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(2023) 30. Sonderheft
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Otis 30( 2023) Sonderheft

burg schon lange nicht mehr existieren. Was wir heute vorfinden, ist im Wesentlichen durch die menschliche Aktivität hervorgegangen, nämlich eine Kulturlandschaft unterschiedlicher Prägung. Am ehesten finden wir naturnahe, ursprüngliche Landschaften meist kleinflächig noch im Bereich von Kesselmooren, in Resten kaum genutzter Nie­dermoore und im Bereich unbesiedelter Seen und unbegradigter Fließe.

Auch wenn die ursprünglichen Lebensräume nur noch in Resten erhalten blieben, besitzt Bran­ denburg nach wie vor wertvolle, naturnah aus­gestattete Gebiete, die auch für die Avifauna von großer Bedeutung sind. Das älteste Naturschutz­gebiet( NSG ) Brandenburgs ist das Plagefenn, das 1907 bereits ausgewiesen wurde. 1947 gab es 31 NSG ( IUGR 2010), in den 1970er Jahren 127. Nach 1990 stieg die Zahl auf heute mehr als 475 NSG an. Vielfach spielte bei deren Festlegung die schützenswerte Vogelwelt mit etlichen seltenen und bedrohten Arten die ausschlaggebende Rolle, vielleicht bei über 50% der Gebiete. Das mag da­ran liegen, dass einerseits tatsächlich schützens­werte Arten die Gebiete besiedelten, andererseits wohl auch wegen des guten Vorlaufs hinsichtlich der Kenntnisse über die Vogelwelt. Es existieren zehn Naturparke und drei Biosphärenreservate so­wie ein Nationalpark.

Heute umfasst die unter Schutz gestellte Flä­che im Land ohne Landschaftsschutzgebiete

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Abb. 4: Vernässtes Grünland in den Körziner Wiesen, Nuthe- Nieplitz­Niederung. Foto: L. Kalbe.

7.200 km², das entspricht 25% der Landesfläche. 27 Gebiete mit 22% der Landesfläche wurden zwi­schenzeitlich als Europäische Vogelschutzgebiete ( SPA Special Protection Area) festgelegt und unterliegen damit strengen europäischen Schutz­maßstäben. 477 Gebiete mit 11% der Landesflä­che erhielten zudem den Status als FFH- Gebiet ( Fauna- Flora- Habitat gemäß Anhang I der FFH­Richtlinie).

Derzeitig werden für Brandenburg gut 40 ver­schiedene Lebensraumtypen( LRT) gemäß oben genannter FFH- Richtlinie unterschieden( ZIM­MERMANN 2014). Für die Lebensraumtypen liegen ausführliche Beschreibungen unter Darstellung der wesentlichen Zuordnungskriterien vor. Auch wenn zur Charakterisierung vor allem die Vege­tation und die hydrologischen Verhältnisse heran­gezogen worden sind, werden typische Leitarten der Vogelwelt, aber auch der Insekten, Amphibi­en und Reptilien benannt. Die Untergliederung der Lebensraumtypen umfasst die verschiedenen Gewässertypen, Trockenhabitate wie Sandrasen, Sandheiden, Dünen, Steppentrockenrasen, Wie­sen, Moore und Wälder. Darüber hinaus dienen strukturelle, ökologische und morphologische Kriterien sowie Gefährdungsfaktoren und Erhal­tungsparameter der Zuordnung zum entsprechen­den Typ.