Otis 30( 2023): 65-93
Zehn Jahre Wiederansiedlung des Auerhuhns Tetrao urogallus im Forst Hohenbucko : eine Zwischenbilanz
Reinhard Möckel
MÖCKEL, R.( 2023): Zehn Jahre Wiederansiedlung des Auerhuhns Tetrao urogallus im Forst Hohenbucko : eine Zwischenbilanz. Otis 30: 65-93.
In den Wäldern um Finsterwalde ( südliches Brandenburg , 61.150 ha) wird seit 2012 die Wiederansiedlung des Auerhuhns versucht. Der Forst Hohenbucko ( 22.850 ha) ist Teil des Vorhabens. In ihm wurden zwei Auerhuhn- Entwicklungsräume ausgewiesen: die Rochauer Heide( 2.910 ha) und der Sonnewalder Forst( 1.346 ha). In der Rochauer Heide wurde im Frühjahr 2013 mit der Zuführung von Auerhühnern begonnen( bisher 17 Auerhähne und 103 Auerhennen, überwiegend Wildfänge aus Schweden ). Seitdem hat sich ein kleiner Bestand etabliert, dessen Entwicklung mittels Linientaxierung überwacht wird. Ausdruck der zunächst positiven Entwicklung sind 23 Brutbelege( 20 Brutnachweise, dreimal Brutverdacht). Das Bestandsmaximum wurde im Zeitraum 2018/19 erreicht. Trotz Zuführen weiterer Auerhühner stagniert der Bestand seitdem. Als Kenngröße für den Bruterfolg wird der Beringungsstatus der genauer gemusterten Auerhühner genutzt. Von 2016/17 bis 2019/20 trugen im Mittel 33,1% der Auerhühner keinen Fußring. Damit waren sie im Untersuchungsgebiet erbrütet worden. Im Zeitraum 2018/19 war fast jeder zweite Vogel unberingt. In den letzten drei Jahren waren es im Mittel noch 6,6%. Offenbar fallen seit 2020 viele Gelege während der Bebrütung Fressfeinden zum Opfer. Durch ein Monitoring mit Fotofallen wurden als wesentliche potentielle Prädatoren Rotfuchs Vulpes vulpes , Wildschwein Sus scrofa , Dachs Meles meles , Baummarder Martes martes und das Neozoon Waschbär Procyon lotor ausgemacht. Trotz Abschuss und Fang( 105 Raubtiere in zehn Jahren) nahm der Bestand des Waschbären seit 2013 stark zu. Die ermittelte Größe der Auerhuhnfamilien ist klein( im Juni 2,9, im September 2,1 Küken pro führende Henne). Im Sonnewalder Forst wurde den potentiellen Prädatoren viel intensiver nachgestellt( 709 Raubtiere in zehn Jahren). Da erst im Herbst 2022 fünf Auerhühner( zwei Hähne, drei Hennen) freigesetzt wurden, ließ sich die Wirkung der intensiveren Bejagung des Raubwildes auf den lokalen Bestand nicht prüfen. Der Vergleich der aktuellen Abschusszahlen der potentiellen Fressfeinde des Auerhuhns mit deren Häufigkeit vor 100 Jahren macht eine Vervielfachung der Bestände von Wildschwein, Rotfuchs, Dachs und Baummarder deutlich. Hinzu kommt der vordem fehlende Waschbär. Ein seit 2017 im Projekt angestellter Berufsjäger konnte keine Verbesserung der Situation herbeiführen. Unter diesen Bedingungen wird sich das Auerhuhn ohne ständige Zufuhr weiterer Wildfänge auf Dauer nicht halten können. Die Übermacht der Fressfeinde durch eine beiläufige Bejagung zu regulieren, wird nicht zielführend sein. Als Ausweg wird die Errichtung von Schutzzäunen diskutiert, welche den Auerhühnern weitgehend prädatorenfreie Habitatinseln zur Brut bieten würden. Zu prüfen ist weiterhin, ob die aktuelle Verfügbarkeit von Insektennahrung zur Ernährung der schnell wachsenden Küken ausreicht. MÖCKEL, R.( 2023): Ten years of reintroduction of the Western Capercaillie Tetrao urogallus in Hohenbucko Forest: an interim review. Otis 30: 65-93.
Attempts have been made to reintroduce the Western Capercaillie in the forests around Fin sterwalde ( southern Brandenburg , 61,150 ha) since 2012. The Hohenbucko Forest( 22,850 ha) is part of the project. Two Capercaillie development areas were identified: the Rochauer Heide( 2,910 ha) and the Sonnewalder Forest( 1,346 ha). The introduction of Capercaillie began in the Rochauer Heide in spring 2013( so far 17 Capercaillies cocks and 103 Capercaillies hens, mostly caught in the wild in Sweden). Since then, a small population has been established, the development of which is monitored using line counts. The initially positive development is reflected in 23 breeding records( 20 confirmed breeding records, three possible broods). Maximum numbers were reached in the period 2018/19. Despite adding more Capercaillie, the population has since stagnated. The precise ringing status of the Capercaillie is used as an indicator of breeding success. From 2016/17 to 2019/20, an average of 33.1% of birds had no foot ring. This means that they had bred in the study area. In the 2018/19 period, almost every second bird was unringed. In the last three years, the average was 6.6%. Apparently, since 2020, many clutches have fallen victim to predators during incubation. Monitoring with camera traps identified the Red Fox Vulpes vulpes , the Wild Boar Sus scrofa , the European Badger Meles meles , the Pine Marten Martes martes