Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

zwischen aktiven Freundeskreisen und organi­sierten Fachgruppen sind manchmal fließend. In anderen Fällen befassen sich die Fachgruppen nicht nur mit Ornithologie, sondern bearbeiten auch andere Themen des Arten- und Naturschut­zes. Viele Fachgruppen klagen über Überalterung. Im Folgenden werden beispielhaft die Aktivitäten einiger Fachgruppen dargestellt.

OAG Uckermark: Die Gruppe ist aus der Fach­gruppe Schwedt hervorgegangen und bearbeitet schwerpunktmäßig die Altkreise Angermünde und Schwedt , aber auch Prenzlau . Sie ist dem NABU angegliedert. Fachgruppenleiter war von 1990 bis 2006 Winfried DITTBERNER, seitdem Ulf KRAATZ. Die Fachgruppe gibt jährliche gesammelte Beob­achtungsberichte aus der Region heraus, orga­nisiert Bestandserfassungen von ausgewählten Arten und Wasservogelzählungen vor allem im Unteren Odertal . Mehrere Fachgruppenmitglie­der führen artenspezifische Untersuchungspro­gramme durch, z. B. an Bartmeise, Wachtelkönig, Weiẞstorch und Schleiereule. Von W. DITTBERNER wurde 1996 eine Regionalavifauna der Uckermark und 2014 ein Buch über die Vogelwelt des Natio­nalparks veröffentlicht. 2005 erschien ein Sonder­heft der Otis zum Nationalpark mit Beiträgen von Fachgruppenmitgliedern.

Templin : Die Fachgruppe schloss sich 1991 dem NABU an. Fachgruppenleiter war bis 2001 Dieter HEINRICH, seitdem Bodo GIERING. Die Fachgruppe verfasste regelmäßige Jahresbeob­achtungsberichte, nahm an überregionalen Er­fassungsprogrammen teil und wählte jahrweise selbst Arten zur Erfassung im Altkreisgebiet aus. Mitglieder der Fachgruppe beteiligen sich u. a. an Schreiadler- Schutzprogrammen und führen seit Jahrzehnten Untersuchungen am Eisvogel durch ( E.& M. PRIES). 2017 wurde eine Auswertung der ornithologischen Tagebücher von Walter LIBBERT aus den Jahren 1949-1971 publiziert( SEYBOLD 2017). In den letzten Jahren wurden alle verfügba­ren historischen und aktuellen Beobachtungsdaten digitalisiert und in einer regionalen Brutvogelfau­na ausgewertet und veröffentlicht( SEYBOLD 2020). Zusätzlich wurde bislang unveröffentlichtes Origi­nalmaterial zusammengestellt und zugänglich ge­macht( SEYBOLD 2022).

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Perleberg : Die Fachgruppe gehört zum NABU Prignitz. Fachgruppenleiter waren bzw. sind nach­einander Herbert SCHULZ und Falk SCHULZ. Be­sonders umfassende Aktivitäten, die das Gebiet des Altkreises Perleberg überschreiten, betreffen den Weißstorch( Bestandserfassung, Beringung, Ringablesungen, Literaturauswertungen, Tagun­gen). Neben der Teilnahme an überregionalen Programmen befasst sich die Fachgruppe mit der Erfassung und dem Schutz gefährdeter Arten. Es werden regelmäßig Treffen und Exkursionen durchgeführt( SCHULZ& SCHULZ 2013). 2020 er­hielt die Fachgruppe den Naturschutzpreis des Na­turschutzFonds Brandenburg für ihre langjährige Tätigkeit.

Rathenow : Auch diese Fachgruppe schloss sich dem NABU an. Fachgruppenleiter waren Manfred MÜLLER( bis 1991), Günter HÜBNER( 1992-2009) und Peter HAASE( seit 2010). Die Fachgruppe führ­te spezielle Beringungsprogramme von Limikolen am Gülper See sowie von röhrichtbewohnenden Singvögeln durch. Mitglieder der Fachgruppe sind mit Artenschutzprojekten beispielsweise für Weißstorch, Trauerseeschwalbe und Schleiereu­le befasst. Über viele Jahre waren Waldohreulen und Neuntöter intensiv studierte Arten. Die Fach­gruppe begleitet die Aktivitäten der Naturschutz­station/ Staatlichen Vogelschutzwarte in Buckow , der Naturparkverwaltung Westhavelland und der Station Gülpe der Universität Potsdam . Der NABU Westhavelland hat ein Mitnutzungsrecht an der alten Bockwindmühle in Prietzen, die der Uni­ versität Potsdam gehört. Sie wurde und wird vor allem als Standort für Beringungsaktionen genutzt ( NABU WESTHAVELLAND 2015).

Rhinluch : Im Bereich der großen Kranichschlaf­plätze um Nauen und Linum bildete sich eine Arbeitsgruppe, die sich speziell der synchronen Erfassung der Schlafplatznutzung, aber auch Schutzmaßnahmen widmete. Maßgeblichen An­teil an den Aktivitäten hatten u. a. Ekkehard HIN­KE, Moritz RAUCH und Horst SCHREIBER . Letzterer betreute vor allem den Kranichschlafplatz an den ehemaligen Nauener Abwasserteichen. Auch nach Einstellung der Abwasserreinigung in den Teich­parzellen wurde nach 1990 versucht, die Wasser­flächen durch Beschickung gereinigten Abwassers