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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Bruchrechnung in der Sonderschule

für Lernbehinderte:

Lernerfolgskontrolle experimentell demonstriert

Von Friedrich Masendorf und Burkhard Roeder*

Hinsichtlich der Vermittlung des LehrzielsMultiplika­tion von Brüchen wurden zwei unterschiedliche me­thodische Vorgehensweisen(nach Breidenbach einer­seits und nach Oehl andererseits) auf ihre Effektivität hin überprüft. Trotz des sehr engen korrelativen Zu­sammenhanges zwischen IQ und Posttestergebnissen konnte die eindeutige Überlegenheit der veranschauli­chenden Unterrichtsmethode nach Oehl(1965) bei lernbehinderten Sonderschülern festgestellt werden.

Regarding the achievement of the learning objective Multiplication of Fractions, there were two different teaching methods(on the one hand according to Brei­denbach, whereas on the other hand according to Oehl) evaluated in respect to their effectivevess. Despite the high correlation between IQ and the results of the post­test, the superiority of the illustrative teaching method according to Oehl(1965) could be proven clearly when applied to learning disabled students.

Stand des Problems

Gegenstand der vorliegenden Untersu­chung ist die Effektivität zweier Unter­richtsmethoden zum LehrzielMultipli­kation von Brüchen im achten Schul­jahr bei Lernbehinderten. Gerade die Bruchrechnung stellt für einen Gutteil der lernbehinderten Schüler eine Anfor­derung dar, für deren Bewältigung ihre operative Vorstellung nicht ausreicht und erst mühsam erworben werden muß.

Zur Bruchrechnung ist die Beherr­schung der Grundrechenarten Voraus­setzung. Dies ist bei Lernbehinderten nicht immer selbstverständlich. Aus die­sem Grunde ist es in der mathematikdi­daktischen Diskussion nicht unumstrit­ten, Bruchrechnung überhaupt in der Lernbehindertenschule_durchzuneh­men. Recht kompliziert ist die Multipli­kation von Brüchen:

Bei naiver Betrachtungsweise erscheint es zunächst widersinnig, daß das Ergeb­

nis einer Multiplikation geringer sein sollte als die Werte, die man miteinan­der multipliziert. Analog hierzu verwirrt es manchen Lernbehinderten, daß bei Division von Brüchen das Ergebnis grö­ßer wird, wo doch sonst beim Teilen eine Verminderung der Ausgangswerte statt­findet.

Am Beispiel der Multiplikation von Brü­chen soll nun demonstriert werden, daß durch die Wahl geeigneter Veranschau­lichungsmethoden selbst bei Lernbehin­derten relativ gute Lernerfolge erzielt werden können. Hierzu wurden zwei Methoden mit unterschiedlichem Ver­anschaulichungsgrad ausgewählt: Methode 1 nach Oehl(1965) impliziert als grundlegende Hilfestellung die Ver­anschaulichung über das Rechteck oder das Quardrat. Es wird als Einführung in die Multiplikation von Brüchen also ein Weg gewählt, der der Raumlehre ent­nommen ist. Ein Rechteck oder Quar­drat wird in gleichgroße Teilflächen geg­liedert, und ein Teil dieser Teilflächen wird ausschraffiert.

Beispiel: 1/2 x 1/3 Bei dieser Aufgabe wird das Rechteck durch eine waagerechte Linie halbiert:

1

Anschließend wird das Ergebnis durch senkrechte Linien gedrittelt:

MM|

el

* Für die korrekte und engagierte Durchführung der Untersuchung danken die Autoren Herrn Sonderschullehrer Norbert Wolf.

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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 2, 1987