Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
134
Einzelbild herunterladen

Meinrad Perrez- Psychologische Intervention über Mediatoren

Die zweite Bedingung bezieht sich auf jene Fälle, bei denen die Bezugsperso­nen des Zielkindes nicht durch ihr Ver­halten wesentlich in die problemauf­rechterhaltenden Bedingungen involviert sind, bei denen aber angenommen wer­den kann, daß sie bei entsprechender Befähigung imstande sind, zur Problem­lösung beizutragen. Das ist z.B. bei El­tern von geistig behinderten Kindern der Fall, bei denen die Störung nicht durch die Beziehung bzw. soziale Interaktion der Eltern mit dem Kind erklärbar ist, bei deren Therapie Eltern jedoch we­sentlich als Hilfstherapeuten mitwirken können.

Der Beitrag von Lauth& Schlottke gibt zunächst einen Überblick über kogni­tions- und handlungspsychologische De­fizite, die lernbehinderte Kinder charak­terisieren; anschließend werden konkre­te Interventionsprogramme für die För­derung kognitiver Kompetenzen bei lern­behinderten Kindern durch Mediatoren dargestellt und diskutiert. Die Studie von Ischi& Perrez ist der kontroversen Frage gewidmet, ob Verhaltenstherapie via Mediatoren als symptomorientierte Hilfestellung für Störungen im engeren

Literatur

Freud, S.(1969). Zwei Neurosen. Studienausgabe, Bd. VIII. Frank­

furt: S. Fischer, 9-123.

Guerney, B.(1964). Filial Therapy: Description and Rationale. Jour­nal of Consulting Psychology 28, 304310.

Kessler, B.H.& Roth, W.L.(1980). Verhaltenstherapie: Strategien, Wirkfaktoren und Ergebnisse. In W. Wittling(Hrsg.). Handbuch

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Meinrad Perrez Psychologisches Institut der Universität Route des Fougeres

CH-1700 Fribourg

134

Sinn mit dem Preis der Symptomver­schiebung realisiert werde, was eine Kri­tik verhaltenspsychologischer Grundan­nahmen einschließen würde.

Die dritte Funktion, die Adaptations­funktion, bezieht sich auf Situationen, in denen eine außerordentliche Anpas­sungsleistung von Kindern und ihren Be­zugspersonen an eine schwierige Lebens­situation erforderlich ist. Chronische Krankheiten, Erkrankung eines Kindes an Krebs, Scheidung der Eltern und an­dere schwer zu meisternde kritische Le­benssituationen legen Hilfsprogramme nahe, durch die die Betroffenen in der von ihnen geforderten Anpassungslei­stung unterstützt werden. Auf einschlä­gige Programme nimmt auch der Beitrag von H. Schmid in diesem Heft bezug. Fthenakis diskutiert in seinem Beitrag die Adaptationsproblematik von Kin­dern und Eltern, die sich aus der Schei­dung ergibt. Er beschreibt ein Beratungs­modell, das sich an die Scheidungseltern in den verschiedenen Phasen des Schei­gunsprozesses und an Stiefväter und Stieffamilien richtet, mit dem Ziel, die Schäden für die betroffenen Kinder zu minimieren und die Entwicklungsbedin­

gungen für alle Beteiligten zu verbessern. Das Konzept der Hilfestellung via Me­diatoren ist wie andere Interventionsme­thoden der theoretischen und empiri­schen Fundierung bedürftig. Die Grund­lagenfragen des Mediatorenkonzeptes lassen sich aufteilen in Probleme, die das Wissen über die gesetzesartigen funktio­nalen Zusammenhänge von Merkmalen der erzieherischen Umgebung mit Merk­malen der Entwicklung des Kindes be­treffen, und zweitens in Probleme, die sich auf die Veränderung dieser erziehe­rischen Umgebung beziehen. Der zweite Wissenstyp bezieht sich auf die Frage, welche Lehr-Lern-Faktoren das Umler­nen von erzieherisch bedeutsamen Ein­stellungen und Verhaltenstendenzen er­leichtern bzw. erschweren. Der erste Wissenstyp ist notwendig für die Klä­rung der Interventionsziele auf Seiten der Mediatoren, die von Annahmen über Zusammenhänge des Erzieherverhaltens mit dem Kindverhalten abhängig sind. Der Beitrag von Peterander untersucht in diesem Sinne Zusammenhänge zwi­schen Faktoren der familiären Umwelt und Merkmale der Kindesentwicklung.

der Klinischen Psychologie, Bd. 2. Hamburg: Hoffmann und Cam­

pe, 246287.

Perrez, M., Büchel, F., Ischi, N., Thommen, B.& Patry, J.-L.(1985).

Erziehungspsychologische Beratung und Intervention als Hilfe zur

Selbsthilfe. Bern: Hans Huber.

Tharp, R.G.& Wetzel, R.J.(1969). Behavior modification in the natu­ral environment. New York, London: Academic Press.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988

| |