bruch, mit Gonscharow, Turgenjew, Tolstoi und Dostojewski ihren spezifisch russischen Charakter und wurde dadurch von einer rezeptiven zu einer produktiven Literatur, zur Weltliteratur. Die amerikanische Literatur, begreiflicherweise stark von der englischen abhängig, machte ihre Eigenart in den 1820er Jahren mit Irving und Cooper geltend, schuf mit Longfellows Werken der 1840er und 1850er Jahre eine europäischen Anregungen und Mustern noch stark verhaftete Belletristik, mit Hawthorne und Emerson in derselben Periode eine profiliert amerikanische Literaturkunst. (Thoreau, Melville und Whitman waren in der Mitte der 1870er Jahre in Deutschland noch wenig bekannt.) Es ist bezeichnend, daß Fontane diese amerikanische Neu- und Eigenartigkeit in einer spezifisch regionalen — das heißt dem poetischen Realismus verwandten — Literatur suchte: bei Harte, Twain und Miller, damals kalifornische Schriftsteller. — „Sorgfältiger“, „Künstlerischer“, „Unjournalistischer“, „Ungründerhafter“ : das bedeutet hier, glaube ich, sowohl für Rußland wie für Amerika, im Grunde dieselben Merkmale: sozial und psychologisch genauer, realistischer, differenzierter, echter, direkter, weniger idealisiert, weniger stilisiert als europäische Muster, die ehe verkünstelt als künstlerisch waren.
Fontane hat ein drittes Mal angesetzt und noch einmal ein ähnliches Schema skizziert (Blatt 5): die von mir gewählte Reihenfolge der drei Dispositionen scheint mir logisch die wahrscheinlichste. 1 Die dritte Inhaltsangabe besteht jetzt aus acht Teilen, nicht mehr aus sieben wie in Schema 1 und 2. Die Anordnung ist in den Hauptzügen die gleiche: Biographie, allgemeine Charakterisierung, Einteilung in zwei Hauptgruppen, die deskriptive und die gefühlvolle. Am Anfang, in der Mitte, und am Ende gibt es aber jeweils Änderungen, die auf diese Disposition als die letzte deuten. Und zwar haben wir jetzt eine sehr persönliche Einleitung (1. Teil): wie Fontane zwei Geschichten von Bret Harte kennengelernt hat, wie neben Landschaft, Menschen und Vorgängen ihn besonders die „Noblesse in der Verworfenheit“ „tief bewegt“ habe, wie er darauf Nachforschungen über Bret Harte angestellt habe, die zu diesem Aufsatz geführt hätten. Der neuen Einleitung entspricht nun eine neue „Schlußbetrachtung“ (8. Teil), das heißt eine Zusammenfassung seiner Analysen: die Frage, ob Bret Harte Weltliteraturformat habe, wird einem allerletzten, auf den Schluß folgenden Ausblick Vorbehalten. Diese Änderung in der Disposition wird durch Blatt 10 und Blatt 12 bestätigt, wo Fontane sich nicht weniger als viermal vomimmt, erst festzustellen, wie gut die Erzählungen Bret Hartes sind, „und wenn sie gut sind,“ „ganz am Schluß des Aufsatzes“ den Vergleich mit der Weltliteratur anzustellen.
Wichtig ist, daß die Gedichte zum ersten Mal fortfallen: auch das ein Indiz, daß Schema 3 (Blatt 5) chronologisch das letzte gewesen sein muß. Hinweise (Blatt 5) auf bisher nicht identifizierte Blätter A bis D deuten ebenfalls auf Vorarbeiten hin. Und schließlich wird die kritische Skala weiter differenziert: die zwei Kategorien der „gelungen gefühlvollen“ und der “mißlungen gefühlvollen“ werden auf drei erweitert: die „Musterstücke“, „die auf der Kippe stehenden“ und „diejenigen, die den Knax am deutlichsten zeigen“.
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