Buchbesprechungen
Ausgezeichnet finde ich auch das letzte Kapitel über Verhaltenstherapeutische Ansätze in der Arbeit mit Familien”, in dem u. a. gezeigt wird, wie die Idee der systemischen Betrachtung auch im verhaltenstherapeutischen Ansatz fruchtbar gemacht werden kann.
Meinrad Perrez
Fengler/Janssen(Hrsg.): Heilpädagogische Psychologie. Stuttgart: Kohlhammer, 1987, 292 Seiten, 89.- DM. Der vorgelegte Reader trägt 12 Übersichtsarbeiten aus dem bedeutungsvollen Gebiet„Heilpädagogische Psychologie” zusammen, das sich am besten als die Psychologie der Rehabilitation behinderter Menschen definieren läßt. Die Übersichtsarbeiten gliedern sich in zwei Rubriken: 8 behinderungsorientierte Darstellungen und 4 mehr behandlungsübergreifende Ausführungen. Die Herausgeber bemühen sich darum, die Beiträge einer Rubrik jeweils vergleichbar zu gestalten, was bedeutet, daß entwicklungspsychologische, sozialpsychologische und klinisch-psychologische Aspekte zur Sprache kommen. Unter der ersten Rubrik werden folgende Behinderungsformen behandelt: - Erblindung/Blinde - Sehbehinderte - Gehörlose und Schwerhörige - Sprachbehinderte - Lernbehinderte - Geistigbehinderte - Körperbehinderte - Verhaltensgestörte/Verhaltensauffällige Bis auf den Beitrag„Verhaltensauffällige” entsprechen alle Ausführungen dem aktuellen Literaturstand und sind gute Kompendien. In der zweiten Rubrik werden Fragen der Pädag.-Psychologischen Diagnostik, Grundlagen der Fördermaßnahmen und der Verhaltensmodifikation behandelt sowie auf Prozesse der Ausgliederung und Integration Behinderter eingegangen. Vor allem der Beitrag über Verhaltensmodifikation
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1988
stellt eine kenntnisreiche Bereicherung der Heilpädagogischen Psychologie dar. Ich wünsche dem Buch, daß es als Standardwerk der Heilpädagogischen Psychologie und Rehabilitation in Ausbildung und Praxis Eingang findet; ich hoffe weiterhin, daß man in einer zweiten Auflage die angesprochenen Schwächen revidiert.
Prof. Dr. Franz Petermann, Bonn
Blumenthal, V. v.; Buttlar, A.; Nieser, B.; Stübig, H.(Hrsg., 1987): Soziale Integration Behinderter durch Weiterbildung. Zur Situation in England, Frankreich, Italien, Schweden, USA. Bad Heilbrunn/Obb.: Klinikhardt. 480 Seiten, mit Abbildungen und Tabellen.
Integration ist nach wie vor ein Thema, dem ein starkes gesellschaftliches Interesse entgegengebracht wird, welches sich auch publizistisch niederschlägt. Das vorliegende Buch zur sozialen Integration ist das Ergebnis eines 1984/5 vom Bundesminister für Bildung und Wissenschaft geförderten Projekts, durchgeführt von der„Forschungsstelle für Vergleichende Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg.” Mit jeweils eigenem Literaturverzeichnis von 3-9 Seiten Umfang versehen, werden sechs Beiträge zur sozialen Integration in verschiedenen Ländern speziell im Erwachsenenbereich vorgelegt. 1) Heinz Stübig: Bildungsangebote für behinderte Erwachsene in England, 2) Bruno Nieser: Gesellschaftliche Integration behinderter Erwachsener durch „soziokulturelle Animation” in Frankreich, 3) Viktor von Bumenthal: Behinderte in italienischen Erwachsenenbildungseinrichtungen, 4) Bodo Willmann: Erwachsenenbildung und Behinderte in Schweden, 5) Annemarie Buttlar: Die Bildungssituation behinderter Erwachsener in den USA. Der sechste Beitrag ist die Zusammenfassung eines selbständigen Forschungsberichts, der im gleichen Verlag soeben erschienen ist. Erika Schuchardt: Schritte aufeinander zu. Soziale Integration Behinderter durch Wei
terbildung. Zur Situation in der Bundesrepublik Deutschland. Außer der Thematik selbst verbindet die Beiträge noch ihr Aufbau, der jeweils mit einer- historisch eingeleiteten- Darstellung der Erwachsenenbildung des Landes beginnt. Daran schließen sich Informationen unterschiedlichster Art zu gesetzlichen, organisatorischen, personellen, finanziellen usw. Bedingungen der Behindertenarbeit im Rahmen des allgemeinen Bildungswesens an. Im dritten Abschnitt dann werden beide Diskussionslinien inhaltlich zusammengeführt. Dort geht es um ausgewählte„Fallbeispiele”, wie die Autoren es nennen, die nach dem Selbstverständnis der Schrift anregend auf entsprechende reformerische Bemühungen in unserem Lande einwirken sollen. Es handelt sich meist um modellhafte Problemlösungen zur angestrebten sozialen Integration behinderter Menschen im Erwachsenenalter. Es wird von„kurzfristigen Integrationskursen” für Körperbehinderte am Southwark Adult Education Institute berichtet oder über„Le Cheval Bleu”, eine„Kulturelle Vereinigung für demokratische Alternativen in der Psychiatrie”, die Aktivitäten gegen die geschlossene Unterbringung KGeisteskranker bzw. Geistigbehinderter organisiert. Ferner werden Einrichtungen wie„Erwachsenengymnasium”,„Studienzirkel”, oder„Volkshochschule” usw. vorgestellt, die Behinderten in spezieller Weise offenstehen. Noch informativer als die Schilderung regionaler bzw. lokaler Aktivitäten zur Integration erwachsener Behinderter in den einzelnen Ländern wären sicher eine darüberhinausgehende, vergleichende Analyse und Auswertung der einzelnen Berichte gewesen; als Voraussetzung dafür hätte freilich ein etwas systematischerer Ansatz gewählt werden müssen, der die methodologischen Bedingungen für einen solchen Vergleich in Rechnung stellt. Vielleicht aber wäre dies zu Lasten der teilweise spannend geschriebenen Darstellung gegangen. Christoph Anstötz, Köln
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