DL SD Johann Borchert/ Christel-Astrid Brucks: Der Einfluß eines Prüfungspraktikums auf das Unterrichts- und Erziehungsverhalten von Studenten
der Sonderpädagogik
Tab. 1: Vergleich der Einschätzungen des Lehrerverhaltens zum Praktikumsanfang und-ende- getrennt für die 5 Dimensionen(23 Studenten, 10 Beurteiler; Wilcoxon-Test für Paardifferenzen).
Dimensionen T-Wert z-Wert Signifikanz Einschätzungen des des Lehrer- o*=0,01; Lehrerverhaltens verhaltens zweiseitige Prakt.- Prakt.Fragestellung anfang ende x!) x!) Dirigierung-Lenkung 9590 0,678 n.S. 6,192) 6,112) Achtung-WärmeRücksichtnahme 5711 4,518 S. 6,572) 6,302) Echtheit 8089 2393 ns. 6,782) 6,632) Verständlichkeit 8411 3,21 S. 5,12) 5,37) Gesprächsführung/ Fragetechnik 8543 3,071 Ss. 6,713) 6,99)
') x= Skalenmittelwert über 2 Unterr. stdn.(über alle 23 Studenten, über 10 Beurteiler) 2) hoher Wert= hohe Merkmalsausprägung; niedriger Wert= niedrige Merkmalsausprägung 3) hoher Wert= niedrige Merkmalsausprägung; niedriger Wert= hohe Merkmalsausprägung
Ergebnisse
Die Analyse der Daten basiert auf einem Vergleich der Anfangs- und Endwerte zum Erziehungs- und Unterrichtsverhalten.
Die Korrelationen zwischen den 5 Dimensionen des Erziehungs- und Unterrichtsverhaltens fallen zwar in allen Fällen statistisch signifikant aus(@*< 0,01; hierbei ist auch der relativ große Stichprobenumfang— n= 2760— zu berücksichtigen); dennoch sind diese Korrelationen(mit Werten zwischen—.32 und .45) als relativ niedrig zu bezeichnen. Dies bedeutet inhaltlich, daß die zur Er- fassung des Lehrerverhaltens verwendeten 5 Skalen durchaus unterschiedliche Merkmale des Lehrerverhaltens messen, obgleich angenommen werden muß, daß für eine vollständige Beschreibung des Lehrerverhaltens wahrscheinlich mehr als 5 Dimensionen herangezogen werden müßten.
Um die besonders interessierende Frage zu klären, ob zwischen dem am Anfang und am Ende des Praktikums beobach
teten Lehrerverhalten ein bedeutsamer Unterschied besteht, werden— getrennt für die 5 Dimensionen— die Einschätzungen des Lehrerverhaltens vom Praktikumsanfang und-ende einander gegenübergestellt. Hierzu werden die gemittelten Skalenwerte(Summe der Skalenwerte über jeweils 6 Sequenzen der 2 Unterrichtsstunden am Praktikumsanfang und-ende dividiert durch die Sequenzenanzahl) über alle 10 Beurteiler und alle 23 Studenten herangezogen (Tab.:1)
Die statistische Überprüfung der Einschätzungen zum Praktikumsanfang und-ende(Tab. 1) erbringt für die Merkmale Dirigierung-Lenkung und Echtheit keine signifikanten Unterschiede, d.h. die Studenten haben sich in diesen Merkmalen während des Praktikums nicht bedeutsam verändert. Statistisch signifikante Veränderungen ergeben sich hingegen bei den Merkmalen Achtung-Wärme-Rücksichtnahme, Verständlichkeit und Gesprächsführung/ Fragetechnik.
Deskriptiv läßt sich zur Frage der Rich
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 2, 1987
tung der ermittelten Unterschiede folgendes ergänzen(s. dazu Skalenmittelwerte aus Tab. 1): Tendenziell zeigt sich, daß die Studenten am Ende des Praktikums weniger verständlich unterrichten als vorher und das Ausmaß an AchtungWärme-Rücksichtnahme sowie wünschenswerter Gesprächsführung/Fragetechnik abnimmt.
Der anhand von Verhaltensdaten(Einschätzungen des von den Studenten realisierten Lehrerverhaltens) überprüften Effektivität des Praktikums soll die erlebte Effektivität des Praktikums gegenübergestellt werden. Der hierzu eingesetzte Fragebogen enthält 8 Fragen, deren Beantwortungen pro Student zu einem Gesamtkennwert der erlebten Effektivität aufsummiert werden; diese Kennwerte werden drei Kategorien(keine— niedrige— hohe erlebte Effektivität) zugeordnet(Tab. 2).
Tab. 2: Beantwortung des Fragebogens zur erlebten Effektivität des Praktikums(N= 23).
erlebte Effektivität
nicht vor- gering hoch handen
Anzahl der
Studenten 0 11 n
Die Ergebnisse aus Tabelle 2 zeigen, daß jeweils etwa die Hälfte der untersuchten Studenten ihr Praktikum als sehr erfolgreich bzw. wenig erfolgreich erlebt hat.
Die bisher dargestellten Ergebnisse beschreiben die Effektivität des Praktikums sowohl auf der Verhaltens- als auch auf der Erlebensebene. Die Frage, ob zwischen diesen beiden Ebenen signifikante Beziehungen existieren, soll in einem weiteren Schritt überprüft werden. Hierzu wird zunächst eine Aufteilung der Studenten in eine Gruppe mit niedrig erlebter und eine Gruppe mit hoch erlebter Praktikumseffektivität vorgenommen(Median-Dichotomisierung über die individuellen Kennwerte der erlebten Effektivität). Als ein Maß, das geeignet ist, den Praktikumsverlauf auf der Verhaltensebene angemessen abzubilden, werden— getrennt für alle
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