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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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der Aggressivität: eigene Person, fremde Personen und Sachen; 4. Grad der Betei­ligung: passiv-erfahrend vs. aktiv-bewir­kend. Der BAV enthält außerdem noch zwei Kategorien sozial erwünschten Verhaltens.

Die BAV-Bögen wurden jeweils nach der mittäglichen Stationsrunde, an der alle Patienten teilnahmen, ausgefüllt, aufgrund der Beobachtungen während und unmittelbar vor und nach dieser Sta­tionsrunde. Um den Meßfehler so klein wie möglich zu halten und eine reprä­sentative Beschreibung der Veränderun­gen durchführen zu können, wurde der BAV in jeder Beobachtungsphase(vor und nach dem Training) fünfzehnmal(je einmal pro Werktag) ausgefüllt. Zusätzlich wurden zu Beginn der Beo­bachtungspahse I und am Ende der Beo­bachtungsphase II psychometrische Verfahren(HANES, FAF, AFS) durch­geführt. Auf eine Interpretation der Er­gebnisse dieser Verfahren wird hier ver­zichtet, da diese uneinheitlich sind und eine Diskussion weiterreichende theore­tische Implikationen verlangte, die über den hier gesetzten Rahmen hinausgin­gen.

Hieraus ergibt sich für die Untersuchung (der Gruppe zwei) folgender Verlaufs­

plan:

1. Woche Psychometrische Ver­fahren

1.3. Woche 15mal BAV(Beobach­tungsphase I)

4. 6. Woche Training, 3mal/Wo­che

7.9. Woche 15mal BAV(Beobach­tungsphase II)

9. Woche Psychometrische Ver­

fahren Die Gegenüberstellung der Mittelwerte jeder Kategorie des BAV, für jeden Ju­gendlichen, vor und nach dem Training ist zwar nur ein grobes Maß für die Ef­fekte des Trainings, zeigt jedoch bereits deutliche Trends im Sinne der Erwar­tung, daß aggressives Verhalten nach dem Training geringer ausgeprägt ist als vorher, während selbstsicheres Verhal­ten eine umgekehrte Entwicklung zeigt. Zur statistischen Überprüfung der Er­gebnisse der sechs Einzelfallstudien

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Jürgen Junglas: Training zum Abbau aggressiven Verhaltens bei Patienten einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik

Tab. 1: Zusammenstellung der DEL-Werte für die einzelnen Kategorien eines jeden Probanden

(s= signifikant auf dem 5%-Niveau)*).

Kategorie

1. Proband wird beschimpft und angeschrien

2. Schadenfreudiges Lachen, zynische Bemerkungen gegenüber Personen, Spotten über andere

3. Anschreien, anbrüllen und beschimpfen von Personen

4. Proband wird geboxt, getreten, gestoßen, gekratzt, haaregerauft, gebissen und bespuckt

5. Hinterhältiges Beinstellen, Stuhlweg­ziehen, Stoßen, schadenfreudiges Hilfeverweigern

6. Boxen, treten, schlagen, stoßen, beißen, kratzen, spucken, haareziehen, beschmutzen von Personen

7. Selbstbeschimpfen, Selbstironie, Fluchen über eigenes Verhalten (z.B. bei einem Fehler)

8. Nägelbeißen, Haareraufen, Kopf­anschlagen, selbstschädigende Kopf­und Körperbewegungen

9. Beschimpfen und verfluchen von Gegenständen

10. Mutwilliges Beschädigen von Gegen­ständen: beschmieren, treten, zerreißen, beschmutzen, Türe schmeißen und Sachen durch die Luft werfen

11. Selbstbehaupten, selbstbewußt sein, selbständig und freundlich

12. Geduldig, kooperativ, kompromiß­bereit

Gruppe I Gruppe II

T.E._ M.E. D.B.: CL. MM. 3. F. .45s.31s 1.06.29.10.-25 .54s.25s.4A8s.47s-12 0 .50s.04 31s.26 38s 0 .10s 278 24s-.06 08 578 S6s:..16 2 0 0 67s As.21:13s 0.20 0 0 25 11 0 0 43s 0 25 0.16.40s 46s.4A2s.A9s.31s.14 0 Sis.J0s- 25.29 0 S0s 46s Als.47s.20.81s.19 .57s.09 1-08 22s 80s.B

*) Anmerkung 1: In der zweiten Gruppe schied ein Jugendlicher nach der 7. Sitzung aus, nach­dem er wegen erheblichem fremdaggressiven Verhalten disziplinarisch entlassen worden war. Dieser Jugendliche fiel durch eine erhebliche motorische Unruhe und geringe Frustrationstole­ranz sowie mangelne Introspektionsfähigkeit auf. Er war der einzige, der sich auf das autogene Training nicht einlassen konnte und niemals entspannte Aufmerksamkeit erreichte.

Anmerkung 2: Trotz wiederholter Testung ist nicht davon auszugehen, daß die festgestellten Effekte auf eine Erhöhung des a-Fehlers zurückzuführen sind, da in der DEL-Analyse, im Ge­gensatz zu traditionellen Kreuzklassifikationsverfahren, differenzierte Hypothesen getestet werden. Dies bedeutet im vorliegenden Fall, daß die 12 getesteten Hypothesen pro Fall und Ka­tegorie in unterschiedlicher Weise spezifiziert wurden. Aus diesem Grunde wurde auf eine

Adjustierung verzichtet.

wurde das Verfahren der DEL-Analyse angewandt(nach Hildebrandt et al. 1977 und Froman& Hubert 1980). Das Ver­fahren wurde in der von Petermann (1982) angegebenen Weise durchge­führt. Die DEL-Analyse erlaubt die Be­stimmung der Genauigkeit einer Vor­hersage, z.B. eines Interventionsef­

fektes, bei einem Einzelfall. Die Stich­probenwahrscheinlichkeit(DEL) ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Fehler ver­mieden werden, wenn man sich der Ver­laufsstrukturhypothese bedient. Eine Überprüfung der Signifikanz dieses Ma­Bes ist mit der z-Wert-Statistik möglich. Tabelle 1 gibt einen Überblick über alle

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1986