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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Pilotstudie zum Einsatz

der Psycholinguistischen Rating Skala(PRS)

Von Eduard Werner Kleber

Die Psycholinguistische Rating Skala wird vorgestellt und das theoretische Konzept im Vergleich mit dem (ITPA/PET) Psycholinguistischen Entwicklungstest diskutiert. Die adaptierten Rating-Fragen(Items) der ersten beiden Stufen werden wiedergegeben. Eine Pilot­studie nach Extremgruppenplan aus insgesamt 18 Klassen Grundschule und Sonderschule für Sprachbe­hinderte wird dargestellt. Folgende Fragen werden dis­kutiert:

Wie bilden Lehrer die Lernschwierigkeiten auf die in der PRS vorgeschlagenen psycholinguistischen Katego­rien ab? Wie differenziert die Skala zwischen Schülern mit und Schülern ohne Probleme? Wie differenziert die Skala zwischen ausländischen und einheimischen Schülern? Wie ist die Übereinstimmung zwischen PRS und PET?

The PRS is introduced. The psycholinguistic model of the PRS is discussed in comparision with the ITPA. The items of the Readiness and Elementary Level were translated and adapted. A pilot study with an extreme­group design is reported(18 school classes as well of Elementary Schools as Special Schools).

The following questions are discussed: How does the PRS differentiate between students with and without learning difficulties? How does the PRS differentiate between indigenous and foreign children? What about correlations between PRS and ITPA?

Psycholinguistische Rating Skala(PRS)

Vor drei Jahren veröffentlichten die Western Psychological Services die PRS (Psycholinguistische Rating Skala), die nach 15-jähriger Entwicklung und Erpro­bung von Hobby herausgegeben wurde. Diese Skala zum Einschätzen psycholin­guistischer Fertigkeiten bei Schülern ist ein auf die Schule und den Unterricht zugeschnittenes Instrument, das in der Beobachtung und der allgemeinen Kompetenz für sprachliche und un­terrichtliche Situationen des Pädagogen gründet.

Voraussetzung für den Einschätzer soll sein, daß der Betreffende über min­destens sechs Wochen mit dem Kind in Sprach-Spiel-Arbeitssituationen zusam­

mengearbeitet hat. Die Einschätzung er­folgt auf einer fünfstufigen Skala. Für die Schätzungen wurden Fragen entwik­kelt, die geeignet sein sollen, Informatio­nen über die Ausprägung der psycholin­guistischen Kategorien des Osgood­schen Modells zu liefern( Abb. 1). Aus dem oben dargestellten Modell wer­den zehn psycholinguistische Katego­rien abgeleitet(akustische Entschlüsse­lung usw.), die dann Subskalen der PRS bilden. Die PRS ist eine ökonomische unmittelbar unterrichtsrelevante Va­riante zum ITPA(Illinois Test for Psy­cholinguistic Abilities), der in der Bun­desrepublik Deutschland als PET(Psy­cholinguistischer Entwicklungstest) bekannt geworden ist, und der insbeson­dere in den USA eine breite sonderpäd­agogische Anwendung erfährt.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 2, 1987

Zum theoretischen Modell

Die PRS basiert auf einem theoretischen Modell(Osgood 1957a, b), das in der lin­guistischen Diskussion als antiquiert gilt. Die Anwendung des Chomskyschen Ansatzes(1957, 1965), wie er bei Katz& Fodor(1963) oder bei McCawley(1968), Fillmore(1968) und Lakoff(1971) auf pädagogische oder sonderpädagogische Fragestellungen bezogen ist, erwies sich als nicht besonders fruchtbar. Die Kon­zeptionen blieben weitgehend bei syn­taktischen und semantischen Aspekten stehen. Später wurde bei Searle(1969), bei Healy(1978) und Hörmann(1981) der kommunikative Aspekt wieder stär­ker in den Vordergrund gestellt. Newco­mer& Hammill(1976) fordern, die kognitiven Verarbeitungsprozesse mehr

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