Heft 
(2023) 30. Sonderheft
Seite
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

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Abb. 29: Gottfried MAUERSBERGER , seit 1961 Kustos der ornithologi­schen Abteilung des Berliner Natur­kundemuseums. Foto: V. Heinrich/ Museum für Naturkunde( HBSB, ZM BI 2285 Mauersberger).

kaum anders zu erwarten, besuchten ihn Berliner , Brandenburger , Sächsische, Anhaltinische und Thüringer Ornithologen, aber auch Vogelkundler aus dem Ausland, um seinen Rat einzuholen und Hilfe bei Publikationen zu erhalten.

Das Naturkundemuseum war von Anfang an eng mit der Universität Berlin verbunden, als Be­standteil und mehr oder weniger selbstständige

Gottfried MAUERSBERGER

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Einrichtung. Die Humboldt- Universität erlangte jedoch auch außerhalb der musealen Tätigkeiten vor allem nach 1945 größere Bedeutung als For­schungsstandort für die Ornithologie Branden­ burgs , unter anderem für verhaltenskundliche Studien und Untersuchungen zu den Vogelstim­men, verbunden mit dem Namen Günter TEMB­ ROCK ( 1918-2011).

Freunde fanden in seinem riesigen Arbeitszimmer im Naturkunde­museum immer wieder herzliche Aufnahme. Auf einem großen Mittelarbeitstisch stapelten sich Fachbücher, Sonderdrucke und Landkarten jeglicher Couleur. Es war erstaunlich, dass er sich ganz offensichtlich gut in diesem Wirrwarr zurechtfand. Meist hielt er nach kurzem Suchen ent­sprechende Unterlagen bereit, um bei der Abfassung von Texten zur Veröffentlichung zu helfen. Ich empfand es sehr hilfreich, sich mit ihm über alle denkbaren Themen der Ornithologie aus­zutauschen, stets kameradschaftlich. Gern erinnere ich mich an die gemeinsame Teilnahme am Symposium über Wasservogelforschung in Brno 1972, als er mir in der Diskussionsrunde nach meinem Vortrag bei der Übersetzung der Fragen aus dem Auditorium in unterschiedlichen Sprachen half, nicht nur im Englischen, sondern auch Russischen , Italienischen , Spanischen und Französischen; er sprach diese Sprachen perfekt.

Unvergessen bleiben auch die gemeinsamen Exkursionen in die Mongolei . Dieses Land, eines der letzten Naturparadiese" auf der Erde, hatte es ihm angetan; er liebte die Mongolei und publizier­te mehrere, vielbeachtete Beiträge über deren Vogelwelt.( L. K.)

Als ich MAUERSBERGERS Arbeitszimmer im Museum 1990 erstmals betrat, herrschte dort nach wie vor das oben beschriebene Wirrwarr". Ich hatte bei einer Beringungsaktion einen Buschrohr­sänger gefangen und die Erlaubnis erhalten, die schwierige Bestimmung an den Museumsbälgen zu überprüfen. MAUERSBERGER begrüßte mich mit der Frage: Wo ist denn der Vogel?" Er war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich den Vogel gesammelt und für das Museum mitgebracht hätte. Ich dagegen wäre nicht im Traum auf den Gedanken gekommen, den Vogel als Beleg zu töten. Ich hatte nur Fotos und Maße zum Abgleich mit. MAUERSBERGERS Kommentar: " Wir müssen uns entscheiden, ob wir Ornithologen oder alte Jungfern sein wollen." Er begleitete die Überprüfung dann aber doch freundlich und hilfreich.( W. M.)