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(2023) 30. Sonderheft
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Als führender märkischer Avifaunist trat bereits früh Herman SCHALOW hervor. Bereits als Jugend­licher begeisterter Feldornithologe im Berliner Umland, entwickelte er sich autodidaktisch zum Sammler und Kenner ornithologischer Literatur. Ab 1871 sammelte er gezielt Beobachtungsdaten über die Vogelwelt Brandenburgs und publizier­te gemeinsam mit BAU 1876 eine ausführliche Übersicht über die märkische Avifauna. Das war die erste zusammenfassende Vogelfauna seit der Fauna marchica von Johann Heinrich SCHULZ 1845. Weitere zusammenfassende Arbeiten über die Vogelwelt Brandenburgs lieferte er 1881, 1885 und 1890, bevor sich seine ornithologischen Inte­ressen zunächst Fragen der Vogelsystematik und der exotischen Formenvielfalt zuwandten.

Neben den oben genannten, bereits von SCHA­LOW( 1919) ausführlich gewürdigten Persön­lichkeiten gab es einen Kreis von Ornithologen und Eiersammlern um Hermann HOCKE( 1844­1910), den ALEX( 2011) näher beschreibt. Neben den Sammlungen waren zahlreiche Mitteilungen über die brandenburgische Vogelwelt, die unter anderem in der von HOCKE 1891 begründeten Zeitschrift für Oologie erschienen, Ergebnis ih­rer Aktivitäten. ALEX( 2011) schildert, wie Exkur­sionen damals aussahen. Mit den Vorortbahnen fuhren die Eiersammler in die Stadtrandgebiete und unternahmen von dort lange Fußmärsche. Exkursionen erfolgten oft in kleinen Gruppen, manchmal in Begleitung bezahlter Kletterer, die Greifvogelhorste besteigen und ausnehmen sollten. Aus Furcht vor konkurrierenden Eiersammlern ( etwa Arthur von TRESKOW) galt strenge Geheim­haltung bis hin zur Geheimniskrämerei. Beliebte Exkursionsziele waren beispielsweise der Sarnow bei Oranienburg , der Brieselang bei Spandau , die Waldgebiete bei Potsdam , die Löcknitzniederung bei Erkner und die Dubrow bei Königs Wusterhau­ sen . Bei mehrtägigen Ausflügen in weiter entfernte Gebiete wurden Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort wahrgenommen.

Zusammenfassend lässt sich über die Zeit zwi­schen 1850 und 1900 konstatieren, dass die Orni­thologie in Brandenburg , vor allem ausgehend von Berlin und den dortigen ornithologischen Vereini­gungen, die durchaus deutschlandweit Bedeutung besaßen, begann sich zu etablieren und Zeugnisse

Otis 30( 2023) Sonderheft

Abb. 21: Herman SCHALOW als märkischer Avifaunist in jungen Jahren. Aus MAUERSBERGER( 1993).

der Tätigkeit zu liefern. Hervorheben muss man neben den Anfängen der avifaunistischen Erhe­bungen im Land vor allem die umfangreiche Sam­meltätigkeit von Vogelpräparaten und Eiern durch die meisten der damals in Erscheinung getretenen Ornithologen. Viele solcher Sammlungen landeten schließlich in den Museen und bilden heute noch wichtiges Studienmaterial, andere verschwanden jedoch auch spurlos. Außerdem war es damals üb­lich, fremde Länder zu bereisen, so dass die eigent­liche Heimat manchmal zu kurz kam. Andererseits erweiterten solche Reisen natürlich den Horizont der Vogelkundler, und so finden wir immer wieder philosophische Betrachtungen, manchmal auch völlig abwegige, über die Vorkommen der Vögel. Mit Fug und Recht darf man die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert als die Gründerzeit der wis­senschaftlichen Ornithologie in Brandenburg be­zeichnen, wohl nicht nur für dieses Land.

Der Weg jedenfalls war bereitet, endlich ein­mal zusammenfassend die Avifauna der Mark zu beschreiben!