Präventiv orientiertes Elterntraining— Evaluation zweier Kursprogramme
Von Claudia Köhle und Peter Köhle
Die evaluierten Kurse entsprechen in den Trainingsinhalten etwa dem Gordon-Modell. Da in diesem wesentliche Kompetenzen interpersoneller Kommunikation und Kooperation des Familienlebens aufgegriffen werden, halten wir neben der primär präventiven Indikation auch eine Anwendung im Bereich der Heilpädagogik für sinnvoll. Nach der Erörterung von Besonderheiten bei der Evaluation präventiven Elterntrainings und vorliegender Evalutionspraxis werden die Ergebnisse der Evaluation zweier Kurse vorgestellt und diskutiert. Besonderer Wert wurde auf eine konkretisierende Reformulierung der Trainingsziele und auf die Erfassung von Trainings- und Transfereffekten durch trainingszielorientierte Methoden gelegt. Kognitive Repräsentanz der Zielvariablen und deren Transfer in die Realsituation konnten im wesentlichen konstatiert werden. Obwohl das Problem des Stabilitätsnachweises der Trainingseffekte noch offen bleibt, wird als Fazit das Angebot von Elterntraining für Interessenten empfohlen.
With regard to their subject matter, the training courses evaluated conform to the Gordon model. Since the latter focusses on essential competences for interpersonal communication and cooperation of family life, we can recommend it for use in therapeutic pedagogies, in addition to its primarily preventive indication. Following a discussion of characteristics involved in the evaluation of preventive training for parents and of existing evaluation practices, the authors present and discuss the results of an evaluation of two courses. They place special emphasis on a concrete reformulation of training goals and on the determination of training and transfer effects by means of method governed by the goals of training. By and large, trainees were shown to be cognitively aware of the target variables and able to transfer them to real-life situations. Although the problem of demonstrating the stability of the training effects remains to be solved, those interested can be recommended to use training for parents.
Einführung
Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehungen gehört zu den Hauptbedingungen familiärer Wechselwirkung. Da der Einfluß der Familie„die wichtigste oder doch mindestens eine unentbehrliche Bedingung für das Zustandekommen der meisten psychischen Störungen und für ihre Beseitigung ist‘(Helm et al. 1980, 221), ergibt sich mit einer entwicklungsfördernden Gestaltung dieser interpersonellen Beziehung durch Befähigung der Eltern ein wesentlicher Ansatz primärer Prävention. Besonders für die persönlichkeits- und gemeinschaftsfördernde Bewältigung von Schwellensituationen in der Entwicklung von Persönlichkeit
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und Familie wie etwa während der Vorpubertät/Pubertät der Kinder gilt es, eventuelle Kenntnislücken und Verhaltensdefizite durch psychosoziales Mehrlernen aufzufüllen.
Unter präventivem Aspekt sollten also interessierte Eltern die Möglichkeit finden, sich erforderliche sozialpsychische Kompetenzen anzueignen. Dabei wäre in den Lehr- und Lernstrategien eine Integration von trainingszielbezogener Selbst-Erfahrung, Kenntnisvermittlung und Verhaltensschulung anzustreben. Das könnte sowohl im Rahmen von Erziehungsberatung als auch durch spezielle Trainingsangebote erfolgen.
Die genannten Überlegungen zum Stellenwert der Eltern-Kind-Beziehung ha
ben in heilpädagogischer Sicht einen mindestens gleichen Rang. Gerade in diesem Bereich bedürfen Eltern der Beratung, um ein Familienklima zu sichern, in dem sich das behinderte Kind angenommen fühlt. Das gilt beispielsweise für die konfliktbelastete Sozialisation von Kindern mit Folgeerscheinungen frühkindlicher zerebraler Belastung, „hirnorganischem Psychosyndrom‘“‘. Durch inadäquate Erzieherreaktionen kann sekundär ein Circulus vitiosus einer Fehlentwicklung in Form psychoemotionaler Erlebens- oder offensiver Verhaltensstörungen ausgelöst werden.
Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung, hirngeschädigten Kindern fördernd gerecht zu werden? DDR-Experten
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988