Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

der folgenden Publikationen enthalten zahlreiche wertvolle Notizen über die Vogelwelt der Mark, speziell bezogen auf die Umgebung von Eberswal­ de . SCHALOW, der in den 1880er Jahren an seiner Ornis der Mark Brandenburg arbeitete, erhielt von ihm zahlreiche Mitteilungen zur Verbreitung vie­ler, oft auch seltener Arten.

Wegen seiner Verdienste wurde ALTUM 1891 einstimmig zum Vorsitzenden der Deutschen Or­ nithologischen Gesellschaft gewählt, nachdem er schon vorher der Geschäftsführer war. Danach er­hielt er etliche hohe Auszeichnungen, u. a. 1891 als Zoologie- Professor den Titel eines Geheimen Re­gierungsrates und feierte, wie es nicht anders sein konnte, 1899 auch das goldene Priesterjubiläum.

Alfred HANSMANN war eine ganz andere Per­sönlichkeit, gleichwohl nicht unsympathisch. Er gehörte sicher zu den eher lebenslustigen Ornitho­logen der Mark. Vieles, was er begann, vollendete er nicht. Wegen seines Bummellebens" wurde er von einigen Zeitgenossen heftig kritisiert, vor allem deshalb, weil er kaum einmal nachhaltige Ergebnisse seiner ornithologischen Studien zu Pa­pier brachte; das lag ihm nicht! Aber, warum nur müssen Ornithologen stets wissenschaftlich fun­diert arbeiten? Auch heute gibt es Zeitgenossen, die der Ornithologie vor allem wegen interessanter Beobachtungen im Felde frönen.

Auch HANSMANN war ein guter Ornithologe; heute würde man sagen, ein Feldornithologe im besten Sinne des Wortes. Er streifte viel durch die märkischen Landschaften, ging aber auch gern auf Reisen, z. B. mehrfach auf die Kanarischen Inseln, ohne allerdings außer etlichen Vogelpräparaten nennenswerte Berichte zu hinterlassen.

BOLLE hielt offensichtlich trotzdem sehr viel von ihm. Deshalb förderte er ihn auch Zeit seines Lebens. Ihm gefielen die Leidenschaft des Jünge­ren, und vor allem sein Kenntnisreichtum, was er auf gemeinsamen Exkursionen quer durchs Land Brandenburg erfuhr.

Wieder andere Typen waren Theodor zur LIN­DE und Max KRÜGER- VELTHUSEN. Ersterer war Forstmann, der aus dem Hannoverschen kam, in Eisenach und Göttingen studierte und schließlich 1875 in Gramzow in der Uckermark das Forstrevier 27 Jahre lang übernahm, nachdem er vorher zum

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Königlichen Forstmeister ernannt worden war. Letzterer war nach seiner Ausbildung Offizier im Brandenburgisch- Preußischen Füsilierregiment. In seinem Elternhaus nahe Frankfurt/ Oder war er schon früh an die Ornithologie herangeführt worden, da sein Vater leidenschaftlicher Jäger war, u. a. auf Schnepfen und Birkwild. So wurde Max nach einigen Kriegsjahren außerhalb des Dienstes zum leidenschaftlichen Feldornithologen.

Beide waren Jäger, Balgsammler, KRÜGER­VELTHUSEN Vor allem auch Oologe.

Über die Vogelwelt des Gramzower Forsts existieren viele gute Berichte von zur LINDE. Er­staunlich für die damalige Zeit war der Schutz der Greifvögel im Revier, weshalb erstens die Kennt­nisse über diese Artengruppe deutlich erweitert und zweitens ein Einblick in deren ungestörte Re­produktion ermöglicht wurde.

Über Waldemar HARTWIG aus dem Oderbruch , der zur selben Zeit in Brandenburg lebte und or­nithologisch sehr interessiert war, wissen wir sehr wenig. Er war zwar Mitglied der Deutschen Orni­ thologischen Gesellschaft ab 1884, aber über seine Exkursionen und Vogelbeobachtungen publizierte er nichts Nennenswertes.

Da lieferte der Berliner Alexander BAU schon mehr Interessantes. Er kam zur Ornithologie, weil damals der Handel mit gefangenen Wildvögeln auch in Berlin in Blüte stand. So lernte er zunächst die in Käfigen angebotenen Arten kennen, und das waren tatsächlich fast alle bei uns heimischen Vögel. Als Leipziger Lerchen landeten unzählige Finken, Ammern, Drosseln, Rallen und Wachteln, sogar Seidenschwänze im Winter, als Delikatessen im Kochtopf. Meist wurden die Wildvögel auch lebend zur Käfighaltung angeboten. Die Händler sparten durchaus nicht mit Mitteilungen über die besten Methoden des Vogelfangs. Und so wurde BAU zum Vogelfänger. 1870 trat er der D.O.G. bei, in der Königlichen Zoologischen Sammlung ver­tiefte er, unterstützt von CABANIS, seine Kenntnis­se. Im Mittelpunkt seines Interesses standen dabei Nutzen- Schaden- Probleme, aber auch die Rolle des Kuckucks in der Vogelgemeinschaft, und er mutierte vor allem zum Vogelschützer. Damals war das noch keine Selbstverständlichkeit!