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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Franz B. Wember: Empirische Befunde zum konkret-operatorischen Denken und schulischen Lernen bei Schülerinnen und Schülern der Schule

für Lernbehinderte

Tab. 3: Deskriptive Statistiken und inferenzstatistische Maße für Variablen des operatorischen Denkens bei 84 lernbehinderten Sonderschülern und 789 Vor- und Grundschülern(TEKO-Eich­stichprobe). Erläuterungen zu den Abkürzungen vgl. Tabellen 2 und 4.

Altersgruppe Deskriptive Statistiken

TEKO-Test LB KG

M SD M 8;8- 8;11 N=23 SE 1.217 1.161 6.324 ZE 2.174 1.851 5.488 KI 1.434 1.751 3.575 MA ‚739 ‚958 4.417 AS 3.956 2.547 9.946 OZ 3.087 2.026 7.884 RF 4.217 3.023 10.147 ME 3.044 2.443 4.378 9;0- 9;11 N=26 SE 3.077 3.097 7.781 ZE 3.962 2.049 KI 1.385 1.981 4.634 MA 1.923 1.354 5.197 AS 6.308 2.936 OZ 5.308 2.604 RF 6.769 2.471 11.448 ME 3.308 2.936 4.738 10;0 N=35 SE 3.400 2.963 ZE 4.771 1.880 KI 1.714 1.949 4.841 MA 2371 1.864 4.986 AS 7.686 2.857 OZ 6.171 2.706 RF 6.971 2.832 ME 3.400 2.534

Analyse der Klasseninklusion, die Piaget als besonders schwierige Operation an­sah, ebenso wie empirischen Untersu­chungen von Wohlwill(1968) und Brai­nerd/Kaszor(1974), denen zufolge die Klasseninklusion erst im Alter von 9 bis 10 Jahren begriffen wird. Umgekehrte altersspezifische Differenzierungseffek­te finden sich bei den Subtests OZ und ZE, die nicht bei den älteren, wohl aber bei jüngeren Schülern differenzieren. Auch dieses Ergebnis entspricht den ent­wicklungspsychologischen Erwartun­gen. Piaget rechnete die Invarianzbil­dungen und ordinalen Zuordnungen bei diskreten Mengen zu den ersten kon­kret-operatorischen Problemen, die auch von jüngeren Kindern gelöst wür­den(Piaget 1958), und die empirische Forschung der siebziger Jahre hat ihm

Inferenzstat. Maße (zweiseitiger Test)

SD t pP ob N=259 2.800 8.670 001 21 ‚888 15.263 001 45 2.435 4.120 001 06 2.1500 8.142 001 19 1.814 14.628 001 43 2.000 11.012 001 30 3.445 7.984 001 19 2.645 2.331 05 02 N=265 1.870 11.411 001 31 S. 0. 7.133- 001 15 2.035 7.788 001 17 1.930 8.443 001 20 S. 0. 9.139 001 22 Ss. 0. 6.088 001 11 3.297 7.040 001 15 2.665 2.5857 01 02 N=265 S. 0. 12.029 001 33 S. 0. 3.797 001 05 1.888 9.175 001 22 2.089 7.041 001 14 S. 0. 6.408 001 12 S. 0. 4.551 001 06 S. 0. 7.666 001 16 S. 0. 2.807 01 03

recht gegeben(vgl. z.B. Gelman 1978; Siegel 1978).

Tabelle 4 zeigt die Korrelationen zwi­schen den TEKO-Rohwerten und den HAWIK-Wertpunkten. Die Koeffizien­ten sind durchweg niedrigen bis mittle­ren Betrags, positive Korrelationskoeffi­zienten treten statistisch signifikant häu­figer auf(/z/= 4.50, p<.001; Vorzei­chentest, zweiseitige Fragestellung). Be­deutsame Zusammenhänge ergeben sich am ehesten bei den Subtests SE, AS und OZ sowie bei den Korrelationen zwischen TEKO-Subtests und Intelli­genzquotienten, wenngleich bei letzte­ren in die Signifikanzprüfungen erhebli­che Redundanz eingeht, da die Quotien­ten aus den Subtestwerten errechnet werden. Auffällig sind die negativen, theorieinkonformen Korrelationen bei

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 2, 1987

KI, die möglicherweise darauf zurückge­hen, daß dieser Test- wie oben bespro­chen- altersspezifisch differenziert und für acht- und neunjährige Schüler gene­rell eine Überforderung darstellt. Auffäl­lig ist ferner, daß bei den TEKO-Tests AS, OZ und SE die korrelativen Bezie­hungen zum Handlungs-IQ stärker sind als zum Verbal-IQ, während in Studien an Normalpopulationen gegenläufige Ergebnisse erzielt wurden(vgl. Elkind 1961; Dudek et al. 1969). In diesem Er­gebnis findet die intraindividuelle Lei­stungsüberlegenheit Lernbehinderter im Handlungsbereich ihren Ausdruck, eine kognitive Besonderheit, die seit lan­gem bekannt und spätestens seit den Untersuchungen zur Profilanalyse des HAWIK psychometrisch nachgewiesen ist(vgl. Winkelmann& Schmalohr 1972)(Siehe Tabelle 4).

Insgesamt gesehen bestätigen die empi­risch gewonnenen Daten die theoreti­sche Annahme: Bei lernbehinderten Sonderschülern bestehen statistisch si­gnifikante, aber in der Regel mäßige, in wenigen Fällen mittlere Beziehungen zwischen der Entwicklung des operatori­schen Denkens und herkömmlichen Intelligenztestwerten. Dieser Trend, der bei leistungsschwachen Schülern scheints pointierter auftritt als bei unaus­gelesenen Stichproben(vgl. Melnick et al. 1974; Swize 1972), läßt sich interpreta­tiv in Richtung geringerer Integration verschiedener intellektueller Leistungs­bereiche bei Lernbehinderten deuten, wie dies Melnick und Mitarbeiter(1974) und Swize(1972) getan haben. Es scheint jedoch ratsam, die vorliegenden Ergebnisse zurückhaltend zu interpre­tieren; denn es ist zu beachten, daß der IQ nicht vergleichbar- nämlich zu ei­nem früheren Zeitpunkt im Rahmen des SAV- erhoben wurde und im vorliegen­den Untersuchungsdesign Intelligenz­und Entwicklungsrückstand konfundiert sind, da lernbehinderte Sonderschüler per definitionem Intelligenzrückstände aufweisen(Klauer, persönliche Mittei­lung).

Die Tabellen 5 und 6 zeigen die zwi­schen TEKO- und Schulleistungsvaria­blen ermittelten Korrelationen bei lern­

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