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Sonderheft 6, Henry H. H. Remak: Der Weg zur Weltliteratur: Fontanes Bret-Harte-Entwurf
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Anfang Juni bestätigt Fontane den Empfang des Prospektes derDeut­schen Revue damit nahm vermutlich seine Arbeit an dem Bret-Harte- Essay ein Ende. 02

Das Manuskript weist Zufügungen und Umlegungen auf, die weder umfangreich noch häufig sind und nicht den Eindruck erwecken, daß die Arbeit an dem Bret-Harte-Entwurf auf längere Zeit unterbrochen worden ist. Das Material, das als spätester Einschub ausgewiesen werden kann, ist der ZeitungsausschnittHauptmann und Feldwebel aus der Neuen Preußischen Zeitung (Kreuzzeitung) vom Jahre 1875. Wir geben also der Meinung Ausdruck, daß der Bret-Harte-Entwurf im wesentlichen aus der Zeit von Februar bis Mai 1874 stammt, mit kleineren Umstellungen und Nachschüben aus den Jahren 1874 und 1875.

Das Manuskript ging mit dem Nachlaß in den Besitz der Familie Fontane über. Einiges aus dem Nachlaß kam in vereinzelten Publikationen an die Öffentlichkeit, nicht aber das Bret-Harte-MS. Der Nachlaß wurde vom jüngsten Sohn des Dichters, Friedrich (genannt Friedei) Fontane, ver­waltet. In den 1920er Jahren ließ er von vielen Manuskripten, darunter auch dem Bret-Harteschen, maschinenschriftliche Abzüge (Typoskripts) anfertigen, die nach der Verstreuung und in manchen Fällen dem Verlust der Handschriften infolge des zweiten Weltkrieges für die Forschung oft den einzigen Anhalt boten und noch bieten. Nachdem langwierige Ver­handlungen über den Verlauf des Gesamtnachlasses zwischen den Fontane­erben und der Preußischen Staatsbibliothek resultatslos verlaufen waren, entschlossen sich die Erben zu der Versteigerung des Nachlasses am 9. Oktober 1933 durch Hellmut Meyer & Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat in Berlin. 63 Das Bret-Harte-Manuskript erscheint in dem Auktionskatalog auf S. 83 als einer der vielen Bestandteile unter Nr. 496, Buchkritiken. Diese Rubrik wurde von der Versteigerung zurückgezogen: das Bret-Harte-Manuskript verblieb also im Familienbesitz. Im Januar 1936 ging durch das tätige Eingreifen des damaligen Landeshauptmanns Dietloff von Arnim der noch in Familienbesitz befindliche Bestand des Fontane-Nachlasses (Manuskripte und von Friedrich Fontane geschaffener wissenschaftlicher Apparat) in den Besitz des Provinzialverbandes von Brandenburg überund wurde im Landeshause Berlin W. 35, Matthäi- kirchstraße 35 der wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht. 65 Die Leitung des Fontane-Archivs lag in den bewährten Händen von Dr. Hermann Fricke, dem wir den ersten gedruckten Überblick über die Bestände des Archivs verdanken.® Die Bret-Harte-Handschrift trägt in seiner Bestandsaufnahme des Archivs die Aktennummer L 41. 66 Während oder nach dem Kriege verschwand das Manuskript und tauchte erst wieder im Sommer 1954 auf, als es von Hellmut Meyer und Ernst, Autographen­handlung und Antiquariat, versteigert und von mir erworben wurde. Im März 1968 überließ ich derJ. K. Lilly Rare Book and Manuscript Library der Indiana University in Bloomington, Indiana, USA, das Originalmanuskript als dauernde Leihgabe, und einen photomechanischen Abzug des Manuskripts dem Theodor-Fontane-Archiv der Deutschen Staatsbibliothek in Potsdam. 67

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