Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
142
Einzelbild herunterladen

Präventiv orientiertes Elterntraining Evaluation zweier Kursprogramme

Von Claudia Köhle und Peter Köhle

Die evaluierten Kurse entsprechen in den Trainings­inhalten etwa dem Gordon-Modell. Da in diesem we­sentliche Kompetenzen interpersoneller Kommuni­kation und Kooperation des Familienlebens aufge­griffen werden, halten wir neben der primär präven­tiven Indikation auch eine Anwendung im Bereich der Heilpädagogik für sinnvoll. Nach der Erörterung von Besonderheiten bei der Evaluation präventiven Elterntrainings und vorliegender Evalutionspraxis werden die Ergebnisse der Evaluation zweier Kurse vorgestellt und diskutiert. Besonderer Wert wurde auf eine konkretisierende Reformulierung der Trai­ningsziele und auf die Erfassung von Trainings- und Transfereffekten durch trainingszielorientierte Me­thoden gelegt. Kognitive Repräsentanz der Zielva­riablen und deren Transfer in die Realsituation konn­ten im wesentlichen konstatiert werden. Obwohl das Problem des Stabilitätsnachweises der Trainingsef­fekte noch offen bleibt, wird als Fazit das Angebot von Elterntraining für Interessenten empfohlen.

With regard to their subject matter, the training courses evaluated conform to the Gordon model. Since the latter focusses on essential competences for interpersonal communication and cooperation of family life, we can recommend it for use in thera­peutic pedagogies, in addition to its primarily pre­ventive indication. Following a discussion of charac­teristics involved in the evaluation of preventive training for parents and of existing evaluation prac­tices, the authors present and discuss the results of an evaluation of two courses. They place special emphasis on a concrete reformulation of training goals and on the determination of training and trans­fer effects by means of method governed by the goals of training. By and large, trainees were shown to be cognitively aware of the target variables and able to transfer them to real-life situations. Although the problem of demonstrating the stability of the training effects remains to be solved, those inter­ested can be recommended to use training for par­ents.

Einführung

Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehun­gen gehört zu den Hauptbedingungen fa­miliärer Wechselwirkung. Da der Einfluß der Familiedie wichtigste oder doch mindestens eine unentbehrliche Bedin­gung für das Zustandekommen der mei­sten psychischen Störungen und für ihre Beseitigung ist(Helm et al. 1980, 221), ergibt sich mit einer entwicklungsför­dernden Gestaltung dieser interpersonel­len Beziehung durch Befähigung der El­tern ein wesentlicher Ansatz primärer Prävention. Besonders für die persön­lichkeits- und gemeinschaftsfördernde Bewältigung von Schwellensituationen in der Entwicklung von Persönlichkeit

142

und Familie wie etwa während der Vor­pubertät/Pubertät der Kinder gilt es, eventuelle Kenntnislücken und Verhal­tensdefizite durch psychosoziales Mehr­lernen aufzufüllen.

Unter präventivem Aspekt sollten also interessierte Eltern die Möglichkeit fin­den, sich erforderliche sozialpsychische Kompetenzen anzueignen. Dabei wäre in den Lehr- und Lernstrategien eine In­tegration von trainingszielbezogener Selbst-Erfahrung, Kenntnisvermittlung und Verhaltensschulung anzustreben. Das könnte sowohl im Rahmen von Er­ziehungsberatung als auch durch speziel­le Trainingsangebote erfolgen.

Die genannten Überlegungen zum Stel­lenwert der Eltern-Kind-Beziehung ha­

ben in heilpädagogischer Sicht einen mindestens gleichen Rang. Gerade in diesem Bereich bedürfen Eltern der Be­ratung, um ein Familienklima zu sichern, in dem sich das behinderte Kind ange­nommen fühlt. Das gilt beispielsweise für die konfliktbelastete Sozialisation von Kindern mit Folgeerscheinungen frühkindlicher zerebraler Belastung, hirnorganischem Psychosyndrom. Durch inadäquate Erzieherreaktionen kann sekundär ein Circulus vitiosus ei­ner Fehlentwicklung in Form psycho­emotionaler Erlebens- oder offensiver Verhaltensstörungen ausgelöst werden.

Welche Möglichkeiten stehen zur Verfü­gung, hirngeschädigten Kindern fördernd gerecht zu werden? DDR-Experten

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988