C. Klicpera und S. Schachner-Wolfram: Entwicklung der Lesefähigkeit während des ersten Schuljahres
LESEGESCHWINDIGKEIT
Abb. 1: Lesegeschwindigkeit(Anzahl der pro Minute gelesenen Wörter) zu den fünf Testzeitpunkten und bei den 6 verschiedenen Leseaufgaben: A. vertrauter Text, B. bekannte Wörter in neuen Sätzen, C. bekannte Wörter als Liste, D. neue Wörter in Satzform, E. neue Wörter als Liste, F. Pseudowörter. In der ersten Säule ist jeweils der Mittelwert und die Streuung für die Gruppe der guten Leser, in der zweiten Säule für die Gruppe der schwachen Leser
dargestellt.
me jedoch erfolgte langsamer und war nicht so ausgeprägt wie bei neuen Wörtern.
Beim Vergleich der Lesefehler in diesen Aufgaben sind die besonderen Schwierigkeiten der leseschwachen Kinder ebenso statistisch nachweisbar(F(1,19) = 8.6; p= 0.01) wie beim Vergleich der Lesegeschwindigkeit. Zudem war auch hier der Unterschied zwischen Listen bekannter Wörter, neuer Wörter und Pseudowörter bei den leseschwachen Kindern größer als bei den gut lesenden Kindern(F(1,19)= 3.7; p< 0.05). Vor allem das Lesen von sinnlosen Wörtern fiel den leseschwachen Kindern deutlich schwerer. Die Interaktion zwischen Gruppenzugehörigkeit und Testzeitpunkt war nicht signifikant, die geringere
Lesesicherheit der leseschwachen Kinder war also bereits zu Beginn des Leseunterrichts festzustellen.
Einfluß der Vertrautheit mit der Vorgabeform
Lesegeschwindigkeit: Im Unterschied zu den vertrauten Sätzen hatten zum ersten Testzeitpunkt auch beim Lesen bekannter Wörter, die in neuen, den Kindern bisher noch nicht vertrauten Sätzen vorgegeben wurden, viele Kinder so große Schwierigkeiten, daß es nicht sinnvoll war, die Lesegeschwindigkeit zu bestimmen. Um die Anzahl der fehlenden Werte gering zu halten, wurde daher der
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1988
erste Testzeitpunkt mit dem zweiten und getrennt davon der zweite bis fünfte Testzeitpunkt verglichen.
Beim Vergleich der beiden ersten Testzeitpunkte erwiesen sich beide Wiederholungsfaktoren als bedeutsam. Die Anzahl der pro Minute gelesenen Wörter war bei den bereits bekannten Sätzen deutlich größer als beim Lesen von bekannten Wörtern, wenn diese zu neuen Sätzen zusammengestellt waren(F (1,10)= 8.4; p< 0.05). Die Lesegeschwindigkeit änderte sich vom ersten zum zweiten Testzeitpunkt geringfügig (F(1,10)= 4.05; p= 0.07). Dabei ist eine Abnahme der Lesegeschwindigkeit festzustellen, die wohl mit der Zunahme an den Kindern bereits vertrauten Wörtern zusammenhängt.
31