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Sonderheft 6, Henry H. H. Remak: Der Weg zur Weltliteratur: Fontanes Bret-Harte-Entwurf
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auch auf Fontanes eigene Erzählungen und Romane zutrifft. Unterschätzt hat er auch das vorzügliche Sprachtalent Hartes, sowohl in der Wiedergabe und Gestaltung der feinen wie der unfeinen Umgangssprache (z. B. in Tennessees Partner) beide dem gleichen Talent Fontanes für elegante Gesellschaftssprache und Volksdialekte entsprechend, unterschätzt ebenfalls den eleganten Humor des Amerikaners. 9

XII

Wie verhält sich Fontanes Urteil zu der sonstigen zeitgenössischen Bret- Harte-Kritik in Amerika, in Deutschland, und zu späteren Bewertungen? Es ist uns natürlich nicht möglich, im Rahmen dieser Arbeit das gesamte Bret-Harte-Rezeptionspanorama zu entfalten. Und man kann von Fontane nicht verlangen, daß er mit der einheimischen Begutachtung Bret Hartes zu konkurrieren imstande ist. Interessanterweise war Harte im Osten Amerikas, wo man über die wirklichen Verhältnisse im Westen des Kontinents weit weniger Bescheid wußte, viel gefeierter als in Kalifor­nien, und als sein Ruhm im amerikanischen Osten verbleichte, wanderte sowohl der Ruhm, wie Harte persönlich, weiter nach Osten, nach Deutsch­land, wo Kalifornien ein exotischer Begriff war, und nach England, wo Dickens ihn ungemein bewundert hatte. Es spricht für Fontanes kritischen Scharfblick, daß ihm trotzdem die Schwächen Hartes nicht entgangen sind, die auch von der spätesten amerikanischen Forschung (welche natürlich nichts von Fontanes Entwurf weiß) wahrgenommen worden sind. So stellt z. B. Lucy Lockwood Hazard über ein halbes Jahrhundert später dieselbe Frage wie Fontane,ob die Weltliteratur etwas von ihm hab (Blatt 3) in den Worten:What good came of it at last?, 10 und beantwortet sie, wie Fontane, negativ. Fontanes Bemerkung auf Blatt 13Wir glauben nicht recht, daß diese Dinge Bilder des wirklichen Lebens sind, sie wirken uf uns doch wie sehr zurecht gemacht entsprechen dem Urteil Wallace -tegners fünfundachtzig Jahre danach:Hartes characters ... look made, nd they are. 11 Der Hauptgrund dafür ist, fügt Stegner hinzu, daß Harte as Pionierleben in Kalifornien zwar beobachtet hatte, aber nie ein Teil avon gewesen war. Deshalb wohl auch die Stereotypen, die Fontane auf latt 2 und 3 kategorisiert und mit deren Voraussagbarkeit Stegner über- instimmt. 12 Andrerseits beobachtet die amerikanische Kritik auch positive eiten, die Fontane hervorgehoben hat: was Fontane dasgelungen gefühl- olle nennt, bezeichnet Harrison alsromantisch und verteidigt es emperamentvoll. 13

ie neuere amerikanische Forschung hat zweierlei erkannt; erstens, daß erade diese Mischung von Realismus und Romantik den amerikanischen fythus des anständigen Betrügers, des von den Gesetzen geächteten utlaws oder der Hure mit dem goldenen Herzen geschaffen hat, einen fythus, der allein schon durch seinen Erfolg zur Realität geworden ist. M in Beispiel nur: der populärste Amerikaner der letzten Jahre, ein ahrer Nationalheld, kurz vor seinem Tode (11. Juni 1979) von dem ongreß der Vereinigten Staaten durch eine Nationalmedaille geehrt, die inter dem Namen nur ein allessagendes Wort enthält:Amerikaner, ar und ist der Filmschauspieler JohnThe Duke Wayne, von dem es

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