Ulrike Petermann/Birgit Röttgen: Sozial unsichere Kinder— Konzeption und Evaluation eines Behandlungspaketes
Variation im zeitlichen Verlauf aufweisen, können zumindest bestimmte Störeffekte bei der Urteilsbildung(wie die Tendenz zur Mitte oder ein Deckeneffekt) ausgeschaltet werden.
Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die Generalisierungseffekte des Trainings mit sozial unsicheren Kindern aufgrund der systematischen Verhaltenseinschätzung in Nachbeobachtungen, die Eltern nach 8 Wochen nach Trainingsende anhand des Beobachtungsbogens vornahmen. In dieser Taballe sind die Mittelwerte der Elternurteile im Gruppentraining den Elternbewertungen der Nachbeobachtung gegenübergestellt. Der Vergleich zwischen diesen beiden Werten belegt sowohl die gute Generalisierung der Trainingseffekte auf das Elternhaus(Werte in Klammern) als auch die längerfristige Stabilität der positiven Effekte.
6. Interpretation und Schlußfolgerungen
Die hier berichteten Ergebnisse müssen in den Kontext der bisher erzielten Effektivitätsbelege für das Behandlungspaket eingeordnet werden(vgl. U. Petermann, 1986; Röttgen, 1983; Overdieck, 1984). Die Gegenüberstellung dieser Befunde legt nahe, daß (1) jüngere und lernbehinderte Kinder verzögerte Effekte aufweisen, diese sich jedoch nicht grundlegend von denen älterer, normalentwickelter Kinder unterscheiden;
Literatur
Tab. 3: Darstellung der Generalisierungseffekte aufgrund der systematischen Verhaltenseinschätzung in der Nachbeobachtung; in Klammern werden zum Vergleich die Mittelwerte der Elternurteile im Gruppentraining angegeben(entnommen aus: Overdieck, 1984, S. 589).
Anmerkung: Einschätzungen für Kind 5 wurden nicht in der Tabelle aufgenommen, da die Eltern dieses Kindes nur unregelmäßig oder überhaupt keine Einschätzungen und somit keine
Vergleichsdaten vorlagen.
Kategorien des Beobachtungsbogens Kind 1 Kind2 Kind3 Kind4 Kind 6 (1) Still sein 12) 2017): 2015) (2) Sprechen Wan" 1 10,4% 20) 2@,D (5) Gesichtsausdruck 1,1) 1(1,4) (6) Körperausdruck 2(2,9) (8) Tätigkeiten 1) (9) Sozialkontakt 1(1,4) 1(1,6) 22,8) (10) Sich selbstbehaupten 4(3,6) 454) 56,9) 46,7 46,9 (11) Eigenständige Aktivitäten
unternehmen 4(3,8) 4,5(3,2) 5(3,5 503,5 406,9
(2) eher passive, sozial zurückgezogene („deprivierte”) Kinder viel mehr Zeit für die Beseitigung der Verhaltensdefizite benötigen als sich verweigernde„Sonntagskinder”;
(3) das Einzeltraining kurzfristige Erfolge bewirkt, die jedoch durch die kontinuierliche Elternarbeit erheblich gestützt werden; die nachhaltigsten Effekte zeigten eindeutig das verhaltenseinübende Gruppentraining, an dem jeweils 3 oder 4 Kinder in einer Gruppe in strukturierten Rollenspielen selbstsicheres Verhalten kennenlernen;
(4) durch das Gruppentraining ein guter Transfer der Trainingsinhalte auf den Alltag erfolgt; dies belegen zumindest die Elternurteile; und
(5) konstante längerfristige Effekte über mehrere Monate feststellbar sind.
Die empirischen Belege unterstreichen
Argyle, M. Soziale Interaktion.(Kiepenheuer& Witsch) Köln 1972. Bornstein, M. R., Bellack, A. S.& Hersen, M. Social-skills training for unassertive children: a multiple baseline analysis. Journal of Applied Beha
vior Analysis, 1977, 10, 183— 195.
Bortz, J. Lehrbuch der empirischen Forschung.(Springer) Berlin 1984. Hauck, P. A. Irrationale Erziehungsstile. In: A. Ellis& R. Grieger(Hrsg.), Praxis der rational emotiven Therapie.(Urban& Schwarzenberg) Mün
chen 1979.
die Notwendigkeit, für jüngere und lernbehinderte Kinder die Inhalte des Behandlungspaketes auf eine größere Anzahl von Trainingsstunden zu verteilen. Ebenso ist eine Ausweitung des Vorgehens bei passiven, sozial stark zurückgezogenen(„deprivierten”) Kindern erforderlich. Insgesamt kann eine Verdoppelung der Anzahl der Trainingsstunden angemessen sein, ohne daß neue Inhalte dazugefügt werden(vgl. Tab 1). Hierzu ist das Behandlungspaket offen und verfügt über eine entsprechende Auswahl von Materialien(vgl. Petermann, 1986). Sicherlich wird man zukünftig auch verstärkte Anstrengungen unternehmen müssen, die erzielten Befunde an jüngeren Kindern zu replizieren. Klar ist auch, daß man entsprechend dem vorgegebenen Muster für die Arbeit mit Jugendlichen altersgemäße Materialien entwikkeln muß.
Meijers, J. J. Problem solving therapy with socially anxious children. Amsterdam: Swets& Zeitlinger, 1978.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1986