Heft 
(2022) 29
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Jahre 1956 wurde er eingerichtet und um 1970 er­weitert. Auf dem von 1960-1988 militärisch genutz­ten Areal gibt es zwei Offenflächen: Taktikgelände ( 380 ha) und Schießplatz( 250 ha, Abb. 15). Diese werden von Besenheide, Sandtrockenrasen und of­fenem Sandboden dominiert. Seit 1995 wird durch Beweidung mit Schafen und Ziegen sowie Mahd im mehrjährigen Abstand die Wiederbewaldung des Offenlandes unterbunden( CONRAD& CONRAD 2010, ROCKMANN et al. 2011).

Im Jahre 2000 kartierte der Zweitautor auf den beiden Heideflächen 15 Paare des Ziegenmelkers, acht auf dem Schießplatz( 3,2 Reviere/ 100 ha) und sieben auf dem Taktikgelände( 1,8 Reviere/ 100 ha). Im Sommer 2008 nahm er die Erhebungen wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt waren es mit insgesamt 38 Revieren( 6,0 Reviere/ 100 ha) mehr als doppelt so viele wie im Sommer 2000( 15 auf dem Schießplatz, 23 auf dem Taktikgelände). Zwei Jahre später war der Bestand kaum kleiner( 37 Reviere). Besiedelt waren vor allem die damals 22 Jahre alten Vorwälder aus Hänge- Birke, Kiefer und Trauben- Eiche. Nach einer großflächigen Entnahme von Pioniergehölzen und Mahd der Besenheide brach der Bestand zunächst ein( Minimum 15 Reviere im Sommer 2013), erholte sich in der Folge aber wieder. Im Sommer 2021 wur­de mit 46 Revieren( 7,3 Reviere/ 100 ha) der Höchst­stand kartiert( Abb. 16).

3.2

Zschornoer Wald

Der zweitgrößte TÜP im Süden Brandenburgs be­fand sich seit den 1950er- Jahren im Zschornoer Wald bei Döbern ( Landkreis Spree- Neiße ). Der bis 1989 genutzte Luft- Boden- Schießplatz der Luftstreitkräf­te beinhaltet 228 ha Offen- und Halboffenflächen, davon 114 ha( 2006) bis 167 ha( 2017) Sandheide( R. Beschow). Das bis in das Jahr 2006 reichende Vor­kommen des Birkhuhns war Anlass, eine Wiederbe­waldung durch Bodenverwundung und Heidepflege ( Mahd und Brennen, BRUNN 2004) zu verhindern. Dadurch entstanden optimale Lebensräume für den Ziegenmelker( Abb. 17). Im Sommer 2006 wurden auf 515 ha 68 Reviere gezählt, im Sommer 2017 so­gar 103( 20 Reviere/ 100 ha, R. Beschow). Auch der Brachpieper brütet hier( 4-8 Reviere 2001-2006, R. Lehmann, R. Beschow), wurde in den letzten Jahren infolge des Schwunds an Rohboden aber seltener ( noch 1-2 Reviere 2017, R. Beschow). Im Gegenzug

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begünstigten zwischen 2006 und 2017 die stärker aufgewachsene Birkensukzession und die sich aus­breitende Besenheide den Ziegenmelker.

3.3 Bräsinchen südlich Cottbus

Ein kleiner TÜP bei Bräsinchen südlich Cottbus ( Landkreis Spree- Neiße ) bestand bis 1992 und hin­terließ zwei Offenflächen( 70 und 14 ha). Bis Mitte der 1990er Jahre war die größere völlig frei von Ge­hölzen. Danach führten aufwachsende Kiefern all­mählich zum Verschwinden des Offenlandes. Obwohl sich zwischen den Bäumen noch immer größere Heide- und Sandareale erstrecken( Abb. 18), führte dies zur kompletten Verdrängung von Brachpieper ( im Jahr 2000 noch 2-3 Reviere), Steinschmätzer und Flussregenpfeifer Charadrius dubius ( einst 1-2 Reviere, R. Beschow). Die Präsenz des Ziegenmelkers verringerte sich von zehn Revieren im Sommer 2000 ( R. Beschow) auf zwei im Sommer 2014( R. Möckel), wobei die Art nur noch auf der größeren Offenfläche gefunden wurde.

4

Diskussion

Der Ziegenmelker ist ein Vertreter der hauptsächlich in den Tropen verbreiteten Schwalmvögel. Er be­wohnt locker mit Bäumen bestandene Heideflächen auf vorzugsweise sandigem Boden und hier häu­fig die von der Besenheide geprägten Areale. Diese Standorte erwärmen sich schnell und begünstigen Insekten, die Nahrung des nachtaktiven Vogels. In konventionell bewirtschafteten Forsten ist der Zie­genmelker dagegen nur ein spärlicher Brutvogel. Hier nutzt er mancherorts lichte Schonungen , Frei­leitungstrassen, breite Waldwege und Rücketrassen. Nur nach Waldbränden oder Windwurf kommt die Art auf den betroffenen Flächen einige Jahre in hö­herer Dichte vor. In der" Rote( n) Liste der Brutvögel Deutschlands "( RYSLAVY et al. 2020) wird sie als fährdet geführt.

ge­

Da trockene, sandige Heide in ihrer ursprüng­lichen Form kaum noch existiert, bewohnt der Zie­genmelker derzeit vor allem Ersatzhabitate, in erster Linie aktive und aufgegebene TÜP mit ihren jungen Sukzessionsbeständen aus Kiefer und vor allem Hänge- Birke. In der Lausitz werden allerdings nur für kurze Zeit- auch Sukzessionsflächen in Berg­baufolgelandschaften besiedelt.

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