Thomas Steinke: Die Einführung verhaltenstheoretisch orientierter Behandlungsmaßnahmen in die Heimerziehung— am Beispiel des
Aggressionstrainings
den stationären Tagesablauf an die Lebensformen in der familiären Umwelt der von uns betreuten Kinder stärker anzugleichen. In diesem Zusammenhang wurde in gemeinsamer Absprache mit den Erziehern der Station eine neue Arbeitszeitregelung herbeigeführt, die einen Schichtdienst vorsieht, bei dem sich die Arbeitszeit der Früh- und Spätschicht überschneidet”(Altherr/Kommer 1979, 43).
Im Rahmen qualifizierter Heimerziehung bietet die Erzieherkonferenz die Möglichkeit Kooperation vorzubereiten. Sie hat die Aufgabe organisatorische und einzelfallspezifische Probleme zu besprechen und individuelle oder gemeinsame Probleme der Mitarbreiter in kollegialer Supervision zu thematisieren.
„Die Konferenz ist der organisatorische Vollzugsort der Zusammenarbeit. Alle erzieherisch und therapeutisch tätigen Mitarbeiter nehmen an dieser Konferenz teil, die der gemeinsamen Reflexion gilt. In der Konferenz werden die notwendigen Entscheidungen gemeinsam bearbeitet und organisiert. Hier müssen die für die Therapie und Erziehung notwendigen Schritte gemeinsam erwogen und abgeklärt werden, hier muß geklärt werden, wer welche Aufgaben übernimmt und warum er der dafür Geeignetste ist. Mit anderen Worten: in der Konferenz stellt sich das Bemühen des Heimes um Gesamtstrukturierung und Integration auf ein für die Kinder einheitlich erlebbares therapeutisches Milieu hin dar... Im Mittelpunkt der Konferenz steht das Kind mit seinen Störungen und Problemen und dann die durch diese Störungen bei den Mitarbeitern und in der Organisation aufgeworfenen Probleme. Wir sind uns darüber im klaren, daß die Rangfolge der Betrachtung auch umgekehrt sein kann: daß Schwierigkeiten im einzelnen Mitarbeiter oder in einer Untergruppe zu Verhaltensstörungen und Problemen bei den Kindern führen kann” (Flosdorf 1976, zitiert nach Fröhlich 1980, 126).
Außerdem wurden in der von Fröhlich untersuchten Einrichtung sogenannte Verhaltenstherapie-Gruppen gebildet, in denen die Erzieher einer Gruppe unter fachlicher Anleitung an einem ‚Mediatorentraining’ teilnahmen, welches
Abb. 3: Problem- und Lösungstransfer päd.therap. Handelns im Heim.
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neben der Vermittlung von Grundlagen der Verhaltenstherapie die Beteiligung an allen Prozessen der Therapieplanung, -durchführung und Evaluation ermöglichte. Auf diese Weise lassen sich u. E. konkret Möglichkeiten zur Koordination der Teilaktivitäten auf der Grundlage eines theoriegeleiteten Informationswesens schaffen. Gleichzeitig wurden bereits Kooperationsformen von Therapeuten und Erziehern erwähnt, die im folgenden noch eingehender erläutert werden sollen.
2.3. Möglichkeiten verhaltenstheoretischer Behandlungsmaßnahmen im Heim— Die Integration des Psychologen in die Heimerziehung
In einem klar strukturierten Heim besteht für ausreichend qualifizierte Erzie
Handeln Reflexion
her und Therapeuten die Möglichkeit in den unterschiedlichen Handlungs- und Erlebnisfeldern und in wechselnden Gruppierungen mit jeweils besonderen Aufgabenstellungen tätig zu werden. Dabei kann es notwendig sein, daß Therapeuten im ‚Gruppenalltag’ erziehen, und Erzieher spezielle therapeutische Aufgaben übernehmen, die z.B. dem Transfer der in der Therapie erlernten Verhaltensweisen in den Alltag des Kindes dienen sollen. Hierbei entstehen jedoch immer doppelte Kontingenzen zwischen den Handlungs- und Erlebnisfeldern: Therapie verspricht Probleme zu beheben, die im Alltag des Kindes und durch seine Erziehung allein nicht lösbar sind; gleichzeitig schaffen die therapeutischen Problemlösungsprozesse neue Schwierigkeiten für die Erzieher, wie z.B. die Notwendigkeit spezifische Daten zu erheben oder sich in bestimmter, vielleicht ungewohnter Weise kon
FOX Reflexion
dAe..... Problemlösungstransfer 4-== Lösungstransfer
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1986