpaare bzw. Reviere geschätzt( RysLAVY& MÄDLOW 2019), aus dem sich eine Abundanz von 4,8-5,9 Rev./100 km² ergibt. Die mittlere Abundanz im BR SW( 475 km²) liegt wesentlich über diesem Mittelwert: Sie beträgt 20,7 Rev./100 km², den
Abb. 10: Mittlere jährliche Wegzugmaxima 1995-2020, gebildet aus Höchstwerten der drei Hauptrastgebiete( August- November, n= 86.357 Ind .).
Mean annual autumn migration maxima 1995-2020, compiled from the greatest numbers for the main stopover areas( August- November, n= 86,357 Ind .).
gesamtem Untersuchungsraum( 983 km²) einbeziehend, immerhin noch 13,0 Rev./100 km². Aktuell siedeln im Spreewald etwa 8,1% aller in Brandenburg vorkommenden Kiebitze, wobei zu betonen ist, dass innerhalb des Landes ein ausgeprägtes Häufigkeitsgefälle von Norden nach Süden besteht( s. RYSLAVY et al. 2011); die meisten Kiebitze kommen in den groBen Flussniederungen und offenen Luchgebieten vor ( s. Abschnitt 6.1.7).
Das sicherlich überraschendste Resultat des vorliegenden Berichts ist die Tatsache, dass der Brutbestand im Spreewald über zweieinhalb Jahrzehnte hinweg stabil blieb. Im BR SW kam es tendenziell sogar zu einer leichten Zunahme, während in der untersuchten Randzone eine schwache Abnahme erkennbar ist.
Spezielle und gezielt auf den Kiebitz ausgerichtete Artenhilfsmaßnahmen wurden im Spreewald nicht vorgenommen. Meiner Einschätzung nach haben sich die Habitatbedingungen in den letzten 25 Jahren nicht wesentlich verändert; präzise Untersuchungen und belastbare Daten liegen aber nicht vor, zumal die Effekte von Eingriffen und Aktivitäten insgesamt von hoher Komplexität sind. Maßnahmen mit positiver Ausstrahlung auf das Vorkommen des Kiebitzes waren u. a. das 2013 abgeschlossene Gewässerrandstreifen- Projekt Spreewald( BIOSPHÄREN RESERVAT SPREEWALD 1996). Dies gilt auch für diverse weitere Projekte zur Stabilisierung des Wasserhaushalts. Weiterhin wurde nach 1995 schrittweise eine Umstellung auf ökologischen Landbau verwirklicht, die derzeit knapp 70% der gesamten Anbaufläche umfasst. Und nicht zuletzt dürften verschiedene Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes( z. B. späte Bewirtschaftungstermine) – wenngleich„ projektbe