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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Thomas Steinke: Die Einführung verhaltenstheoretisch orientierter Behandlungsmaßnahmen in die Heimerziehung am Beispiel des

Aggressionstrainings

Abb. 2: Voraussetzungen zur Förderung von Organisationsflexibilität und Belastbarkeit in der Behandlung des Einzelfalles.

Unterstützung des pädagogischen Diskurses, der folgenden Zwecken dient:: a) Vermittlung von Zielsetzungen und Normen des Heimes b) Vermittlung von Fertigkeiten und Techniken c) Aufdecken paradoxer(pathoge­ner) Kommunikation d) Aufdecken von ‚blinden Flecken (Wahrnehmungsverzerrungen) e) Kognitive Orientierung auf spe­zielle Problemlagen f) Synchronisierung und Abstim­mung erzieherischer Reaktionen auf ähnliche Problemlagen. Wir gehen davon aus, daß eine so ge­dachte Dokumentation(als Grundlage für ein angemessenes Informationswe­sen des Heimes) Voraussetzungen für Professionalisierung und andere Inno­vationen schafft. Auf diese Weise kann interdisziplinäre Zusammenarbeit mög­lich werden, vorausgesetzt, daß der Auf­gabendifferenzierung entsprechend un­terschiedlich qualifizierte Mitarbeiter (z.B. Erzieher, Lehrer, Psychologen) eingestellt werden und ein ausreichen­der Personalschlüssel vorhanden ist. Die zeitlichen Rahmenbedingungen des Einsatzes von Mitarbeitern in Form ei­nes Dienstplanes gehören letztlich zu den Organisationsbedingungen des Hei­mes, die zusammen mit der Profes­sionalisierung und ausreichender Beset­zung der Mitarbeiterstellen zu erhöhter Belastbarkeit des einzelnen Positionsin­habers und auf Seiten des Heimes zu größerer Organisationsflexibilität führen kann, d.h. auch zu differenzierterer Hilfe im Einzelfall. Wir wollen dies an Beispielen aus Inno­vationen in unterschiedlichen Praxisein­richtungen erläutern. Zur Optimierung der verhaltenthera­peutischen Arbeit auf einer kinderpsy­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1986

AufgabendifFerenzierung erfordert

AN

- Professionalisierung - Interdisziplinäre N Tosanmenarbeit

fördert

- Ausreichender Personal­schlüssel - Dienstplan

- Organisationsflexibil ität - Belastbarkeit in der Behandlung des Einzelfalles

chiatrischen Station führten Altherr/

Kommer(1979) Maßnahmen durch, die

der Verbesserung des Informationsflus­

ses und der Informationsverarbeitung dienen sollten. Dazu gehörte:

1. eine möglichst frühzeitige Beteili­gung von Vertretern verschiedener auf der Station tätiger Berufsgruppen am Aufnahmegespräch(Arzt, Psy­chologe, Erzieher, Krankenschwe­ster);

2. die schriftliche Fixierung.der Be­handlungsziele und Durchführungs­schritte, sowie behandlungsbeglei­tende Datenerfassung, die jedem Mitarbeiter der Station zugänglich ist;

3. wöchentliche Stationskonferenzen;

4. die Förderung informeller Kontakt­möglichkeiten.

Zur Koordination der Maßnahmen wur­den interdisziplinäre ‚Miniteams bei der Behandlung jedes einzelnen Kindes ein­gerichtet, welche in regelmäßigen wö­chentlichen Sitzungen gemeinsame Beobachtungen und Informationen zu­sammentragen, Therapieziele- und Me­thoden festlegen und Aufgaben vertei­len. Eine Verbesserung der Wirksamkeit therapeutischer Arbeit wird folgender­maßen begründet:

Angehörige jeder Berufsgruppe sind in ei­nen Behandlungsplan integriert und über die Ziele und beabsichtigten Methoden zur Zielerreichung informiert. Dies gewährleistet eine erhöhte Kontinuität der Behandlung, in­

dem das übrige Stationspersonal mit höherer Wahrscheinlichkeit weiter informiert wird, indem Informationen über den Patienten, sein Verhalten, seine Fortschritte usw. ge­sammelt werden und indem häufiger die Um­gebung des Patienten so strukturiert wird, daß Modifikationen des Verhaltens wahr­scheinlicher und zusätzliche Lernmöglich­keiten angeboten werden.

Schließlich bietet die Form der Zusammen­arbeit im Miniteam allen Teammitgliedern in höherem Ausmaß die Möglichkeit, an der Planung und Durchführung der einzelnen Therapieschritte teilzunehmen. Wahrscheinlich wird die Behandlung trans­parenter und eigene Lösungsvorstellungen können eingebracht werden.

Umgekehrt wird auch das Ausmaß der thera­peutischen Kompetenz des übrigen Stations­personals besser erkennbar und kann de­mentsprechend besser ausgeschöpft werden (Altherr/Kommer 1979, 48).

Außerdem können durch die gemeinsa­me Arbeit im ‚Miniteam negative Ein­stellungen des Stationspersonals gegen­über kindlichen Verhaltensproblemen modifiziert werden und neue Formen des Umgangs mit den Kindern erarbei­tet, erprobt und durch nachweisbare Er­folge gefestigt werden. Dazu gehört auch eine Änderung des Dienstplanes, die der oben geschilderten Notwendig­keit einer Realisierung unterschiedlicher Handlungs- und Erlebnisfelder Rech­nung trägt.

Durch organisatorische Veränderungen, die sich z. B. auf die Neuregelungen der Aufsteh­und Essenszeiten und ihre inhaltliche Struk­turierung bezogen, wollten wir versuchen,

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