..Doch, mein Freund,“ sagte der Verwundete, indem er sich mühsam aufrichtete, „ich habe eine Bitte. Hier neben mir liegt mein braver Feldwebel Hübner. Er ist tödtlich verwundet, wie ich. Ich bin Junggeselle, habe keine Familie, keine näheren Verwandten; Hübner aber hinterläßt Weib und Kinder, und — diese — sollen Erben — meines — Vermögens sein.“ Das Sprechen hatte ihn angestrengt, und erschöpft sank er auf sein Lager zurück. Ich hielt meine Feldflasche an seinen Mund, er trank in gierigen Zügen. Der Trank hatte ihn gestärkt. „Dank, mein Freund,“ sagte er. „Nun nehmen Sie meine Brieftasche und schreiben Sie!“ Und mit ruhiger Stimme dictirte er:
..Mein letzter Wille. Ich vermache mein ganzes Vermögen, bestehend aus Staatspapieren und baarem Gelde, welches ich bei meinem Banquier M. .. in Sch.. . deponirt habe, so wie mein gesammtes Mobiliar der Wittwe und den Kindern meines braven Feldwebels Hübner vom 84. Infanterie-Regiment, der auf dem Felde der Ehre geblieben ist. Gravelotte, den 18. August 1870.
Und nun lassen Sie mich unterzeichnen.“ Und mit fester Hand unterschrieb er: v. Koschembahr, Hauptmann beim schleswigschen Infanterie-Regiment Nr. 84.
„Sie, mein Freund, sind mein Testamentsvollstrecker!“ sagte er hierauf zu mir.
Neben dem Schmerzenslager des Hauptmanns lag sein Feldwebel Hübner. Der bleiche Mann mit dem rothblonden Barte hatte mit großen, starren Augen die Scene neben ihm betrachtet; er schien anfangs nicht recht zu verstehen, als aber v. Koschembahr das Testament dictirte, da belebte eine flüchtige Röthe sein bleiches Gesicht und zwei Thränen liefen ihm die Wangen hinab. „Oh mein Hauptmann!“ sagte der Mann und erhob die Hände. Er war zu schwach, sich aufzurichten. Der Hauptmann aber reichte seinem Feldwebel die Hand mit den Worten: „So Hübner, wir Beide haben bis jetzt als brave Soldaten gedient, für König und Vaterland unsere Pflicht gethan, nun wollen wir auch als tapfere Soldatn sterben!“ In derselben Nacht noch verschied der Hauptmann in meinen Armen. Sein Feldwebel Hübner war zwei Stunden vor ihm gestorben. Der Mann entschlief mit einem Lächeln auf dem Gesicht, war doch die Sorge für Weib und Kinder von seiner Seele genommen.
E>as ist die Geschichte vom Hauptmann v. Koschembahr und seiner letzten That/’ [Hier Ende, Kreuzzeitungsartikel.)
(Blatt 7) Man kann also sagen:
1. Deskriptives. Sie sind ausgezeichnet; aber man kann hier nicht sagen: es ist etwas Besondres. Diese Gabe der Beschreibung findet sich überall.
2. Die Musterstücke. Wo alles neu, eigenartig, übermenschlich, erschütternd und doch nachhaltig ist, weil wahr. Dies sind: the luck of roaring Camp und the Outcasts of Poker Flat. ((Auch The Idyll of Red. Gulph (sic) gehört hierher.))
28