Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 137 bestünde darin,„in einem nächsten Schritt an die ‚Vogelschlagdatei‘ der Staatlichen Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg anzuknüpfen“ und diese weiterzuentwickeln. Über mehrere Jahre hat sich die LAG der Vogelschutzwarten mit dem Thema„ Vogelverluste an Glasscheiben“ beschäftigt. Vor allem die Oberste Naturschutzbehörde Berlins(in persona Klemens Steiof) hat diesen Prozess vorangetrieben und stark unterstützt. Nach mehrjährigem Disput mit der Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz(LANA) ist das Arbeitspapier der LAG VSW„Vermeidung von Vogelverlusten an Glasscheiben“ mit Stand vom 19. Februar 2021 endlich freigegeben und steht im Internet zur Verfügung*. In Brandenburg wurde es an die Landkreise und auch an die Architektenkammer versandt; Berlin arbeitete bereits mit der Vorgängerversion aus dem Jahr 2019. Wichtig bei der jetzigen Publikation ist ihr Untertitel:„Bewertung des Vogelschlagrisikos an Glas“. Dabei geht es nicht nur um vorhandene Risiken, sondern auch um vorausschauende Bewertungen, um Gefahrenquellen bereits während der Planungsphase zu erkennen und zu vermeiden. Die besonders gefährlichen Stellen lassen sich oft vorhersagen, so dass bereits vorab wirksame Vermeidungsmaßnahmen beschlossen und ergriffen werden können. Eine einfache Bewertung einer Fassade ist somit möglich. Darüber hinaus wird in dem Papier fachlich der Schwellenwert hergeleitet, ab dem das„signifikant erhöhte Tötungsrisiko“ gegeben ist und somit das Verletzungsund Tötungsverbot im Bundesnaturschutzgesetz greift: 5 Vogelschläge je 100 m Fassadenlänge und Jahr. Die derzeit ableitbaren Empfehlungen für Planungen und Schutzmaßnahmen werden am Ende zusammengefasst. Die Handreichung wendet sich vor allem an Architekten und Fachplaner(http:// www.vogelschutzwarten.de/downloads/LAG%20 VSW%2021-01_Bewertungsverfahren%20Vogelschlag%20Glas.pdf). Wie dringlich das Thema ist, zeigt sich aktuell am Flughafen BER. Hier wurde die Brandenburger Vogelschutzwarte zwar schon in der Bauzeit 2012 im Zusammenhang mit Massenunfällen von Zugvögeln hinzugezogen, anschließend wurde aber unbekümmert weitergeplant und-gebaut. Nach der Eröffnung des Flughafens sind zahlreiche der gefährlichen Bereiche nun auch für die Öffentlichkeit zugänglich, und es zeigt sich ein umfangreiches und großflächiges Verlustgeschehen, das in diesem Fall nun nachträglich nach Lösungen ruft. Die Zahl der von Claudia Wegworth(BUND Berlin, unveröff.) zusammengetragenen Kollisionen liegt mit Stand August 2021 bereits über 500. Einen aktuellen Überblick über das Thema Vogelanprall an Glas mit allen wichtigen Verweisen enthält die Webseite der Senatsverwaltung Berlin: https://www.berlin. de/sen/uvk/natur-und-gruen/naturschutz/artenschutz/freilandartenschutz/vogelfreundliches-bauen-mit-glas-und-licht/. Abb. 5, 6: Glasanflug auf dem Flughafen BER: Tote Mehlschwalbe auf der Besucherterrasse(oben) und Abdruck eines größeren Vogels(unten). Collisions with windows at the airport BER: A dead House Martin(above) and impact of a larger bird(below). Fotos: C. Wegworth. Eine weitere Studie aus der LAG VSW betrifft „Fachliche Empfehlungen für avifaunistische Erfassung und Bewertung bei WEA-Genehmigungsverfahren“. Auch dem ging ein mehrjähriger Abstimmungsprozess mit übergeordneten Gremien voraus. Mit Stand vom 24. April 2020 sind die Empfehlungen auf der Website der LAG VSW verfügbar und liegen seit Juni 2021 auch in gedruckter
Heft
(2021) 28
Seite
137
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