Haupt& Mädlow : Avifaunistischer Jahresbericht 2019 3 Im Frühjahr lag die Temperatur im März und April zwei bis drei Grad über dem langjährigen Mittel. Mit dem Mai endete, unter Berücksichtigung des Jahres 2018, eine 13 Monate andauernde Zeit überdurchschnittlich warmer Monate. Der Mai fiel ein Grad kühler aus als normal, blieb allerdings der einzige Monat des Jahres mit einer negativen Abweichung der Durchschnittstemperatur. Im März und Mai entsprach die Niederschlagsmenge dem üblichen Rahmen. Hingegen gab es im April fast keinen Regen. Die recht hohen Temperaturen, bereits seit Ende Februar, veranlassten die ersten Artvertreter von Flussregenpfeifer(2.3.), Rauchschwalbe(10.3.) und Schafstelze(18.3.) frühzeitig bei uns einzutreffen. Während des Heimzuges der Gänse konnten in der Unteren Havelniederung bis zu sechs Rothalsgänse in einem Trupp beobachtet werden, und im Oderbruch kam es zu einer Ansammlung von 21 Kurzschnabelgänsen. Anfang April verrieten nur die Senderdaten den Aufenthalt eines Hybriden aus Schell- und Schreiadler im Gebiet. Im Verlauf des Aprils folgten weitere sehr zeitige Feststellungen von Kleiner Ralle(6.4.), Löffler(6.4.), Trauerseeschwalbe(7.4.), Purpurreiher(7.4.), Mornellregenpfeifer (16.4.), Grauschnäpper(17.4.) und Zwergschnäpper (25.4.). Ende April bildeten 1.700 Bruchwasserläufer im Unteren Odertal eine sehr große Konzentration und ein Trupp von 34 Küstenseeschwalben war mit Abstand der bisher größte Heimzugtrupp. Sehr stark war das Auftreten des Rotfußfalken während des Heimzuges mit insgesamt 29 festgestellten Individuen. An seltenen Gästen erschienen Ende April und im Mai vier weitere Mornellregenpfeifer, ein Sumpfläufer, eine Spatelraubmöwe, zwei Schmarotzerraubmöwen, eine Brandseeschwalbe, ein weiterer Löffler, eine Rötelschwalbe(3. Nachweis) und ein Kaiseradler(3.Nachweis),der zur Freude zahlreicher Beobachter bis Mitte Oktober blieb. Im Spreewald rastete ein Trupp von sechs Rotkehlpiepern. Recht spät zeigten sich noch ein Merlin(15.5.) und eine Zwergschnepfe(17.5.). Der Sommer begann nach dem unterkühlten Mai mit einem sehr heißen Juni,der eine enorme Abweichung von sechs Grad über den normalen Werten aufwies. Im Juli lag die Durchschnittstemperatur im Mittel, während der August um drei Grad zu warm ausfiel. Die Niederschlagsbilanz zeigte für den Juni und Juli ausgeglichene Werte. Der August war hingegen deutlich zu trocken, denn es fiel nur die halbe Regenmenge. Das kleine Vorkommen der Heringsmöwe reduzierte sich auf nur ein sicheres Brutpaar. Durch das zweite Trockenjahr in Folge sanken die Vorkommen von Wachtelkönig und Tüpfelralle auf einen Tiefstwert. Hingegen konnten auf gezielt angestauten Flächen in den Jänschwalder Wiesen erneut zwei singende Zwergrallen nachgewiesen werden (4. Nachweis in neuerer Zeit), von denen ein Vogel bis fast Mitte Juli blieb. Intensive Beobachtungen ergaben leider keinen Hinweis auf eine Brut. Erfreulicherweise blieb der Umfang der Brutkolonie der Zwergseeschwalbe in den Kiesseen bei Mühlberg mit 31 BP gegenüber dem Vorjahr konstant. Sehr spät konnte noch eine Rotdrossel festgestellt werden(5.6.). Im Juni erschien ein Trupp von fünf Seidenreihern und es sangen zwei Grünlaubsänger. Während des Sommers glückten erstaunlicherweise drei Beobachtungen des Zwergadlers(8.–10. Nachweis). Der beginnende Wegzug hatte zudem im Juli als Überraschungen eine Zitronenstelze(20. Nachweis), einen Seggenrohrsänger und einen Kuhreiher (10. Nachweis) zu bieten. Eine große Ansammlung bildeten 30 Pirole. Ende August erschienen eine Trauerente(21.8.) und zwei Zwergschnepfen(24.8.) deutlich früher als üblich. Am Gülper See konzentrierte sich die hohe Zahl von 8.000 Uferschwalben. Der sich bis in den September fortsetzende Wegzug des Mornellregenpfeifers„glänzte“ mit insgesamt 18 Vögeln. In der Lieberoser Heide rastete neben einigen Mornellregenpfeifern gleichzeitig auch eine Falkenraubmöwe. Im Herbst lag die Mitteltemperatur in den Monaten September bis November jeweils um etwas mehr als ein Grad über dem Durchschnitt. Die Regenmenge für den gesamten Herbst entsprach den üblichen Werten. Ein seltener Gastvogel war im September eine Blauracke. Von den in überdurchschnittlicher Anzahl rastenden Rotfußfalken konzentrierten sich 9 Individuen im Randowbruch. Am Gülper See versammelte sich wie bereits im Vorjahr die enorm große Zahl von 100.000 Rauchschwalben. Frühzeitige Wegzügler zeigten sich von Ohrentaucher(15.9.) und Trauerente (24.9.). Hingegen gelang eine sehr späte Beobachtung von einem Schlagschwirl(21.9.). Der Durchzug des Eichelhähers im letzten Septemberdrittel und Anfang
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(2022) 29
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