(Blatt 5)
Bret Harte
1. Einleitung. Wie ich in Zeitschriften zwei kurze Geschichten lese (deren Titel ich an dieser Stelle nicht angeben muß), wie Landschaft, Menschen. Vorgänge, besonders aber „die Noblesse in der Verworfenheit“ das unausrottbar Edle in der Menschennatur mich tief bewegt. All dies schildern. Der Verf. dieser zwei Geschichten war Bret Harte. ((Ich forschte nun nach, wer er sei.))
2. Die Biographie Bret Hartes,
3. Die Charakterisirung aller und die zwei Gruppen, in die sie sich scheiden ((hier Blatt A. B. C. benutzen, Blatt D an andrer Stelle)). 3
4. Die Deskriptiven.
5. Die Musterstücke im Gefühlvollen. Sachen ersten Ranges.
6. Die auf der Kippe stehenden.
7. Diejenigen, die den Knax am deutlichsten zeigen
8. Schlußbetrachtungen, aber ohne Vergleich mit den europäischen Literaturen. (Dies erst später.)
(Blatt 6) (hr: 4 Enthält einen auf geklebten Zeitungsausschnitt, dessen Text folgt. Am Rande hat Fontane geschrieben:)
Benutzen bei dem Aufsatz über Bret Hart (sic), um zu zeigen, was ächl und unächt, was herzbewegend und blos sensationell ist.
Hauptmann und Feldwebel.
(Aus der Unteroffizier-Zeitung)
Von früherer Zeit her kannte ich einen Offizier, v. Koschembahr hieß er; ich lernte ihn lieben, denn er war ein tapferer Soldat und ein edler, liebenswürdiger Mensch. Wir wurden Freunde. In ( der Schlacht bei Gravelotte war das schleswigsche Infanterie-Regiment Nr. 84 stark betheiligt, und zu meinem großen Kummer erfuhr ich, daß mein Freund, Hauptmann v. Koschembahr, schwer verwundet sei. Ich suchte ihn den ganzen Nachmittag, ich durchstöberte alle Spitäler, durchforschte alle Häuser, in denen Verwundete lagen; endlich Abends fand ich ihn. Er lag in einer Scheune auf einem Bündel Stroh, er war mit dem Mantel zugedeckt und sein Haupt ruhte auf einem Tornister. Rings um ihn lagen Verwundete seines Regiments. Als er mich sah, streckte er mir die Hand entgegen und ein Lächeln verklärte seine Züge. Ich ließ mich an seinem Lager nieder und ergriff seine Hand. „Theurer Freund, wie habe ich Sie gesucht, und nun muß ich Sie so finden; ich sehe keinen Arzt, sind Sie schon verbunden?“ Ein Schatten flog über seine Züge, aber mit ruhiger, fester Stimme sagte er: „Lieber Freund, Dank für Ihre Sorge, aber mit mir ist es vorüber, ich habe nur' noch wenige Stunden zu leben.“ Dabei lüftete er den Mantel, und ich schauderte, als ich die furchtbare Wunde sah: — ein Granatsplitter hatte ihm den Leib aufgerissen. Meine Kehle war wie zugeschnürt, ich brachte keine Silbe heraus; ich beugte mich nur über den unglücklichen Freund und küßte ihn auf die edle Stirn. Als ich wieder Worte fand, fragte ich ihn, ob er keine Wünsche habe, ob ich ihm keinen Dienst erweisen könne?
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