Die Trainierbarkeit des abstrakten Denkens bei
lernbehinderten Kindern
Eine Metaanalyse
Von Friedrich Masendorf
Die Trainierbarkeit abstrakten Denkens lernbehinderter Kinder, die zu den vorrangigen Aufgaben präskriptiver Forschung in der Heilpädagogik gehört, wird im vorliegenden Beitrag erstmals sowohl lehrtheoretisch als auch metaanalytisch angegangen. Es werden die Effektivstärken aus 26 experimentellen Studien nach dem Modell heterogener Effekte von Hedges(1983) verarbeitet. Hierbei konnte eine neue präskiptive Theorie von Klauer(1984) validiert werden, die eine gezielte und erfolgreichere Förderung des abstrakten Denkens als bisher ermöglicht. Da die Effektstärken der Einzeltrainings noch beträchtlich variieren, ist eine Standardisierung der Lösungsalgorithmen als Lernhilfen durch computergestützte Instruktion mit Hilfe des Mediums der Bildplatte realisiert worden. Ein Prototyp dieses Systems wurde auf der Hannover Messe(1987, Halle 7) demonstriert.
In this article, the enhancement of abstract thinking skills in learning-disabled students, which is one of the more important tasks of descriptive research in special education, is discussed from a theoretical teaching as well as metaanalytic perspective for the first time. The effects of 26 experimental studies are processed according to the model of heterogeneous effects by Hedges (1983). A new descriptive theory developed by Klauer (1984) that allows for the direct and efficient teaching of abstract thinking could be validated here. Since the effects of the experimental studies vary strongly, the instructions for solving the problems have been placed on a video disc for standardization. The video disc player is operated interactively by a computer. A prototype of this computer system is exhibited at the fair in Hannover 1987(hall 7).
Ziel der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Validierung einer neuen Lehrtheorie zur Trainierbarkeit des abstrakten Denkens bei lernbehinderten Sonderschülern. Diese erfolgreiche Lehrtheorie scheint mit dem Konzept des G-V-Stammbaumes von Klauer(1984) gefunden zu sein. Bislang sind 26 experimentelle Überprüfungen bei insgesamt 494 Sonderschülern ungewöhnlich erfolgreich verlaufen. Bezüglich der Einzelstudien(der Primäranalysen) liegen nicht nur statistisch hochsignifikante Ergebnisse vor. Auch die Effektstärken der Trainings fielen ungewöhnlich hoch aus. Allerdings
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zeigte sich auch, daß die Effektstärken nicht homogen sind, sondern je nach Trainingsleiter variieren. Deshalb werden die Effektstärken einer Metaanalyse (s. Fricke& Treinies 1985) unterzogen. Erst dadurch wird eine angemessene und gesicherte Ergebnisintegration und -interpretation ermöglicht.
Von den 20 Primärstudien, die metaanalysiert werden, wurden 19 unter Anleitung des Verfassers durchgeführt. Eine Studie zur Förderung des abstrahierenden Sprachgebrauchs von Probst(1981) wurde deswegen in die Metaanalyse einbezogen, weil sie die notwendigen methodischen Voraussetzungen und Gütekriterien, die an eine Primäranalyse zu stellen sind, erfüllt.
Theoretische Grundlegung
Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchungsserien waren die Forschungsarbeiten zur Verbesserung des abstrakten Denkens bei lernbehinderten Sonderschülern von Klauer(1975). Diese Arbeiten- insgesamt handelt es sich um 36 Trainingsexperimente- zeigen auf, daß Abstraktionsleistungen bei retardierten Kindern auf nichttriviale Weise trainierbar sind. Allerdings lassen diese Arbeiten noch keine genauen und detaillierten Wirkungszusammenhänge erkennen, um Trainingsmethoden gezielt einsetzbar zu machen.
Die neue Theorie Klauers(vgl. Masen
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 1, 1988