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Sonderheft 6, Henry H. H. Remak: Der Weg zur Weltliteratur: Fontanes Bret-Harte-Entwurf
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schreitet. Auch hier leistet Fontane einen belangreichen Beitrag zur Rea­lismusdiskussion. Da Fontane Kalifornien aus eigener Ansicht nicht kannte und scheinbar auch mit anderen Quellen über Kalifornien wenig vertraut war, 4 muß er auf Grund der realsimulierenden Wirkung auf den Leser urteilen, undvon diesem Standpunkt des ,Zurechtgemachten ,des Fabrizierten kritisiert er sie. Wenn sie, schreibt Fontane, tatsächlich den Anspruch darauf erheben wollten, kalifornisches Leben getreu darzu­stellen, dürften die Erzählungen nur in Form von ,prätensionslosen Anek­doten auftreten, die ein Reiseschriftsteller benutzt, um einen wissenschaft­lichen Bericht zu beleben. Damit wäre der Anspruch auf moralisches Heldentum, den die Behandlung Jack Hamlins inBrown von Calaveras ' stellt und die Fontane rügt, hinfällig.

Und schließlich legt sich die Schlußbetrachtung (Blatt 21) die Frage vor: wie wertvoll sind die Erzählungen?Haben sie etwas Erfrischendes, Befruchtendes, Reformirendes, Geist- und Gesinnung-Förderndes in sich? Die Antwort lautet: Nein. Eher das Gegenteil. Während Fontane zu einem detaillierten Vergleich Bret Hartes mit europäischen Literaturen nicht gekommen ist, beantwortet er damit doch die Schlußfrage, die er sich zweimal in seiner Disposition vorgelegt hat,ob die Weltliteratur etwas Neues, Fördersames dadurch erhalten hab (Blatt 1, sehr ähnlich auf Blatt 8), trotz aller Anerkennung im einzelnen, negativ.

XI

Verbleibt die Zusammenfassung und Beurteilung der fontaneschen Kritik. Sie ist gewissenhaft, nuanciert und doch konsequent. Sie besteht aus ästhetischen und moralischen Motiven. Für das literarische Neuland, für eine unverbrauchte Substanz demokratischer Romantik (Kalifornien), für die objektiven Schilderungsfeinheiten Hartes, sowohl örtlich wie psychologisch, für eine dezente, echte, subjektive Dosis des Gefühlvollen hat Fontane viel übrig. Beim ersten Lesen ist er stark beeindruckt. Aber dann merkt er: etwas stimmt nicht, die Erzählungen haben etwas Schematisches, Fabriziertes, die Idealisierung des Spielers, des Betrügers, des Ehestörers, die stereotypeNoblesse in der Verworfenheit bringt einen subjektiv-verzerrten Mißton ins Ganze, unsere Sympathie, unsere Liebe wird für Typen in Anspruch genommen, die sie nicht verdienen, der Kitzel ist zurechtgemacht. Hochgeschickt und interessant aber in der Anlage fragwürdig: so lautet Fontanes Urteil über Harte.Ich finde sie alle ersten Ranges und doch krank, schreibt er schon an Rodenberg <2. 2. 1874).

Es fällt auf, daß Fontanes Urteil aus etwa derselben Zeit über den einzigen anderen amerikanischen Schriftsteller, mit dem er sich nach Bret Harte näher beschäftigt hat, William Dean Howells, 5 ähnliche Saiten anschlägt. Howells, dessen literarische Verwandtschaft mit Fontane Werner Hoffmeister in einer fein ausgewogenen Studie 6 nachgewiesen hat, hat auch mit Harte manches gemeinsam: beide waren Reiseschrift­steller, stellten in ihrer Laufbahn und in ihren Schriften den Konflikt zwischen neuem Westen und altem Osten dar, und bemühten sich um einen Realismus des Ausgleichs. Einige Sätze aus Fontanes kritischer

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