Heft 
(2023) 30. Sonderheft
Seite
36
Einzelbild herunterladen

36

Jottpier browmany

Abb. 26: Gottfried SCHIERMANN aus Berlin war Pionier der quantitativen Brutvogelerfassung in den 1920er Jahren. Aus: Beiträge zur Fortpflanzungsbiologie der Vögel 15, 1939.

( Schilfrohrsänger) und Schwirlen( Rohrschwirl). Bemerkenswert sind seine Angaben zur Brutbiolo­gie des Kleinen Sumpfhuhns( 1929). SCHIERMANN hatte eine außergewöhnliche Gabe, Vogelnester zu finden. Ernst MAYR ( in HAFFER 1997) erinnerte sich, bei einer gemeinsamen Exkursion 54 besetz­te Vogelnester an einem Tag gefunden zu haben. Er beobachtete bis ins Einzelne die Umgebung, wo der betreffende Vogel brüten konnte, er ver­setzte sich gewissermaßen in den betreffenden Vo­gel hinein und fand dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung gewöhnlich sehr schnell das gesuchte Nest"( WENDLAND 1981). Seine Siedlungsdichte­Untersuchungen waren die ersten quantitativen, probeflächenbezogenen Bestandsaufnahmen häu­figerer Vogelarten in Deutschland überhaupt( z. B. im Unterspreewald, SCHIERMANN 1930). Da sie in erster Linie durch Nestersuche erfolgten, konnten ihm andere, weniger begabte Untersucher zu­nächst kaum folgen.

Das änderte sich erst, als in den 1960er Jahren die Revierkartierungsmethode anhand singender Männchen aufkam.

Otis 30( 2023) Sonderheft

Konrad GLASEWALD wiederum beschäftigte sich vor allem mit der Vogelwelt der märkischen Wäl­der, besonders mit dem Vorkommen einiger Greif­vogelarten, wie Baum- und Wanderfalke. Wertvoll sind seine zusammenfassenden Berichte über die amtliche Storchenzählung 1934 und über das Vorkommen der Großtrappe( 1942). Hervorzu­heben ist auch sein umfangreiches Buch über die Vögel des Waldes( 1951), ein guter und sehr schö­ner Band mit zahlreichen Fotos( natürlich noch schwarz- weiß), genauen Kennzeichen, Aufenthalt und allgemeiner Verbreitung.

Georg STEIN war in jungen Jahren ein begeisterter Feldornithologe, bevor er als Leiter der säugetier­kundlichen Abteilung des Berliner Naturkunde­museums endgültig als Mammaloge tätig war. Für die brandenburgische Geschichte der Ornithologie sind seine Untersuchungen und Publikationen zum Limikolendurchzug im Odertal in den 1920er Jahren von Bedeutung, weil damals dieser Ar­tengruppe weniger Beachtung zuteil wurde( vgl. RUTSCHKE 1983).

Horst SIEWERT war in der Schorfheide tätig, baute dort ein Wildschaugehege auf, wurde Forstmeister und schließlich Leiter der Forschungsstätte Deut­sches Wild, dann Dozent an der Forsthochschule Eberswalde . Bekannt wurde er vor allem durch hervorragend fotografisch illustrierte Bücher über heimische Vogelarten und bemerkenswerte Tier­filme, etwa über die Balz der Großtrappen. Als ein Pionier des Tierfilms verunglückte er 1943 bei Dreharbeiten auf Kreta ( GEBHARDT 1964).

Victor WENDLAND war dagegen zeit seines lan­gen Lebens, er wurde 94 Jahre alt, bis fast zuletzt einer der aktivsten Ornithologen Brandenburgs und darüber hinaus auch der führende Kopf im West- Berliner Naturschutz. Etliche Schriften über die Tierwelt der Mark und über Naturschutzpro­bleme zeugen davon. Von besonderer Bedeutung sind zudem seine Studien und Publikationen über Eulen und Greifvögel; diese fanden Eingang in ei­nige Standardwerke und Ökologiebücher. 1988 hatte die Stiftung Naturschutz Berlin den Victor- Wendland- Ehrenring als jährlichen Preis für herausragende Naturschutzleistungen ins Le­ben gerufen. Anfang der 2000er Jahre entbrannte