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Unzertrennlich (1839)
Wir kosten einst nach alter Weise Bis längst die Mitternacht entflohn,
Da sprach sie zitternd und so leise Als wär’s der Aeolsharfe Ton:
„Wie stünd’ es wohl um Deine Minne, Wenn plötzlich eine Wunderhand,
Dich auf des Nordpol’s Eiseszinne Mich in die heiße Wüste bannt!?“
„Mein süßes Lieb, wie magst Du fragen, Wie Du so voller Zweifel bist!
Wie, sollt’ ich nicht ein Leben wagen,
Das ohne Dich kein Leben ist!
Die ganze Welt würd’ ich durcheilen In wilder Hast wie Ahasver,
Nicht eher ruhen pnd verweilen Bis ich bei Dir, mein Liebchen, war’.“
„Ich stiege von dem Eisesthrone Hernieder auf den ew’gen Schnee,
Der demantgleichen Königskrone Des Nordens sagt’ ich froh Ade.
Und türmten sich auf meinem Wege Gebirge ew’gen Eises auf,
Es bahnten mir die heißen Schläge Des Herzens demnach seinen Lauf.“
„Und käm’ ich dann zum Meeresstrande, Und fänd’ ich nur ein Fischerboot;
Ich stieße hurtig ab vom Lande Und schiffte südwärts ohne Not.
Denn wollte mich das Meer verschlingen, — Der Erde ungeheurer Schlund, —
So senkt’ ich, Rettung zu erzwingen,
Den Hoffnungsanker auf den Grund.“
„Wie einst ein Stern die frommen Seher, So führte mich Dein liebes Bild Dem heil’gen Orte immer näher,
Wo all mein Hoffen sich erfüllt.
Mich warnte auf den Ozeanen Dein Bild wie eine Lichtgestalt,
Es zeigte mir die sich’ren Bahnen Auf dem Gebirge, Wie im Wald.“
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