Heft 
(2021) 28
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Noah: Das Vorkommen des Kiebitzes Vanellus vanellus im Spreewald 1995-2020

Kalenderjahr, viele aber erst im dritten Kalenderjahr ( GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975, SHRUBB 2007). Nach einer in England vorgenommenen Studie betrug ihr Anteil etwa 27%, weitere 6% brüteten erstmals im vierten Kalenderjahr( THOMPSON et al. 1994).

6.2.3 Wegzug und Wintervorkommen

Der sommerliche Mauserbestand im Spreewald hat­te in den 1990er Jahren eine überregionale Bedeu­tung( RYSLAVY& MÄDLOW 2001). In den letzten zwei Jahrzehnten verringerte er sich um etwa 80%. Die Ursachen für diesen dramatischen Verlust sind nicht bekannt. Wesentliche Veränderungen der früher von den Kiebitzen schwerpunktmäßig genutzten offenen Grasländer sind nicht erkennbar.

Möglicherweise spielen die zunehmend hei­Beren und trockeneren Sommer eine gewisse Rolle ( Voous 1962). In den 1990er und frühen 2000er Jah­ren konzentrierten sich die größten Mauserbestände in der Landgrabenniederung bei Gröditsch und im Nordpolder bei Neu Zauche ; also jeweils mindestens zehn Kilometer von den nächsten Feuchtgebieten entfernt. Seit etwa zehn Jahren ist eine Neigung der verbliebenen Trupps erkennbar, sich bevorzugt in der Nähe von Feuchtgebieten mit Flachwasserzonen

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( Schlepziger und Stradower Fischteiche sowie Polder Kockrowsberg) aufzuhalten. Vor allem die heißesten Tagesstunden verbringen Kiebitze dann typischer­weise im Seichtwasser ruhend, badend und sich put­zend( GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975).

Stark rückläufige Vorkommen während des Frühsommerzugs wurden beispielsweise in Süd­deutschland und der Schweiz schon seit den 1970er Jahren festgestellt und publiziert( HEINE et al. 1999, LEUZINGER 2001, SCHUSTER 2014). Aus Brandenburg liegen keine weiteren entsprechenden Erkenntnisse vor. Vor seinem Zusammenbruch war das frühsom­merliche Rastvorkommen im Spreewald um ein Vielfaches größer als der regionale Brutbestand. Die Herkunft der hier in erheblichem Umfang mausern­den Vögel ist unbekannt, sicherlich stammten sie aus einem weit größeren Einzugsbereich als etwa der Niederlausitzer Brutpopulation.

Wenige ostdeutsche Ringfunde von in Finnland und Polen ( HEINICKE& KÖPPEN 2013) sowie im Bal­tikum markierten Vögeln( IMBODEN 1974, s. jedoch BAIRLEIN et al. 2014) weisen in diesem Kontext auf eine Beteiligung weiter( nord-) östlich beheimateter Populationen hin. Westrussische Brutvögel wurden schon in den Sommermonaten in Großbritannien kontrolliert( SHRUBB 2007). Eindeutige Belege inner­

Abb. 12: Ausschnitt aus einem sommerlichen Mausertrupp. Landgrabenniederung bei Dürrenhofe, 16.08.2013. Part of a summer moulting flock. Landgrabenniederung near Dürrenhofe, 16.08.2013. Fotos: T.Noah.