Heft 
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Otis 30( 2023)

Abb. 31: Schutzzaun für die Großtrappe im Havelländischen Luch, 22.05.2023. Foto: H. Watzke. Protective fence for the Great Bustard in the Havelländisches Luch, 22.05.2023.

duktionsschutzgatter" ausgewiesen. Angelegt in einem von Auerhühnern besiedelten Habitat wäre es ein Angebot an sie, dort geschützt vor boden­gebundenen Prädatoren zu nisten. Würde ein sol­cher Versuch positiv verlaufen, wäre in jedem der sieben Auerhuhn- Entwicklungsräume ein Schutz­zaun aus gut verblendetem Knotengeflecht oder Maschendraht zu errichten. Diese Einrichtungen müssten dauerhaft betreut werden. Dazu gehö­ren das Dichthalten der Zäune und das Abfangen der Prädatoren mit Lebendfallen im umzäunten Areal( außerhalb der Brutzeit) und im Umfeld desselben( ganzjährig). Im Schutzzaun sind keine Wildschweine und Raubsäuger zu dulden. Würden geschützte Arten, wie Baummarder oder Wildkat­ze Felis silvestris, gefangen, wären sie außerhalb des Schutzzaunes freizulassen. Um ein Überklet­tern des Zaunes durch Waschbären zu verhindern, ist das Ziehen stromführender Litzen unerlässlich. Dieser gebietsfremde Prädator gilt als besonders gefährlich, da ihn Auerhennen möglicherweise nicht als Feind erkennen und es so auch zum Ver­lust des brütenden Altvogels kommen kann. Der Waschbär ist, wie der Rotfuchs, auch außerhalb des Schutzzaunes mit Nachdruck zu eliminieren.

Ein umzäuntes Areal ist dennoch kein All­heilmittel. Den Habicht Accipiter gentilis und einen über die Baumkronen eindringenden Baummarder wird man nicht fernhalten. Letzte­rer verkörpert aber nur 6% der bodengebundenen

Fressfeinde( Abb. 17). Das Ausgrenzen von 94% der potentiellen Prädatoren dieser Kategorie könn­te die Wiederansiedlung langfristig sichern. Dass sich die Bestände der zu betrachtenden Beutegrei­fer in absehbarer Zeit durch natürliche Regulation verringern, ist nicht zu erwarten( GORETZKI et al. 1999, GÖRNER 2007). Dafür ist, besonders für die Ernährungsgeneralisten unter ihnen, in unserer anthropogen geprägten Landschaft das Nahrungs­angebot zu groß. Diese Erfahrung sammelte man auch auf den von bodenbrütenden Küstenvögeln besiedelten Inseln in Nord- und Ostsee . Bruterfolg gibt es nur, wenn diese frei von bodenläufigen Prä­datoren gehalten werden( QUEDENS 1997, GRAU­MANN& GORETZKI 2002, HARTMANN& STIER 2003, KUBE et al. 2005, HERRMANN 2021). Die dargestellte Problematik wird solchen Fällen nicht ungewöhnlich( LITZBARSKI 1998, SCHÄFFER& FLADE 2013) seit Herbst 2022 in der Arbeitsgruppe Auerhuhn kontrovers diskutiert. Kommt es jedoch nicht zur nachhal­tigen Erhöhung der Reproduktion des kleinen, durch Wiederansiedlung begründeten Bestandes, wird das Auerhuhn fünf bis zehn Jahre nach dem Ende des Zuführens weiterer Altvögel erneut aus den Wäldern der Lausitz verschwunden sein. Die Reproduktion ist derzeit offenbar zu gering, um die lokalen Vorkommen zu erhalten und für eine Besiedlung angrenzender Wälder mit passabler Habitateignung zu sorgen.

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