Heft 
(2021) 28
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Schriftenschau

Otis 28( 2021)

KELLER, V., S. HERRANDO, P. VOŘÍŠEK, M. FRANCH, M. KIP­SON, P. MILANESI, D. MARTÍ, M. ANTON, A. KLVAŇOVÁ, M. V. KALYAKIN, H.-G. BAUER& R. P. B. FOPPEN( 2020): Euro­pean Breeding Bird Atlas 2. Distribution, Abun­dance and Change. European Bird Census Council & Lynx Edicions, Barcelona . 967 Seiten.

Ein Werk der Superlative liegt vor uns. Die Verbrei­tung von 556 europäische Brutvogelarten wird für den gesamten Kontinent dargestellt, in über 5.100 Gitterfeldern. Rund 120.000 Vogelbeobachter aus 49 Nationen haben in fünf Jahren Feldarbeit die Infor­mationen zusammengetragen, 348 Autoren die Art­texte verfasst.

Bereits 1997 war ein erster europäischer Brut­vogelatlas erschienen. Die Datenqualität hat seitdem große Fortschritte gemacht: Nunmehr liegen für ( fast) alle Arten und Länder halbquantitative Daten für die Gitterfelder vor, und vor allem ist es anders als im Vorgängerwerk gelungen, auch die riesigen Flächen des europäischen Russlands mit einzubezie­hen, eine erstrangige Leistung der dortigen Ornitho­loginnen und Ornithologen.

Einer Erläuterung der Erfassungs- und Auswer­tungsmethodik folgt eine kurze Charakterisierung der europäischen Landschaftsräume und ihrer ty­pischen Brutvogelwelt. Einige übergreifende Ergeb­nisse werden kurz skizziert. Dann folgt schon der spezielle Teil mit den Artbearbeitungen, am Schluss ergänzt durch einen Anhang mit Angaben zu Aus­nahmebrütern, ehemaligen Brutvögeln und seltenen

Neozoen.

Zur Darstellung der Verbreitung gibt es grund­sätzlich drei Kartentypen: Eine Häufigkeitskarte, auf der die Häufigkeit nach einer logarithmischen Skala farblich für jedes Gitterfeld( 50 x 50 km) dargestellt ist, eine Brutstatus- Karte( differenziert nach mögli­chem, wahrscheinlichem oder sicherem Brüten) und eine Modellierungskarte, in der auf der Grundlage von Probeflächenkartierungen und Lebensraumpa­rametern die Auftretenswahrscheinlichkeit im Ras­ter 10 x 10 km errechnet wurde. Bei häufigen und verbreiteten Arten werden zwei dieser Karten ge­zeigt, bei seltenen Arten nur eine. Eine weitere Karte

European Breeding Bird Atlas 2

Distribution, Abundance and Change

EBCC

European Bid Cons Council

Lynx

zeigt die Änderungen der Verbreitung gegenüber dem ersten Brutvogelatlas( ohne Russland , Türkei und Kaukasusrepubliken). Der knappe Text streift kurz Taxonomie und vorkommende Unterarten, in­terpretiert die Karten und geht auf Bestandszahlen und Bestandsentwicklungen ein. Letzteres allerdings nur punktuell, weil entsprechende Daten bereits an anderer Stelle publiziert wurden. Schöne Vogelzeich­nungen illustrieren die Artabhandlungen.

Die Verbreitung an sich bietet bei den meisten Arten wenig Überraschungen, enthalten doch nor­male Feldführer heutzutage recht gute Kärtchen. Umso faszinierender sind die Häufigkeitskarten, die deutlich machen, wo Schwerpunktvorkommen der einzelnen Arten in Europa liegen und wie Häu­figkeitsgradienten verlaufen. Ganz besonders beein­druckend sind aber die Vergleichskarten zum ersten Atlas, denn sie zeigen die hohe Dynamik bei einer Reihe vor Arten. Es gibt Ausbreitung an den Verbrei­tungsgrenzen, Rückzug aus größeren Gebieten, bei manchen Arten massive kontinentweite Neubesied­lung. Man versteht jetzt besser, warum Silberreiher