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des Senats, die dafür erforderliche Mitfinanzierung der Beringungszentrale zu garantieren. So wurde und wird nunmehr ganz Berlin als Exklave
Otis 30( 2023) Sonderheft
von der Vogelwarte Radolfzell ( heute: Tiermarkierungszentrale des Max- Planck- Instituts für Verhaltensbiologie) betreut.
4.6 Förderverein Wasservogelökologie und Feuchtgebietsschutz
Abb. 76: Logo für die Wasservogelforschung- vor und nach 1990 verwendet.
Nach 1990 versuchte E. RUTSCHKE, nur teilweise mit Erfolg, die Aufgaben der„ Zentrale“ in die gesamtdeutschen Aktivitäten einzubringen und mit den etablierten Zentren des DDA in Münster unter Leitung von Christoph SUDFELDT und Wesel als Zentrum der Gänseforschung unter Leitung von Johan MOOIJ zu koordinieren.
So erfuhr die Wasservogelforschung nach 1990 deutliche Veränderungen( NAACKE 2009), jedoch keinen Bruch der Aktivitäten. Die Koordination der Zählungen in Ostdeutschland erfolgte weiterhin durch die Zentrale in Potsdam unter Einbeziehung der Bezirksbeauftragten und des eingearbeiteten Zählernetzes. Nachdem E. RUTSCHKE 1991 als Professor an der Potsdamer Hochschule emeritiert worden war, blieb zwar die„ Zentrale“ zunächst als Forschungsstelle mit neuem Namen( ab 1990 Forschungsstelle für Ökologie der Wasservögel und Feuchtgebiete) noch bis zu seinem Tod 1999 erhalten. Parallel zu dieser Entwicklung entstand für Ostdeutschland ab Sommer 1990 die Arbeitsgruppe Wasservogel- und Feuchtgebietsschutz des NABU , die dann 1992 zur Bundesarbeitsgruppe ( BAG) umgewandelt wurde. Unter der Herausgeberschaft des NABU gab die BAG die Zeitschrift „ Bucephala" zwischen 1993 und 1999 als Kommunikationsorgan für das Wasservogelmonitoring heraus( KALBE& NAACKE 2012).
Nicht zu unterschätzen für die weitere Entwicklung des Wasservogel- und Feuchtgebietsschutzes war die materielle Hilfe des WWF Deutschland ( World Wildlife Fund Deutschland , Präsident Carl Albrecht
v. TREUENFELS) in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung, die in Potsdam die Naturschutzstelle Ost in den Räumlichkeiten der„ Zentrale“ gründete und den Feuchtgebietsschutz förderte.
Etliche Bemühungen zur Erhaltung der gewachsenen Strukturen innerhalb der Potsdamer Hochschule, auch durch Vereinbarungen mit den anderen ostdeutschen Bundesländern und mit den Zentralen in Münster und Wesel , führten letztlich nicht zum Ziel, so dass sich schließlich 2000/2001 der„ Förderverein Wasservogelökologie und Feuchtgebietsschutz e. V.“ gründete, dessen Vorsitzender Johannes NAACKE wurde( KALBE& NAACKE 2012). Mitglieder wurden Vertreter aller ostdeutschen Bundesländer, aber auch aus Bay ern , Münster und Wesel , sowie des Bundesamtes für Naturschutz. Der Förderverein übernahm zunächst die Koordinierung und Auswertung der internationalen Wasservogelzählungen in allen ostdeutschen Bundesländern. Daneben übernahm er auch die Digitalisierung aller Daten der vorherigen Zählungen, die nach und nach den jeweiligen Landesbehörden bzw. Beauftragten der Länder übergeben wurden. Neben der Auswertung aller Zähldaten ab 1965 und der Koordinierung der Zählungen in allen ostdeutschen Bundesländern nach dem Beitritt zur Bundesrepublik bis um 2005 standen ökologische Bewertungen der brandenburgischen Feuchtgebiete im Vordergrund.
Für das Land Brandenburg blieben diese Aufgaben bis zur Auflösung des Fördervereins im Jahre 2011 gemäß einer vorläufigen Vereinbarung mit dem Landesumweltamt( Staatliche Vogelschutzwarte Buckow) bestehen. Der Förderverein erhielt u. a. die kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten in der Vogelschutzwarte Buckow. Außerdem übertrug das LUA einige Aufträge zur Wasservogelökologie mit Werkverträgen. Die Hoffnung, auch für die anderen ostdeutschen Bundesländer solche Arbeiten übernehmen zu können, schlug fehl, weil die Landesbehörden mehr und mehr alle damit im Zusammenhang stehenden Aktivitäten selbst übernahmen.