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Sonderheft 6, Henry H. H. Remak: Der Weg zur Weltliteratur: Fontanes Bret-Harte-Entwurf
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Beschreibung des Manuskripts

DasBret Harte-Manuskript besteht aus 21 Folioblfittem. Die Vorder­seiten sind mit zwei Ausnahmen alle in Fontanes Handschrift und zwar mit Tinte geschrieben. Die Ausnahmen sind die Paginierung (Bleistift, s. u.) und ganz oben auf S. 14, über demHochWasserzeichen-Titel (Tinte), ein offenbar nachträglich eingefügter Zusatz in Bleistift aus Fontanes' Hand:Deskriptive Gruppe. Hier ist er auf seinem eigensten Gebiet. Auf zwei Seiten befinden sich aufgeklebte Druckschriften, nämlich auf Seite 6 ein Zeitungsausschnitt (Hauptmann und Feldwebel) und auf Seite 9 ein Zeitschriftenaufsatz (Bret Harte von Karl Knortz). Diese beiden Seiten enthalten aber auch handschriftliche Bemerkungen Fontanes, die sich auf die Verwendung der aufgeklebten Ausschnitte in seiner Studie beziehen. Zeitungs- und Zeitschriftenauszüge gehören also organisch zu der Handschrift und werden deshalb hier auch zum ersten Mal als Teil des Manuskripts veröffentlicht.

Die Handschrift trägt kein Datum, aber verschiedene Indizien erlauben es uns, wie wir bereits gesehen haben, das Abfassungsdatum zwischen Februar und April 1874 mit ziemlicher Sicherheit festzulegen oder eng zu umschreiben. Das Manuskript ist mit Bleistift paginiert. Ob die Paginierung von Theodor Fontane oder von seinem Sohn Friedrich Fontane oder einer dritten Partei (Emilie Fontane? Nachlaßbearbeiter?) herrührt, ließ sich nicht mit völliger Sicherheit feststellen: ein Vergleich der Seitenzahlen mit sonst von Theodor Fontane gebrauchten Ziffern legt die Annahme nahe, daß die Paginierung von Theodor Fontane selbst stammt. Besonders auffällig ist die Paginierung der Seite 14: hier stammen die nachträgliche Bleistifteinfügung im Text und die angegebene Seitenzahl wohl zweifellos von der Hand Fontanes. Wir werden sehen, daß, abgesehen von der Urheberschaft der Paginierung, noch andere Gründe für die Richtigkeit der im Manuskript vorhandenen Seitenziffern sprechen.

Es handelt sich um den Entwurf zu einer nicht ausgeführten Studie, um Stichpunkte und Erinnerungsstützen, die Fontane für sich selbst angefertigt hat. Definitive, logische, feste Konsequenz kann hier noch nicht erwartet werden, weder in Rechtschreibung und Interpunktion noch in Folgerich­tigkeit der Gedanken und Anordnung der verschiedenen Teile. Dagegen darf man innerhalb der verschiedenen Teile eher eine gewisse Logik und Konsequenz voraussetzen. Manchmal ist aber auch hier die Reihenfolge nicht ohne weiteres klar, soweit wir nicht fortlaufende Sätze von Seite zu Seite oder aufeinanderfolgende Absätze haben, die klar zueinander gehö­ren. In Zweifelsfällen kam die Manuskriptpaginierung zu Hilfe, die zwar nicht unanfechtbar aber doch plausibel ist. Wie sich verschiedene Erwä­gungen über die authentische Reihenfolge in einem bestimmten Fall auswirken, zeigen meine Bemerkungen über Manuskriptblätter 10, 11 und 12 auf Seite 36-37.

In einem druckfertigen Aufsatz wäre vieles weiter ausgeführt oder ver­ändert worden, manches wahrscheinlich fallengelassen, Akzente und Meinungen hätten sich hier und da verlagert. Die Handschrift ist zwar

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