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Otis 30( 2023) Sonderheft
Ganz am Beginn war die Arbeit erschwert, weil die Kommunikationstechnik mit dem Kommunikationsbedürfnis noch nicht mithielt. Um beispielsweise von West- Berlin telefonisch zur Naturschutzstation Buckow durchzukommen, bedurfte es meist mehrerer Dutzend Versuche, bei denen man sich buchstäblich die Finger wund wählte.( Die Telefone hatten Wählscheiben...) Noch heute kann ich Teile der damaligen Telefonnummer auswendig.( W. M.)
den gewählt. Bereits 1995 kamen 180 Mitglieder zur Tagung. Viele Elemente der vorherigen Arbeit im Kulturbund wurden weitergeführt, so etwa die Unterstützung der regionalen Fachgruppen und Aufrufe zu landesweiten Erfassungen ausgewählter Brutvogelarten.
Die Einbeziehung der Berliner Ornithologen gelang ohne weiteres, sie hatten die Vereinigung der Ost- und West- Berliner Gruppen ja bereits vorher vollzogen. Ein enger Draht war von Anfang an gegeben, viele Berliner nahmen an den ABBOTagungen teil. Die eigentliche ornithologische Arbeit wurde in Berlin selbstständig organisiert, so dass sich die ABBO weitgehend auf Brandenburg konzentrierte. Zusätzlich galt es, die bisher den Mecklenburger Bezirken zugeordneten Fachgruppen Perleberg , Templin und Prenzlau in die Bran denburger Ornithologie mit einzubeziehen. Die Vertreter( Herbert SCHULZ, Dieter HEINRICH und Helmuth SCHONERT) wurden eingeladen, auf den ABBO- Tagungen ihre Regionen vorzustellen. Die Zusammenarbeit entwickelte sich unterschiedlich schnell. Besonders gut klappte das mit dem Kreis Prenzlau , der alsbald Daten zur zentralen Datensammlung beisteuerte. H. SCHONERT wurde Vorstandsmitglied der ABBO.
In drei Bereichen ging die ABBO neue Wege. Erstens wurde von vornherein angestrebt, eine zentrale Sammlung von Beobachtungsdaten aufzubauen und die wichtigsten daraus in avifaunistischen Jahresberichten zusammenzufassen und zu veröffentlichen. Dies schien unabdingbar, um die weit verstreuten Daten zu erschließen, für zentrale Auswertungen verfügbar zu machen und dauerhaft zu sichern. Zweitens wurde mit der„ Otis“ erstmals eine eigene, rein ornithologische Fachzeitschrift ins Leben gerufen. Hier wurden die Jahresberichte veröffentlicht, und hier konnten Mitglieder Beobachtungsergebnisse und Auswertungen mitteilen. Und drittens wurde ein Archiv aufgebaut, in dem die anfangs auf Karteikarten gemeldeten Beobachtungen hinterlegt, aber auch zahlreiche anderen Materialien aufbewahrt wurden.
Durch Schenkungen und Tauschexemplare erweiterte sich der Bestand im Lauf der Jahre zu einer umfangreichen Bibliothek, die zunächst im Naturkundemuseum in Berlin , dann ab 1997 in Beeskow bei H. HAUPT aufbewahrt wurde, bevor sie 2016 als Schenkung ans Naturkundemuseum Potsdam ging, wo sie öffentlich zugänglich ist.
Von Anfang an gab es eine große Bereitschaft, Beobachtungsdaten für die Gemeinschaftsarbeit zur Verfügung zu stellen. Aber es gab auch Ausnahmen. Die Fachgruppe Templin war sehr aktiv und erstellte jährliche Beobachtungsberichte, war jedoch nicht bereit, diese der Gemeinschaftsarbeit zur Verfügung zu stellen. Fachgruppenleiter HEINRICH teilte dem ABBO- Vorsitzenden Axel SCHMIDT 1994 brieflich mit, ihm sei angedeutet worden, die Jahresberichte würden„ von verschiedenen Leuten ausgebeutet werden...". Schließlich veröffentlichte SEYBOLD( 2020) den Datenfundus der Fachgruppe und stellte der ABBO auch zurückliegende Datensätze umfassend zur Verfügung. Auch andernorts gab es anfangs vereinzelt Abschottungstendenzen. Das mag verschiedene Gründe gehabt haben. Zum einen gab es erste negative Erfahrungen mit Planungsbüros, die ehrenamtlich gewonnene Daten kommerziell ausgebeutet haben. Zum anderen wollten manche Ornithologen es vermeiden, fremde Beobachter in die von ihnen betreuten Gebiete zu locken. Dahinter standen durchaus berechtigte Vogelschutzinteressen, manchmal aber wohl auch ein gewisses„ Revierverhalten“ der Ornithologen selbst.( W. M.)