Heft 
(2023) 30
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Möckel: Zehn Jahre Wiederansiedlung des Auerhuhns im Forst Hohenbucko

ursachte das Wildschwein( bei geringer Häufig­keit) allerdings nur 4,2% bzw. 2,6% der Verluste ( DZIĘCIOŁOWSKI& MATUSZEWSKI 1982).

In dieser Beziehung ist die hohe Schwarzwild­dichte im 17. Jahrhundert bemerkenswert. Das Jagdbuch von Johann Georg I. ( 1611-1650) weist sehr erfolgreiche Wildschweinjagden aus, wäh­rend die Jagd auf den Auerhahn keine Erwähnung findet. Erst am 05.09.1662 wurde dieser durch ein kurfürstliches Mandat der hohen Jagd zuge­ordnet und war damit dem Hofe vorbehalten. Für die später betriebene Balzjagd auf dem Auerhahn liegen mit wenigen Ausnahmen erst ab 1743 ausführliche Berichte vor( HANSPACH& MÖCKEL 2022). Dass das Auerhuhn im 17. Jahrhundert in der Niederlausitz wegen des starken Vorkommens des Wildschweins seltener war, ist damit nicht be­legt. Dazu sind weitere Archivalien auszuwerten. Eine ganzjährige Nutzung von Auerhuhnhabitaten durch Schwarzwild ist wohl bedenklich, die Be­deutung als Prädator im Detail aber noch zu klären ( HAHN 1998).

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Die brütende Auerhenne dürfte in der Nieder­ lausitz vor allem einem hohen Prädationsdruck durch den Rotfuchs ausgesetzt sein. Nach GÄRT­NER& KLAUS( 2004) konnten ihm bei einem Ex­periment mit Kunstgelegen mindestens 40% der Verluste zugeordnet werden. Wie schwierig es ist, durch seine gezielte Bejagung Effekte für den Auerhuhnschutz zu erzielen, zeigen KAPHEGYI ( 1998) und KÄMMERLE et al.( 2020). Auch im Rah­men des Schutzes der Großtrappe erbrachte die versuchte Intensivierung der Fuchsbejagung nicht das gewünschte Resultat( SCHWARZ et al. 2005).

Eine bestandserhaltende Nachwuchsrate ist das erklärte Ziel bei der Wiederansiedlung um Finsterwalde . Dazu ist der einzige kurzfristig um­setzbare Ansatz die Sicherung der Bruten gegen­über Prädation( Erhöhung des Anteils erfolgreich brütender Hennen). Will man durch Bejagung die Feinde regulieren, muss diese sehr intensiv er­folgen. Dazu reicht ein Berufsjäger auf 16.036 ha Auerhuhn- Entwicklungsräume nicht. In Schott­ land bekämpfen zwölf auf 4.000 ha mit aller Konsequenz( 2.000 Fallen) sehr erfolgreich die Feinde des Moorschneehuhns Lagopus lagopus ( HOFFMANN 2023). In Deutschland mit seinem kleinteiligen Revierjagdsystem hängt die Intensi­tät der Raubwildbejagung von der individuellen

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Neigung der involvierten Jäger, deren verfügba­rem Zeitfonds, aber auch von der Entfernung des Reviers vom Wohnort ab. Viele Jäger können aus objektiven Gründen gar keine Fangjagd betreiben. Dazu kommen subjektive Gründe. Selbst bei Zah­lung von Prämien ließ sich noch in keinem Schutz­projekt die Dichte von Bodenprädatoren auf das erforderliche Niveau senken( LITZBARSKI 1998, LANGGEMACH& BELLEBAUM 2005).

Die Möglichkeiten sind äußerst begrenzt, die infolge Lebensraumgunst rasant gestiegenen Be­stände der Prädatoren jagdlich auf das historische Niveau zu drücken. Selbst wenn im Auerhuhn­projekt weitere Berufsjäger eingestellt würden, gelänge dies nicht. Es gibt wohl nur einen Weg: Die brütenden Auerhennen müssen räumlich von ihren Feinden getrennt werden. Bei der Großtrap­pe erwiesen sich Schutzzäune( Abb. 31) als sehr effektiv( LITZBARSKI et al. 2022). Im Havelländi­schen Luch brüteten in einem 17 ha großen, fuchs­sicher eingezäunten Areal bis zu 15 freilebende(!) Groẞtrappen gleichzeitig und zogen bis zu elf Jun­ge pro Jahr auf( LANGGEMACH& RYSLAVY 2012). In diesem Gatter ohne größere Prädatoren, wie Rotfuchs, Marderhund und Wildschwein, niste­ten zeitgleich noch bis zu fünf Paare der Wiesen­weihe Circus pygargus und bis zu vier Paare des Rebhuhns. Dazu kamen Bruten von Stockente Anas platyrhynchos , Wachtel Coturnix coturnix , Jagdfasan Phasianus colchicus und Sumpfohreule Asio flammeus( KRUMENACKER et al. 2021). Mitt­lerweile unterhält der Förderverein Großtrappen­schutz e. V. sieben Schutzzäune mit einer Größe von 12 bis 30 ha( LITZBARSKI et al. 2022).

Auch beim Schutz von Kiebitz Vanellus vanel­lus, Brachvogel Numenius arquata , Uferschnepfe Limosa limosa und Rotschenkel Tringa totanus ) erzielte man auf diesem Weg Erfolge( EIKHORST 2005, ALMER 2019, BRÜNING et al. 2021, NOAH 2021, BELLEBAUM et al. 2022, SCHNEIDER 2023b). In diesen Fällen wurden Feuchtwiesen fuchssicher eingezäunt( 10 bis 35 ha). Die genannten Watvögel erkannten das prädatorenarme Areal, flogen ,, frei­willig" in den Schutzzaun, brüteten und zogen hier ihre Küken auf. Danach verteilten sich die Vögel wieder in der Landschaft.

Ob Auerhennen dies auch tun würden, ist zu prüfen. Schon im Artenschutzprogramm( MLUR Brandenburg 2002) wurden optionale Repro­