Zwei Aufgaben hatte die ABBO direkt von den Vorgängerorganisationen übernommen. Das war einmal eine landesweite Gitterfeldkartierung auf MTB- Basis ausgewählter gefährdeter Arten. Das Vorhaben war in der Wendezeit ins Stocken gekommen, wurde dann von der ABBO aufgegriffen, schließlich aber doch ergebnislos abgebrochen. Es hatten sich methodische und technische Schwierigkeiten ergeben, die nicht überwunden werden konnten, sicherlich zur Enttäuschung derjenigen Kartierer, die bereits Zeit und Aufwand in das Vorhaben gesteckt hatten.
Sehr viel umfangreicher war das Vorhaben, eine neue Avifauna aufzulegen. Die Avifauna von RUTSCHKE( 1983) spiegelte überwiegend einen Datenstand Mitte der 1970er Jahre wider, und auch die zweite Auflage 1987 erlaubte keine Aktualisierung. Seitdem hatte sich in der Vogelwelt selbst und bei der Kenntnis darüber viel getan, so dass bereits 1988 Vorbereitungen für eine dritte, vollständig überarbeitete Avifauna begonnen wurden. Die ABBO hatte sich schon bei ihrer Gründung die Fortschreibung der Avifauna zum Ziel gesetzt und begleitete das weitere Verfahren, denn federführend war E. RUTSCHKE als Herausgeber. Schließlich beschloss die Mitgliederversammlung 1994 die Übernahme der Herausgabe durch die ABBO, womit auch klargestellt wurde, dass keine„, 3. Auflage, sondern ein neues Buch entstehen würde. Der Vorstand der ABBO und E. RUTSCHKE( bis zu seinem Tod 1999) bildeten das Redaktionsteam.
Als Grundlage für die weitere Avifauna- Arbeit wurde dann zunächst von Stefan FISCHER die gesamte regionale Fachliteratur in Anschluss an die Libbert- Kartei artweise aufgearbeitet und die Quellenangaben den Artbearbeitern zur Verfügung gestellt. Anleitungen wurden erarbeitet, Material ausgegeben, und Arten säumiger Artbearbeiter neu verteilt. In Anlehnung an die erste Avifauna wurden Artbearbeitungsentwürfe in „ Grünbüchern“ zusammengestellt und zur kritischen Durchsicht und Ergänzung an Fachgruppen und interessierte Einzelornithologen verschickt. Die 1998 gegründete Avifaunistische Kommission übernahm die Beurteilung von SeltenheitenBeobachtungen. Schließlich konnte mittels eines Förderprojektes durch die Vergabe von Werkverträgen die redaktionelle Endbearbeitung und Vereinheitlichung der in Umfang und Qualität sehr
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unterschiedlichen Manuskripte von den 67 Artbearbeitern abgesichert und das Buch 2001 in Druck gegeben werden.
Immer wieder rief die ABBO ihre Mitglieder dazu auf, ausgewählte Brutvogelarten landesweit oder auf möglichst großen Probeflächen zu erfassen. Beispiele dafür sind Drosselrohrsänger( 1992 und 2018), Kiebitz ( 1993), Lachmöwe( 1999), Türkentaube( 2001), Haubentaucher( 2002), Nebelkrähe und Elster( 2003), Haubenlerche( 2004 und 2015), Bekassine( 2013). Ab 2000 wurden die Ergebnisse dieser Zählungen in der Zeitschrift Otis veröffentlicht. Außerdem wurde 2016 zu einer landesweiten Erfassung ausgewählter Brutvogelarten in Kiesgruben aufgerufen, was sehr gut angenommen wurde. Es gelang eine fast flächendeckende Bearbeitung dieser Gebiete( RYSLAVY 2018).
Nachdem die brandenburgische Landesregierung der rechtlichen Verpflichtung zur Ausweisung von Europäischen Vogelschutzgebieten( SPA) nur sehr unzureichend nachgekommen war, brachte die ABBO 2003 eine eigene Publikation„ Important Bird Areas( IBA) in Brandenburg und Berlin " heraus. Sie wurde federführend von Thomas HEINICKE unter
Arbeitsgemeinschaft Berlin- Brandenburgischer
Ornithologen
Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin
Natur& Text
Abb. 67: Titel der„ neuen“ Avifauna 2001.